Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln
Sandra.
«Ich glaube, das können wir alle nicht», bekräftigte Harriet. «Ein ziemlich kostspieliges Hobby, diese Fotografie.»
«Sehr wahr», pflichtete Norman bei. «Ich müßte die gesamte Ausrüstung verkaufen, die ich inzwischen angesammelt habe, aber vielleicht wäre es die Sache wert. Auf jeden Fall werde ich mir das Ding einmal etwas genauer ansehen. Wie wär's, noch eine Runde?»
Als Norman mit den Getränken zurückkam, hatte man das Gespräch geschickt auf das Thema der heutigen Klubsitzung zurückgelenkt. Sandra beglückwünschte ihn zu seinen Arbeiten, und er gab murrend zu, daß ihre eigenen Aufnahmen - obwohl in Farbe und offensichtlich beschnitten - doch recht gelungene Kompositionen darstellten. Sie habe interessante und ungewöhnliche Schattierungen der Haut zuwege gebracht.
«Wo sind eigentlich deine Aufnahmen?» fragte er Robin. «Die haben wir, glaube ich, noch gar nicht gesehen.»
«Sie sind noch nicht fertig. Ich habe Dias gemacht und den Film erst vor ein paar Tagen weggeschickt, weil noch ein paar Aufnahmen übrig waren.»
«Dias!» ereiferte sich Norman. «Das ist aber ziemlich ungewöhnlich.»
«Ich habe einen 50er Ektachrome genommen», argumentierte Robin. «Hervorragendes Material für diese Zwecke.»
«Mag ja sein», meinte Norman, «aber Dias für eine Aktstudie? Ich wette, du hattest gar keinen Film in der Kamera, was, Robin? Wahrscheinlich ist das der Grund, warum du uns nichts vorweisen kannst.»
Robin ignorierte ihn und wandte sich an Sandra. «Ich habe mit deinem Mann gesprochen», meldete er, «aber ich glaube kaum, daß ich ihm sonderlich helfen konnte.»
«Das weiß man nie», meinte Sandra achselzuckend. «So oder so muß er zunächst einmal alle greifbaren Informationen zusammentragen. Was in etwa damit vergleichbar ist, die Sandkörner am Strand zu zählen.»
«Mir wäre das viel zu frustrierend.»
Sandra lachte. «Oh, für Alan sicher auch. Vor allem, wenn er in mehreren Fällen gleichzeitig ermittelt und kaum noch nach Hause kommt. Dabei ist das noch lange nicht alles.»
«Das Los des Polizisten ist eben ein glückloses», alberte Norman.
«Das würde ich nicht sagen», meinte Sandra lächelnd. «Alan ist normalerweise ganz glücklich mit seiner Arbeit, wenn er nicht gerade mit besonders unerfreulichen Verbrechen zu tun hat, wie beispielsweise mit der Tötung einer wehrlosen alten Frau.»
«Oder mit einem Spanner», fügte Norman hinzu. «Wir wollen doch unseren heimlichen Schaulustigen nicht vergessen.»
«Nein, in der Tat», stimmte Sandra zu. «Wie dem auch sei, Robin, es ist durchaus möglich, daß du ihm doch hast weiterhelfen können. Alan sagt immer, daß man nie genau weiß, wann und wie man an die Lösung kommt, weil alles zunächst nur ein großes Durcheinander ist.»
«Also, wann werden wir nun diese Dias zu Gesicht bekommen?» fragte Norman ungeduldig.
«Nun, ich müßte sie eigentlich bald zurückhaben.»
«Ich wette, du hast nicht einmal einen Diaprojektor.»
«Wenn schon. Den kann ich mir jederzeit leihen.»
«Nicht von mir, ich hab auch keinen. Bisher hab ich es nicht mal geschafft, die letzten Ferienfotos irgendwem vorzuführen.»
«Aber Robin hat doch bestimmt einen Projektor, wenn er Dias aufnimmt, oder?» erkundigte sich Harriet.
«Nein», entschuldigte sich Robin kleinlaut. «Ich fürchte, es ist das erste Mal, daß ich mit Dias gearbeitet habe. Natürlich habe ich so einen kleinen Guckapparat, aber der ist nicht besonders hilfreich.»
«Kein Problem, ich habe nämlich einen Projektor - und eine Leinwand», erklärte Sandra. «Wenn jemand die Geräte ausleihen will, bitte sehr, ihr braucht nur vorbeizukommen und sie euch zu holen. Ihr wißt ja, wo ich wohne.»
«Soll das eine Einladung sein, Sandra?» erkundigte sich Norman anzüglich.
«Ach, halt den Mund», erwiderte sie und stieß ihn scherzhaft in die Seite.
«Findet ihr nicht, daß es irgendwie unnatürlich ist, wenn wir Nackte fotografieren im Klub?» fragte Harriet unvermittelt. «Ich meine, wir reden immer darüber, als ob es das Normalste von der Welt wäre, sich nackte Leute anzugucken.»
«Warum auch nicht?» meinte Norman. «Für manche von uns ist es bestimmt die einzige Chance, so was zu sehen.»
«Das sagst ausgerechnet du, Norman? Ein flotter Aufreißer in allen Kneipen?» witzelte Sandra. «Dabei stehen die Mädchen sicher schon Schlange vor
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