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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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bißchen rumhorchen, das ist alles. Schließlich hab ich hier mein ganzes Leben verbracht und muß doch wissen, was im Dorf so passiert.»
      «Was willst du denn tun, was die Polizei nicht auch kann?»
      «Keine Ahnung im Moment, aber ich mach's garantiert besser als die. Wär doch unheimlich aufregend, wenn ich den Fall für die lösen würde, oder?»
      «Laß den Quatsch, Sally. Wir haben das doch alles längst besprochen, und du weißt, was ich davon halte. Es ist zu gefährlich.»
      «Wieso?»
      «Was ist, wenn der Killer rauskriegt, was du machst? Was ist, wenn er meint, daß du ihm zu dicht auf den Pelz rückst?»
      Sally erschauerte leicht. «Ich bin schon vorsichtig, keine Sorge. Außerdem bringt man's zu nichts, wenn man vor jedem Risiko kneift.»
      Kevin gab auf. Sally strich ihren Rock glatt und legte sich wieder ins Gras. Sie waren hoch oben in den Bergen, am Südhang des Dale, und hatten einen guten Ausblick auf das kreuzförmig angelegte Gratly und das Schachbrettmuster der Schieferdächer von Helmthorpe. Sally pflückte eine Butterblume und hielt sie neckisch an ihr Kinn, bis ihr Kevin die Blume aus der Hand nahm und mit den zarten Blütenblättern zärtlich über ihren Hals und ihre nackten Schultern strich. Dann küßte er sie, wanderte mit der anderen Hand unter ihren Rock, bis dicht zu ihrem Slip und streichelte die zarte Haut zwischen ihren Schenkeln.
      Plötzlich hörte Sally ein Geräusch, als sauste eine dünne Rute oder ein größerer Ast durch die Luft. Blitzschnell setzte sie sich auf, so daß Kevin von ihr herunterfiel und mit dem Gesicht im Gras landete.
      «Da kommt jemand», flüsterte sie.
      Wenige Augenblicke später löste sich eine Gestalt aus dem kleinen Gehölz am Rande des Bachs. Sally hob die Hand, um ihre Augen gegen das Sonnenlicht abzuschirmen und festzustellen, wer da kam.
      «Hallo, Miss Cartwright», rief sie, als sie die Gestalt erkannte.
      Penny trat zu ihnen, kniete sich ins Gras und warf die lange schwarze Mähne zurück. «Hallo! Ist das nicht ein herrlicher Tag?»
      «Ja», antwortete Sally. «Wir haben grade eine kleine Pause gemacht. Wir waren den ganzen Nachmittag unterwegs.»
      «Früher bin ich auch viel hier rumgelaufen, als ich noch in eurem Alter war», meinte Penny, als spreche sie zu sich selbst. «Kommt mir vor, als wär das ewig lange her, dabei sind's nur zehn Jahre. Ihr werdet euch noch wundern, wie schnell die Zeit vergeht. Deshalb solltet ihr sie nutzen, so lange es geht.»
      Sally wußte nicht so recht, was sie darauf antworten sollte, sie fühlte sich plötzlich unbehaglich. Nach einem kurzen, verlegenen Schweigen sagte sie schließlich: «Tut mir leid für Ihren Freund, Mr. Steadman, wirklich, tut mir leid. War ein netter Mann, echt.»
      Penny richtete den Blick auf sie, als komme sie von sehr weit her. Einen Augenblick lang dachte Sally, ihre Beileidswünsche seien ungehört geblieben, bis Penny plötzlich freundlich lächelte und sprach: «Vielen Dank. Ja, wirklich, das war er.» Damit stand sie wieder auf, klopfte sich die losen Grashalme von ihrem langen Rock und sagte: «Wie dem auch sei - ich muß weiter. Man soll so junge Leute wie euch nicht langweilen mit seinen Erinnerungen.»
      Schweigend sahen Sally und Kevin ihr nach, wie sie sich mit festem, entschlossenem Schritt über den Hügelkamm entfernte, eine einsame, wilde Gestalt. Wie die Catherine in Sturmhöhe, dachte Sally, wie die Frau im Moor, der wandelnde Geist dieser Landschaft. Dann war da wieder Kevin, der Druck seiner Hand an ihrem warmen, weichen Schenkel.
     
    * III
     
    Weiter oben am Hang blieb Penny einen Augenblick stehen, setzte sich auf einen Pfosten und blickte zurück. Tief unter ihr erstreckte sich das Tal, das sie liebte. Da war die Kirche, dicht neben ihrem Cottage, dort die High Street und die weiß verwitterte Fassade des Dog and Gun. Auf der anderen Seite des Flusses, hinter dem Kricketplatz und Crabtree's Field, zog sich das Weideland hoch, dürrer und dürrer werdend, bis an den Crow Star, sein strahlendes, gleißendes Weiß, zu weiß fast und zu grell an einem sonnigen Tag wie heute.
      Unmöglich, diesen Anblick länger zu genießen, ohne an Harry denken zu müssen. Er war es gewesen, der ihr die Geheimnisse dieses Tals gezeigt, der sie vertraut gemacht hatte mit den abgründigen Tiefen und dem prallen Leben jenseits aller oberflächlichen Schönheit. Und nun stand sie hier, ohne ihn, stellte sich vor, die

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