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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Möglicherweise beneidete er Steadman, aber das war kein hinreichender Grund, ihn zu töten. Ramsden war allerdings nicht so leicht auszuloten. Da war einmal die Sache mit diesem Roman, den er offenbar zu schreiben gedachte. Vielleicht hatte man große Hoffnungen in ihn gesetzt, auf künstlerischem Gebiet. Erwartungen, die er bisher nicht erfüllt hatte. Aber warum? Aus Trägheit? Aus Mangel an Talent? Jedenfalls gab er sich äußerst feingeistig und sensibel, vermutlich war er als Kind mächtig verhätschelt worden - wahrscheinlich von seiner Mutter - und in dem Glauben aufgewachsen, etwas Besonderes zu sein, eine große Begabung. Inzwischen war er Ende Zwanzig, ohne seine Talente bislang offenbart zu haben.
      Bei Penny Cartwright bewegte er sich einstweilen in einer Art Grauzone. Sie mochte beides haben, Motiv und Gelegenheit, aber das blieb vorläufig offen. Auf alle Fälle hatte er den dringenden Wunsch, mit ihr zu sprechen, und beschloß, sie gleich heute abend in Helmthorpe aufzusuchen. Zweifellos mußte er sich auch mit ihrem Vater beschäftigen, irgendwann.
      Das größte Problem war die Tatsache, daß man einen so langen Zeitraum abzudecken hatte. Wenn Steadman das Bridge tatsächlich um Viertel nach neun verlassen hatte, seine Leiche aber erst um vierzehn Minuten nach Mitternacht auf dieses Feld expediert worden war - wo hatte er dann in den verbleibenden dreieinhalb Stunden gesteckt? Irgend jemand mußte ihn doch wohl in der Zwischenzeit gesehen haben?
      Während der lyrische Tenor sein klagendes «Retir'd from any Mortal's Sight» anstimmte und hinter den Pappeln und Ligusterhecken entlang der Straße die ersten Häuser von Eastvale in Sicht kamen, tauchte Banks langsam wieder aus seiner Versunkenheit auf.
     
    * II
     
    «Du hast ihm also alles erzählt, wie?»
      «Das wollt ich nicht, Kevin, ehrlich nicht. Dein Name und das alles - aber es ist mir einfach so rausgerutscht.»
      Kevin grinste nur höhnisch. Sally verfärbte sich und stieß ihm den Ellbogen in die Rippen. «Du hast eine dreckige Phantasie, wirklich. Das war alles nur wegen dieser blöden Uhrzeit - vierzehn Minuten nach zwölf. Er hat genau gesehen, daß ich keine Digitaluhr habe. Warum mußt du auch unbedingt dieses dämliche Ding mit dir rumschleppen?»
      Kevin schaute auf seine Uhr hinunter, als müsse er sie auf irgendwelche Mängel untersuchen. «Ich weiß auch nicht», meinte er.
      «Außerdem piept sie ständig, nach jeder Stunde», beschwerte sich Sally und fügte, etwas sanfter, hinzu: «Egal, was man grade macht...»
      Kevin beugte sich vor, nahm sie in den Arm und küßte sie. Während Sally sich unter ihm wand und krümmte, schob er die Hand unter ihre Bluse, legte sie um ihre warmen Brüste und preßte ihren Körper fest auf den Boden. Das Gras roch feucht und süß, und rundherum summten die Insekten. Schwer atmend löste sie sich schließlich von ihm. Kevin legte sich auf den Rücken, die Arme unter dem Kopf verschränkt, und schaute hinauf in den tiefblauen Himmel.
      «Wie findest du ihn denn, diesen Überflieger aus London?» fragte er.
      Sally schnaubte verächtlich. «Von wegen Überflieger. Der bringt es doch tatsächlich fertig, von London wegzugehen, um hier zu leben. Muß total bekloppt sein, der Kerl.»
      Kevin stützte sich auf den Ellbogen und schaute sie aufmerksam an, während er an einem langen Grashalm knabberte. «Was hat er gesagt zu der Sache?»
      «Nicht viel, hat ihn wohl nicht besonders interessiert. Er hat mir nur'n paar blöde Fragen gestellt. Ich weiß gar nicht, warum ich mir so viel Gedanken gemacht hab. Beim nächsten Mal bin ich jedenfalls nicht so schnell dabei, der Polizei zu helfen, das kannst du mir glauben.»
      «Was meinst du damit - beim nächsten Mal?»
      «Ich meine, falls ich noch irgendwas rausfinde.»
      «Warum solltest du? War doch nur'n Zufall, daß wir den Wagen gehört haben. Und wir wissen nicht mal, was da überhaupt los war.»
      «Wissen wir wohl. Bist du eigentlich gar nicht neugierig? Willst du nicht auch wissen, wer's war?»
      Kevin zuckte mit den Achseln. «Ich will nichts damit zu tun haben. Überlaß das der Polizei, schließlich werden sie dafür bezahlt.»
      «Typisch, so 'ne Einstellung. Echt kleinkariert», spottete Sally.
      «Aber vernünftig.»
      «So? Mir macht es aber keinen Spaß, wenn man immer vernünftig ist.»
      «Worauf willst du hinaus?»
      «Auf nichts. Ich glaube, ich werd selbst mal 'n

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