Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
klares Ja oder Nein?»
      «Ich möchte nur Ihre Meinung hören. Wäre es denkbar, daß unser Voyeur, nachdem er Carol Ellis beim Ausziehen beobachtet hat, die Straße hinuntergelaufen ist, an Alice Madocks Tür geklopft und sie - aus welchen Gründen auch immer - vorsätzlich oder versehentlich getötet hat?»
      «Sie möchten vermudich eine Antwort, die ausschließlich auf psychologischen Überlegungen basiert?»
      «Ja.»
      «In diesem Fall würde ich nein sagen. Es wäre äußerst unwahrscheinlich. Erstens hätte er keinen Grund, zu ihrem Haus zu laufen. Wenn er sich von ihr beobachtet geglaubt hätte, wäre er allenfalls so weit und so schnell wie möglich weggelaufen.»
      «Sie nehmen mir schon wieder meine Arbeit ab.»
      «Ach, zum Teufel», sagte Jenny, «das liegt eben alles ziemlich nahe beieinander. Welche Antwort haben Sie denn erwartet?»
      «Ich weiß auch nicht. Vielleicht, daß Voyeure keine Mörder sind oder so was in der Art.»
      «Psychologie für Anfänger, wie?» lachte Jenny. «Tut mir leid, damit kann ich nicht dienen. Ich habe Ihnen gesagt, daß es ziemlich unwahrscheinlich ist, und ich habe Ihnen einen guten Grund dafür genannt. Und wenn ihm die Beobachtung von Carol Ellis die gewünschte Erleichterung verschafft hat, bezweifle ich stark, daß er emotional imstande war, gleich danach einen Mord zu verüben.»
      «Das hab ich auch dem Superintendent gesagt.»
      «Ja, dann, warum um alles in der Welt ...» setzte Jenny an, um dann in Lachen auszubrechen. «Es ist wahr, wir machen tatsächlich beide den Job des andern, stimmt's? Aber im Ernst, Alan - ich sage, es ist unwahrscheinlich, aber keineswegs unmöglich.»
      «Ist er möglicherweise zu ihr gegangen, um sich ihr anzuvertrauen?»
      Jenny schüttelte den Kopf. «Das glaube ich nicht. Nicht zu einer alten Frau, das paßt überhaupt nicht ins Bild. Um es einmal stehend freihändig zu formulieren - Sie haben es vermutlich mit einem kahlköpfigen, kurzsichtigen, mittelalterlichen Mann zu tun, der einen Regenmantel aus Plastik trägt, Fahrradspangen und Überschuhe.»
      «Klassisch schön.»
      «Tut mir leid, aber es gibt nun einmal solche Klischees.»
      «Oh, ich weiß. Glauben Sie mir, ich weiß es zur Genüge.»
      «Was meinen Sie?»
      «Ich denke da zum Beispiel an Dorothy Wycombe.»
      «Ah», antwortete Jenny, «sie hat Ihnen wohl einen Besuch abgestattet?»
      «Heute morgen.»
      «Ach ja, Dorothy kann einen schon das Fürchten lehren, nicht wahr? Ich selbst habe jedenfalls meine Schwierigkeiten, mit ihr zurechtzukommen. »
      «Ich dachte, Sie wären dicke Freundinnen.»
      «Nur Bekannte. Wir haben ein oder zwei Projekte miteinander bearbeitet, das ist alles. Tatsächlich haben wir nicht sehr viel gemeinsam, aber Dorothy ist eine äußerst energiegeladene Person und macht ihren Job wirklich sehr gut.»
      «WEEF?»
      «Ja, WEEF. Klingt ziemlich verdreht, wie?»
      Banks nickte nur.
      «Wie dem auch sei», fuhr Jenny fort, «Dorothy ist wirklich eine intelligente Person, aber sie denkt zu dogmatisch. Worum ging es denn, wenn die Frage nicht indiskret ist?»
      «Um eine etwas delikate Angelegenheit», erklärte Banks und schilderte ihr in kurzen Worten den Sachverhalt, ohne Namen zu nennen. Zum Schluß mußten sie beide lachen.
      «Der arme Mann», meinte Jenny mitleidig, «dabei hat er doch nur versucht, sich ein bißchen ranzumachen.»
      «So arm ist er nun auch wieder nicht. Er hätte wissen müssen, daß so was nicht geht.»
      «Ich frage mich nur, warum ihn die Frau bei Dorothy verraten hat.»
      «Hat sie gar nicht. Ich habe vorhin auf dem Weg hierher kurz bei ihr reingeschaut, und sie war sehr verärgert über diesen Vorfall. Allem Anschein nach hat Miss Wycombe den bedauernswerten Opfern einen Besuch abgestattet - vermutlich wie eine dieser feinen viktorianischen Damen, die sich um die Armen gekümmert haben - und bei dieser Gelegenheit versucht, etwas Munition gegen uns zu sammeln. Die Frau hat ganz freundlich mit ihr geschwatzt und dabei auch ein paar scherzhafte Bemerkungen über meinen Beamten gemacht. Tatsächlich fühlte sie sich wohl eher geschmeichelt von seinen Annäherungsversuchen, weil sie selbst schon seit längerem ein Auge auf ihn geworfen hatte und sich fragte, wann er wohl endlich den ersten Schritt wagen würde. Dorothy Wycombe hat nun die Tatsachen so verdreht, wie sie es für ihre Zwecke brauchte, ist zu uns marschiert und

Weitere Kostenlose Bücher