Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln
Innern war übermächtig, und nach zwei, drei rüden Stößen war alles vorbei. Trotz dieser kümmerlichen Anstrengung völlig erschöpft, rappelte er sich mühsam auf die Knie und zog die Hose wieder hoch. Die Frau lag reglos da. Ihre Tränen waren versiegt, ihre Augen starrten in eine unbestimmte Ferne, und sie schien immer noch zu grinsen unter dem festgezurrten Schal.
«Du bist dran», sagte er zu Mick.
«Im Leben nicht! Wenn du glaubst, ich rühr' in deiner dünnen Soße rum, bist du schiefgewickelt, Kumpel. Komm schon, wir verpissen uns.»
Im Hinausgehen verpaßte Mick der liegenden Frau einen kräftigen Tritt gegen die Schläfe und gab ihr zu verstehen, daß sie noch mehr davon haben könne, wenn sie nicht den Mund hielt. Bevor er sich umdrehte und Mick durch die Küche nach draußen folgte, konnte Trevor noch sehen, wie ein dünner Streifen Blut aus dem blonden Haar sickerte.
** 12
* 1
Nach einem langweiligen Grundsatzreferat von Fred Barton über die Eigenschaften und den Einsatz eines Teleobjektivs war der Rest der dienstäglichen Versammlung des Foto-Klubs der Diskussion über die Arbeiten gewidmet, die zwei Wochen zuvor bei einer Sitzung mit einem Aktmodell angefertigt worden waren. Wie gewohnt rissen ein paar weniger ernsthafte männliche Fotoamateure ihre derben Witze, aber insgesamt war die kurze, zwanglose Diskussion recht produktiv.
Sandra begutachtete Normans Arbeiten und mußte zugeben, wenn auch nur im stillen, daß sie ihr gefielen. In ihren Augen zeigten die Aufnahmen deutlich mehr Experimentierfreude als bei den anderen, was sie als Vorzug empfand, da sie selbst gern etwas wagte, allerdings selten so weit ging wie Norman. Er hatte einen besonders lichtempfindlichen Film benutzt und die Abzüge so stark vergrößert, daß sie eine extrem grobe Körnung hatten. Mit dem Ergebnis, daß die Bilder nicht nach einem nackten Frauenkörper, sondern eher nach einer Mondlandschaft aussahen.
Später versammelte sich die übliche Clique im Mile Post. Der Pub war heute voller als sonst, die Rock-'n'-Roll-Klänge aus der Jukebox und das ständige Piepen der Videospiele erschwerten die Unterhaltung beträchtlich. Außerdem hatte sich eine Gruppe von Farmern versammelt, die irgend etwas feierten, mit einer Menge lautem Gelächter und dem obligaten gelegentlichen Rundgesang, und ein paar junge Männer aus den Rennställen von Middleham waren in die Stadt gekommen, um sich zu vergnügen.
«Habt ihr euch mal diese neue Minolta angesehen?» fragte Norman, machte es sich auf seinem Stuhl bequem und legte Pfeife und Streichhölzer griffbereit vor sich auf die polierte Tischplatte.
«Das ist keine Kamera, sondern ein Computer», meinte Robin.
«Du brauchst das Ding nur zu programmieren, und es macht alles allein, einschließlich der richtigen Brennweite.»
«Na und? Was glaubst du denn, was du machst, wenn du die Belichtungszeit und die Blende einstellst?» fragte Norman. «Das ist doch dasselbe - du programmierst die Kamera, oder?»
«Nein, das ist was anderes.»
«Was mich betrifft», warf Sandra ein, «mir ist eigentlich jede technische Neuerung willkommen, die mir mehr Zeit läßt, mich auf das Objekt zu konzentrieren.»
Norman lächelte nachsichtig. «Treffend bemerkt, Sandra. Obwohl ich sagen würde, daß die Technik, wie du das nennst, noch ein integraler Bestandteil des Fotografierens ist.»
«Ich weiß, wie wichtig die Wahlmöglichkeiten sind», gab Sandra zu, «und ich werde der manuellen Bedienung immer den Vorrang geben. Aber trotzdem - je einfacher, desto besser, wenn du mich fragst.»
«Ich habe es eigentlich nie besonders schwierig gefunden, die Kamera oder die Brennweite einzurichten», erklärte Robin. «Ich weiß überhaupt nicht, was der ganze neumodische Quatsch soll.»
«Typisch, diese reaktionäre Einstellung», schnaubte Norman. «Du kannst doch den Fortschritt der Technik nicht einfach ignorieren, mein Junge. Statt dessen solltest du lieber versuchen, ihn dir zunutze zu machen.»
«Ich habe ja gar nichts gegen Technik, wirklich nicht», gab Robin friedlich zu bedenken. «Ich meine nur, daß ich ihn nicht brauche, das ist alles. Ebensowenig wie zum Beispiel eine elektrische Zahnbürste.»
«Oh, du hättest sicher deine Freude an der guten alten Lochkamera, das kann ich dir sagen», seufzte Norman.
«Was mich angeht, ich kann mir diese neuen Modelle einfach nicht leisten», erklärte
Weitere Kostenlose Bücher