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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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gutbezahlten Job gefunden und sich den Jugendtraum von einem Leben auf dem Lande erfüllt hatte. Die Frau schien ihrem Aussehen nach Italienerin oder Spanierin zu sein - Richmond konnte sich in diesem Punkt nicht eindeutig entscheiden, schließlich stellte sich jedoch heraus, daß sie mit Mädchennamen Smith hieß und aus Leominster stammte.
      «Was ist passiert?» erkundigte sich Andrea. «Ist meiner Nachbarin Miss Matlock etwas zugestoßen?»
      «Ja», antwortete Richmond, nicht bereit, für den Augenblick mehr preiszugeben. «Haben Sie die Frau gekannt?»
      «Ich würde nicht sagen, daß wir uns gekannt haben. Jedenfalls nicht näher. Wir haben uns halt gegrüßt, und ich habe gelegentlich für sie ein paar Einkäufe gemacht, als sie im letzten Jahr krank war.»
      «Uns interessiert, ob Sie vielleicht vergangene Nacht zwischen zehn und zwölf irgend etwas Ungewöhnliches gesehen oder gehört haben, Mrs. Rigby.»
      «Letzte Nacht? Lassen Sie mich nachdenken. Am Montag also, da war Ronnie gerade wieder weg nach London ... Ich hab einfach nur herumgesessen und ein bißchen ferngesehen. Ja, jetzt erinnere ich mich, daß ich gehört habe, wie jemand die Straße runtergerannt ist, zum Cardigan Drive. Das muß so etwa um elf gewesen sein, denn die Nachrichten waren vorbei, und ich guckte mir gerade einen alten Film an. Ungefähr eine halbe Stunde, dann hab ich abgeschaltet, weil er mir zu langweilig war.»
      «Jemand ist also gerannt - war das alles?»
      «Ja.»
      «Sie sind also nicht ans Fenster gegangen, um mal nachzusehen?»
      «Nein, warum sollte ich? Vermutlich waren es nur irgendwelche Kinder.»
      Richmond kritzelte in seinem Notizbuch. «Sonst noch etwas? Hörten Sie irgendwelche Geräusche von der Tür nebenan?»
      «Ich hatte den Eindruck, als hätte jemand geklopft, nach diesem Gerenne. Aber ich bin mir nicht sicher, es klang irgendwie so dumpf, so entfernt. Tut mir leid, aber ich habe nicht besonders darauf geachtet.»
      «Wie lange ungefähr, nachdem Sie das Laufen gehört haben?»
      «Direkt danach. Das Laufen hörte auf, und dann hörte ich das Klopfen.»
      «Ist das Geräusch des Laufens schwächer geworden, oder brach es plötzlich ab?»
      Andrea dachte einen Augenblick nach. «Es brach eher ab, ja. Aber das will nicht viel besagen, denn sobald irgendwelche Leute oder Autos um die Straßenecke verschwinden, hört man nichts mehr.»
      «Haben Sie überhaupt irgendwas hören können von Miss Matlocks Tür?»
      «Nein, nichts, aber das ist nicht ungewöhnlich. Ich höre nicht einmal, wenn ihre Freundin vorbeikommt. Ich höre nur, daß sie anklopft, aber von drinnen dann nichts mehr. Diese alten Häuser haben noch sehr dicke Wände, und die Treppenaufgänge stoßen jeweils aneinander, so daß der Abstand zwischen ihrem und unserem Wohnzimmer wirklich ziemlich groß ist. Ich höre zwar manchmal die Stufen knarren, wenn sie zum Schlafen nach oben geht, aber mehr auch nicht.»
      Richmond nickte und klappte sein Notizbuch zu. «Haben Sie in letzter Zeit irgendwelche Personen bemerkt, die sich hier in der Gegend herumgedrückt haben? Irgendwelche Kids oder Fremde?»
      Andrea schüttelte den Kopf, und Richmond fielen keine weiteren Fragen ein. Außerdem war es ohnehin schon ziemlich spät, und es gab noch mehr Leute zu befragen. Er dankte Andrea Rigby für ihren ausgezeichneten Kaffee und ging weiter zur Nummer sechs.
      Auf sein Klopfen wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet, und ein Mann mit dicken Brillengläsern spähte um die Ecke. Es war Henry Wooller, wie Richmond feststellte, nachdem er sich Eintritt verschafft hatte, der Bibliothekar der hiesigen Leihbücherei, ein trockener, verschrobener Kauz und notorischer Einzelgänger. Woollers Haus war die reinste Müllhalde, vollgestopft mit alten Zeitungsausschnitten, schmutzigen Tellern, alten Socken und halbvollen Teetassen, in denen sich Inseln von Schimmelpilzen angesiedelt hatten. Über allem ein beißender, durchdringender, animalischer Gestank. Unter dem Feuilleton der Sunday Times schaute der Zipfel eines Pornomagazins hervor, das offenbar hastig versteckt worden war. Die Buchstaben UNCY waren klar zu erkennen, und Richmond schloß daraus, daß es sich um BIG'N BOUNCY, einen Import aus Dänemark, handeln mußte. Unter dem Vorwand, ein wenig aufzuräumen, sorgte Wooller dafür, daß das Magazin ganz verdeckt wurde.
      Richmond wiederholte die Fragen, die er schon Andrea Rigby gestellt hatte,

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