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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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der Straße.
      «Und wo waren Sie?» fragte er.
      «Zu Hause», antwortete Mr. Patel, wandte den Blick zur Decke und fuhr fort: «Die Wohnung liegt gleich hier drüber. Sehr praktisch.»
      «Ja, ganz bestimmt», meinte Banks, zunehmend neugierig. «Erzählen Sie mir doch etwas mehr.»
      «Ich kann mich dran erinnern, weil ich grade die Vorhänge zumachen wollte. In dem Moment kam 'n Bus vorbei, und ich hab geseh'n, wie der Kerl da sitzen blieb. Kam mir ziemlich komisch vor. Ich meine, was sucht so'n Knabe an der Haltestelle, wenn er nich' auf n Bus wartet?»
      «Ja, da haben Sie recht», sagte Banks. «Erzählen Sie weiter.»
      «Da gibt's nichts mehr zu erzählen. Etwas später hab ich noch mal rausgeguckt, und da war er immer noch da.»
      «Und wann ist er dann gegangen?»
      «Hab ich nicht gesehen, so direkt. Muß so gegen elf Uhr gewesen sein, da hab ich nämlich das letztemal geguckt.»
      «Und das Mal davor?»
      «Wie bitte?»
      «Ich meine, wann haben Sie das letztemal nach draußen geschaut und ihn gesehen?»
      «Um halb elf ungefähr.»
      «Können Sie den Mann beschreiben?»
      Mr. Patel schüttelte betrübt den Kopf. «Tut mir leid, aber dafür war's zu dunkel. Ich glaube, er hat 'nen dunklen Mantel angehabt oder so was wie 'ne Regenhaut. Schlank und 'n Stückchen größer als Sie. Hatte irgendwie den Eindruck, daß er noch ziemlich jung war, aber es war schwierig, ihn da auszumachen, in dem Schatten.»
      «Das ist nicht weiter schlimm, machen Sie sich keine Gedanken», meinte Banks. Immerhin stimmte die Farbe des Mantels mit der Beschreibung von Sandra und den übrigen Opfern überein. Zweifellos war das der richtige Mann, und man hatte einen Anhaltspunkt, um die Inhaber der umliegenden Geschäfte, der Lokale und auch die Busfahrer zu befragen. Möglicherweise hatten auch noch andere in dieser Nacht einen Mann auf einen Bus warten sehen, den er nie genommen hatte.
      «Das war eine äußerst wichtige Aussage», erklärte Banks, «und Sie haben mir sehr geholfen.» Mr. Patel zuckte mit den Achseln und schüttelte verlegen den Kopf. «Haben Sie den Mann vielleicht früher schon einmal gesehen?»
      «Ich glaube nicht, aber wie soll ich das wissen? Ich hab ihn ja nicht erkannt.»
      «Wenn Sie ihm wieder begegnen oder Ihnen jemand auffällt, der ihm ähnlich sieht, wenn wieder jemand an der Haltestelle herumlungert, ohne einen Bus zu nehmen, oder sich sonstwie merkwürdig verhält - dann lassen Sie es mich wissen, ja?» Banks notierte seine Telefonnummer auf einer Visitenkarte und reichte sie Mr. Patel, der sie kopfnickend entgegennahm und versprach, die Augen offenzuhalten.
      Unter den herrlichen Melodien der Zauberflöte fuhr Banks nach Hause und war zum erstenmal seit Tagen wieder frohen Mutes.
     
     

** 10
     
    * 1
     
    Am Sonntag morgen machte er sich auf den Weg zu Robin Allott, der nur etwa zehn Minuten von ihm entfernt bei seinen Eltern wohnte, in einer eher bescheidenen Doppelhaushälfte.
      Auf sein Klopfen öffnete eine kleine vogelähnliche Frau die Tür und führte ihn - unentwegt um ihn herum flatternd - ins Wohnzimmer.
      «Setzen Sie sich doch, Inspector», sagte sie und zog ihm einen Stuhl heran. «Ich werde Robin sofort holen. Er ist in seinem Zimmer und liest die Sonntagszeitung.»
      Banks schaute sich mit einem raschen Blick im Zimmer um. Das Mobiliar wirkte ein wenig schäbig, es gab weder einen Videorekorder noch eine Stereoanlage, nur einen schon recht betagten Fernsehapparat. Alles in allem ein deutlicher Kontrast zu der üppigen Ausstattung bei den Ottershaws, dachte Banks.
      «Er kommt gleich runter», meldete Mrs. Allott. «Darf ich Ihnen vielleicht eine Tasse Tee anbieten?»
      «Ja, gern», antwortete Banks, überwiegend aus dem Bedürfnis heraus, die Frau für eine Weile loszuwerden. Sie machte ihn nervös mit ihrem ständigen Gehüpfe. «Ich hoffe, Sie und Mr. Allott nicht zu stören», fügte er höflich hinzu.
      «Oh, nein, durchaus nicht.» Sie senkte die Stimme. «Mein Mann ist Invalide, Inspector. Er hatte einen schweren Schlaganfall vor zwei Jahren, und er kann sich nicht mehr so gut bewegen. Deshalb bleibt er die meiste Zeit im Bett, und ich pflege ihn, so gut ich kann.»
      Das war also die Erklärung für die dürftige und abgenutzte Einrichtung. Trotz aller Segnungen des Sozialstaats war der Ausfall des Hauptverdieners immer noch ein schwerer finanzieller Rückschlag für die meisten

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