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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Hintergedanken gegen Sergeant Hatchley schwanden zusehends dahin.
      In den ersten beiden Häusern auf dem Cardigan Drive traf er niemanden an. Die Bewohner zweier weiterer Häuser waren am Vorabend bis in die frühen Morgenstunden auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung ihres Klubs gewesen, und in den verbleibenden beiden Häusern hatte man zur fraglichen Uhrzeit zwar jemandem vorbeilaufen hören, aber niemand hatte aus dem Fenster geschaut oder das Klopfen an Alice Madocks Tür gehört.
      Im ersten Überschwang hatte Richmond noch vorgehabt, mehr als diese ersten sechs Häuser hinter sich zu bringen, allmählich aber fühlte er sich doch etwas müde, und da er immerhin seine Pflicht absolviert hatte, beschloß er, sich auf den Rückweg zu machen und Hatchley Bericht zu erstatten.
      Er fand den Sergeant in Alice Matlocks Lehnstuhl vor, lang ausgestreckt, die Füße auf einem Schemel deponiert und laut schnarchend. Die Tote war inzwischen weggeschafft worden, geblieben waren nur die kreidegezeichneten Umrisse ihrer Gestalt auf den abgewetzten Fliesen und die dunklen Lachen getrockneten Blutes. Überall lag noch der Staub von Mansons Fingerabdruckpulver, und der Flüssigkeitspegel in der Brandyflasche war deutlich gesunken.
      Richmond hüstelte diskret, worauf Hatchley ein blutunterlaufenes Auge aufklappte und knurrte: «Ah, schon zurück, mein Junge? Grade nachgedacht über den Fall, bißchen die Atmosphäre geschnuppert, klar? Was ist, sind Sie durch mit den Häusern?»
      Richmond nickte.
      «Guter Junge. Na, dann woll'n wir uns mal auf die Socken machen. Sie brauchen sicher Ihren Schönheitsschlaf, wenn Sie morgen die ganzen Berichte schreiben wollen.»
      «Inspector Banks hat doch angeordnet, daß jemand hier auf Posten bleiben soll.»
      «Soso, hat er das? Ja, sicher, das kann einer von den Uniformkitteln machen. Wissen Sie was, machen Sie's sich hier gemütlich, und ich sag auf dem Heimweg im Revier Bescheid. In 'ner Viertelstunde ist die Ablösung da, garantiert. Okay, mein Junge?»
      Müde, durchnäßt und halb erfroren murmelte Richmond nur ein ergebenes «Ja, Sir», machte es sich in einem Sessel bequem und tröstete sich mit dem Gedanken, daß die schöne Andrea Rigby wenige Meter weiter in ihrem Bett lag, nur durch eine Hauswand von ihm getrennt. Schließlich überlegte er, daß er die Zeit ebensogut nutzen konnte, um in groben Zügen seinen morgigen Bericht zu entwerfen. Er holte das Notizbuch hervor, überlas die Aufzeichnungen, die er in seiner kleinen ordentlichen Schrift gesammelt hatte, und begann zu grübeln, wie das alles wohl zusammenpaßte.
     
     

** 5
     
    * 1
     
    Der folgende Mittwoch ließ sich für Banks schon am Morgen schwer an. .Sein Schreibtisch war bereits mit Berichten übersät, und der Gedanke an Jenny Füller ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Dabei war seine Ehe völlig in Ordnung - Sandra war alles oder sogar mehr, als er sich jemals von einer Partnerin erhofft hatte - insofern gab es also keinen Grund, warum er sich für eine andere Frau interessieren sollte.
      Ihm fiel ein, daß Paul Newman einmal gesagt hatte: «Warum sollte ich draußen einen Hamburger essen, wenn ich zu Hause ein gutes Steak haben kann?» Was ihm nicht einfiel, war der Name des Witzbolds, der darauf geantwortet hatte: «Und was ist, wenn du Lust hast auf eine Pizza?»
      Mit sechsunddreißig war er sicher noch ein gutes Stück entfernt von der vielbeschworenen Midlife-crisis, dennoch gab es wohl keinen Zweifel, daß er sich stark hingezogen fühlte zu dieser umwerfenden rothaarigen Doktorin der Psychologie. Es hatte ihn plötzlich getroffen, wie eine Art elektrischer Schock, und er war überzeugt, daß es ihr genauso ergangen war. Sie hatten sich nur zweimal gesehen, aber beide Begegnungen hatten unter einer starken unterschwelligen Spannung gestanden, und Banks wußte nicht, wie er sich dagegen wehren sollte. Das einzig Vernünftige war, seiner Wege zu gehen und jede weitere Begegnung zu vermeiden, aber diese Lösung war aus beruflichen Gründen nicht praktikabel.
      Widerwillig würgte er den heißen, bitteren Kantinenkaffee hinunter und ermahnte sich erneut, die Dinge nicht so ernst zu nehmen. Es gab keinen Grund, sich schon alleine deshalb schuldig zu fühlen, weil man an eine attraktive Frau dachte. Schließlich war er ein normaler, heterosexuell reagierender Mann. Nach einem weiteren Schluck von dem bitteren Kaffee fühlte er sich hinreichend gefestigt, um sich wieder

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