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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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aber Wooller behauptete hartnäckig, er habe nicht das leiseste Geräusch gehört. In der Tat lag sein Cottage noch ein Stück weiter entfernt vom Cardigan Drive, der im rechten Winkel abbog und sich am Westrand der Siedlung Leaview bis zum östlichen Ende von Gallows View hinzog, aber Richmond hielt die Entfernung nicht für den entscheidenden Grund. Vielmehr war deutlich zu fühlen, daß Wooller nichts mit der Sache zu tun haben wollte - eine weitverbreitete Reaktion in solchen Fällen -, daß er aber darüber hinaus auch etwas zu verbergen hatte. Seine durch die dicke Brille entstellten Augen blieben jedoch starr und ausdruckslos, und es war klar, daß er nichts preisgeben würde. Richmond gab seiner Unzufriedenheit Ausdruck, indem er ihm nur flüchtig dankte und sich verabschiedete.
      Über den Eingang zur ehemaligen Nummer acht erreichte man jetzt die Privaträume des Ladenbesitzers. Richmond hörte Stimmen durch die geschlossene Tür und blieb einen Moment lauschend stehen, in der Hoffnung, etwas Wichtiges zu erfahren. Er konnte nur ein paar Wortfetzen aufschnappen - entweder war die Tür zu dick, oder das Gespräch fand in den hinteren Räumen statt aus denen sich allerdings schnell zusammenreimen ließ, daß sich irgendein junger Bursche gerade Vorhaltungen machen lassen mußte, weil er sich zu lange draußen herumtrieb und seine Schularbeiten vernachlässigte. Richmond lächelte in einem plötzlichen Gefühl der Solidarität mit dem armen Jungen. Er hatte sich selbst oft genug solche Standpauken anhören müssen.
      Auf sein Klopfen verstummten die Stimmen augenblicklich, und die Tür wurde abrupt aufgerissen. Graham Sharp wirkte deutlich besorgt, als er feststellte, daß die Polizei ihn zu sprechen wünschte. Aber so reagierte fast jeder, wie Richmond wußte, und gewöhnlich steckte nicht mehr dahinter als ein unbezahlter Strafzettel für falsches Parken.
      «Nein, ich hab sie nicht besonders gut gekannt», erklärte Sharp. «Sie hat immer das Nötigste hier gekauft, weil es so wohl bequemer für sie war, ansonsten hat sie ganz zurückgezogen gelebt. Was ist ihr denn zugestoßen?»
      «Haben Sie gestern nacht vielleicht irgend etwas gehört, so etwa um elf Uhr?» wollte Richmond wissen.
      «Nein, nichts», antwortete Sharp. «Ich hab oben ferngesehen. Wir haben aus einem der ehemaligen Schlafzimmer eine Art Wohnraum gemacht. Er liegt ganz nach Westen, so weit, wie man in Eastvale nur kommen kann, ohne gleich in einem Acker zu landen. Ich hätte also gar nichts hören können aus der Ecke vom Cardigan Drive.»
      «Irgendwelche ungewöhnlichen Vorkommnisse in der letzten Zeit? Fremde Leute auf der Straße oder Kinder, die herumlungern?»
      «Nein.»
      «Neue Kunden im Geschäft? Oder neugierige Leute, die Fragen stellen?»
      «Niemand, außer Ihnen.» Sharp lächelte verkniffen, aber deutlich erleichtert, daß Richmond sein Notizbuch wegsteckte.
      «Könnte ich kurz mit Ihrem Sohn sprechen, Sir?» fragte Richmond.
      «Mit meinem Sohn?» wiederholte Sharp, sichtlich nervös. «Wozu? Er ist noch ein Kind, eben erst fünfzehn.»
      «Vielleicht kann er uns trotzdem helfen.»
      «Na schön.» Sharp rief die Treppe hoch nach seinem Sohn. Wenige Augenblicke später trollte sich Trevor mürrisch nach unten.
      «Wo warst du gestern abend, ungefähr um elf?» fragte Richmond.
      «Hier bei mir», schaltete sich Sharp ein. «Das hab ich Ihnen doch schon gesagt - wir haben ferngesehen.»
      Richmond blätterte in seinem Notizbuch, das machte sich besser, auch wenn er keine Gedächtnisstütze brauchte. «Sie sagten, daß Sie oben waren und ferngesehen haben, Sir. Von Ihrem Sohn war nicht die Rede.»
      «Na schön, aber so war's nun mal gemeint. Ich bin einfach davon ausgegangen, daß Sie das richtig verstehen. Wo sollte er denn auch sonst sein um die Zeit?» Er legte Trevor den Arm um die Schultern, und der Junge zuckte sichtlich zusammen.
      «Nun?» wandte sich Richmond an Trevor.
      «Stimmt genau, wir haben ferngesehen. Gibt ja sonst nicht viel, was man hier tun kann, oder?»
      Richmond bedankte sich bei beiden und ging, nachdem er auch in diesem Fall seine Vorbehalte zu Papier gebracht und sich eine Notiz gemacht hatte, daß er Trevor von irgendwoher zu kennen glaubte. Alles in allem sah es nicht danach aus, als ob der ganze beschissene Abend ein Reinfall war. Allmählich genoß er die Befragung und die Verantwortung, die auf ihm ruhte, und seine gehässigen

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