Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln
einem seiner Vorderzähne.
«Was ist los mit dir?» beschwerte sich Mick. «Macht einen ja ganz fertig, dieses ständige Gefummel in deinem Maul.»
«Weiß auch nicht», antwortete Trevor. «Tut 'n bißchen weh und fühlt sich rauh an. Hab wahrscheinlich 'ne Füllung verloren.»
«Laß mal sehen.»
Trevor bleckte sein Gebiß wie ein Pferd mit der Kandare im Maul, während Mick die Zähne inspizierte und schließlich seine Diagnose verkündete: «Klarer Fall, einer ist 'n bißchen schwarz am Rand - der kleine, neben dem dicken gelben. Ich würd' mal besser zu 'nem Zahnklempner geh'n, wenn ich du wär'.»
«Ich kann Zahnärzte nicht ausstehen.»
«Feigling!» höhnte Mick.
«Von mir aus», meinte Trevor achselzuckend, «aber ich kann sie nun mal einfach nicht leiden. Egal», fügte er hinzu, als die Musik verstummt war, «du sagst also, wir haben zwei neue Jobs?»
«Genau. Einen heute nacht und den nächsten am Montag.»
«Warum schon heute nacht? Das ist doch wohl ein bißchen sehr kurzfristig.»
«Weil die morgen aus 'm Urlaub zurückkommen, kapiert? Und die Ware ist super, sagt Lenny.»
«Und was ist mit dem Ding am Montag?»
«Die Alte geht montags in ihren Country-Club, und Lenny hat gehört, daß sie immer 'n Haufen Schmuck zu Hause hat. Reiche Scheidungswitwe, wie 's aussieht.»
«Hat dein Lenny auch 'ne Idee gehabt, wie wir da reinkommen sollen?»
«Viel besser.» Mick verzog das picklige Gesicht zu einem breiten Grinsen. «Er hat mir das hier gegeben.» Er schlug seinen Parka auf und zeigte Trevor das Ende eines Metallprügels, der sehr nach einer Brechstange aussah. «Ein Klacks mit dem Ding», meinte er, «steckst du einfach zwischen Tür und Pfosten, und schon biste drin.»
«Und wenn uns jemand sieht?»
«Tut schon keiner. Sind alles große Häuser, ziemlich weit auseinander. Außerdem kommen wir über die Rückseite. Total ruhig, kein Mensch in der Gegend. Aber wir ziehen besser trotzdem die Mützen über, zur Sicherheit.»
Trevor nickte. Der Gedanke, in ein großes leeres, dunkles Haus einzusteigen, hatte etwas Erschreckendes und Aufregendes zugleich. «Wir brauchen Taschenlampen», erklärte er. «Am besten diese kleinen Dinger, diese Punktstrahler.»
«Hab ich schon», sagte Mick stolz. «Lenny hat mir 'n paar in die Hand gedrückt, bevor er runter ist nach London.»
«Dann ist es ja gut», lächelte Trevor. «Wir sind dabei.»
«Wir sind dabei», bekräftigte Mick. Sie hoben ihr Glas und tranken darauf.
** 7
* 1
Jenny Füller schien Banks' Theorie, daß der Voyeur seine Opfer aus den weiblichen Stammgästen der Pubs rekrutierte, äußerst erheiternd zu finden. «Kaum läßt man Sie drei Tage allein», lachte sie, «und schon haben Sie sich Ihre eigenen Ideen zurechtgelegt, wie?»
«Aber könnte denn nicht etwas dran sein?»
«Doch, durchaus möglich, daß das ein Muster ergibt, etwa wie seine Fixierung auf blonde Frauen. Andrerseits hängt es vielleicht einfach nur damit zusammen, daß es für ihn der geeignetste Zeitpunkt war. Ein Zeitpunkt, an dem ihn niemand vermissen oder sehen würde. Oder wo er sich darauf verlassen konnte, daß seine Opfer genug getrunken hatten, um nach Hause und zu Bett zu gehen. Er wird wohl kaum auf gut Glück irgendwo endlos gewartet haben, bis sich die passende Dame eingestellt hat.»
«Jetzt sind Sie es, die sich meinen Kopf zerbricht.»
Jenny lächelte. Sie saßen in tiefen, bequemen Sesseln an einem prasselnden Kaminfeuer, wie Leute, die sich jetzt gemütlich ihrem Brandy und einer Zigarre zuwenden wollten. Statt dessen tranken sie beide ein Theakstone Bitter, und nur Banks paffte gelegentlich an seiner Benson & Hedges, Special Mild.
«Wie viele Pubs gibt es eigentlich in Eastvale?» erkundigte sich Jenny.
«Siebenundfünfzig. Ich habe das überprüfen lassen.»
Jenny pfiff durch die Zähne. «Ein wahres Paradies für Alkoholiker! Trotzdem - Sie werden doch wahrscheinlich wissen, in welchen Gegenden er operiert, oder?»
«Überall und nirgends, wie es scheint. Er hat seinen Wirkungskreis ziemlich weit ausgedehnt, abgesehen von den zwei Damen, die im gleichen Pub gewesen sind. Insofern hilft uns das nicht sehr viel weiter, allerdings deutet einiges darauf hin, daß zwischen ihm und dem Fall Alice Madock ein Zusammenhang besteht. Könnte der Täter ein und dieselbe Person gewesen sein?»
«Erwarten Sie ein
Weitere Kostenlose Bücher