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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Ihre Arbeit machen, aber es ist doch einigermaßen bestürzend, wenn Sie so daherkommen und von angeblichen Eheproblemen und irgendwelchen Affären reden, die Harold gehabt haben soll. Versuchen Sie sich einmal in meine Lage zu versetzen, dann werden Sie sicher verstehen, daß das für mich wie eine Anschuldigung klingt.» Sie machte eine Pause und lächelte dünn. «Er war nicht der Typ für solche Dinge, und wenn Sie ihn gekannt hätten, wüßten Sie genau, was ich damit meine. Wenn er überhaupt eine Affäre hatte, dann allenfalls mit seiner Arbeit. Tatsächlich hatte ich manchmal eher den Eindruck, daß er mit der verheiratet war und daß ich die Affäre war.»
      Ihre Bemerkung war offensichtlich humorvoll gemeint, ohne eine Spur von Verbitterung, und Banks quittierte sie mit einem höflichen Lachen. «Ich fürchte, meine Frau sieht das genauso», bekannte er und gab Hatchley, der sich unterdessen mit den Restbeständen in den Bücherregalen beschäftigt hatte, das Zeichen zum Aufbruch.
      An der Tür wandte er sich noch einmal um und meinte: «Ich möchte Sie nicht länger strapazieren, aber da wäre doch noch eine Kleinigkeit, bei der Sie mir vielleicht helfen könnten.»
      «Und die wäre?»
      «Soweit ich weiß, war Ihr Mann doch Historiker, an der Universität von Leeds, nicht wahr?»
      Sie nickte. «Ja, das war seine Fachrichtung.»
      «Was war mit seinen Kollegen? Mit wem hatte er engeren Kontakt seinerzeit?»
      Sie dachte einen Moment nach, bevor sie antwortete: «Wir waren eigentlich nicht besonders gesellig, Harry war zu sehr mit seiner Karriere beschäftigt. Lassen Sie mich überlegen... ja, da gab es Tom Darnley, mit dem er recht gut befreundet war, und Godfrey Talbot, den er, glaube ich, auch noch von Cambridge her kannte. Das wär's schon, bis auf Geoffrey Barnes, der allerdings nach Winnipeg wechselte, bevor Harry die Universität verließ. Mehr fällt mir im Moment nicht ein.»
      «Vielen Dank, Mrs. Steadman», sagte Banks, während sich die Tür langsam hinter ihm schloß, «das wird uns helfen für den Anfang. Bis morgen dann.»
      Sie nahmen wieder den Weg durch die Felder, zurück zu ihrem Wagen, in dem es heiß und stickig geworden war, nachdem er den größten Teil des Tages ungeschützt in der Sonne gestanden hatte. Banks vermißte den Cortina mehr denn je, denn die Landschaft, die draußen vorbeirauschte, inspirierte zum Musikgenuß. Statt dessen mußte er sich damit abfinden, daß Hatchley zu schnell fuhr und sich ausführlich darüber verbreitete, noch nie so viele verdammte Bücher gesehen zu haben, außer in Gristhorpes Büro. «Komisches Frauenzimmer, diese Mrs. Steadman, finden Sie nicht auch?» meinte er schließlich.
      «Ja», bestätigte Banks, in die Betrachtung eines fernen Moränenhügels versunken, auf dem sechs einsame Bäume ihre windgepeitschten Stämme in eine Richtung bogen. «Man fühlt sich irgendwie unbehaglich in ihrer Gegenwart, und ich muß zugeben, daß ich nicht so recht weiß, was ich von ihr halten soll.»
     
     

* KAPITEL 7
     
    * I
     
    Am Donnerstag morgen, gegen elf Uhr, hätte sich einem waghalsigen Kletterer von den Höhen des Crow Star der Ausblick auf eine seltsame Prozession geboten, die aussah, als bewegten sich zwei schwarz glänzende Käfer, gefolgt von grünen und roten Blattläusen gemächlich von Gratly Hill nach Süden, um am Fuße des Tals nach rechts in Richtung Helmthorpe abzuschwenken.
      Langsam wand sich der Trauerzug über die High Street, flankiert von Passanten - Touristen wie Einheimischen -, die ehrerbietig stehenblieben, sich bestürzt abwandten oder ihre Hüte lüfteten. Hier und da sah man gar den einen oder anderen Besucher von außerhalb das Kreuzzeichen schlagen.
      Harold Steadman hatte als gläubiger Christ gelebt und den Glauben an Gott als etwas angesehen, was untrennbar verbunden war mit dem Menschen und dessen Taten, die der Welt erst die Form gegeben hatten, an der sein Herz hing. Seine sterbliche Hülle wurde infolgedessen nach altem Ritus zu Grabe getragen, angeführt von einem eigens aus Lyndgarth angereisten Geistlichen.
      Es war der wohl bislang heißeste Tag des Jahres, und die buntgewürfelte Trauergemeinde stand entkräftet um das offene Grab, während Reverend Sidney Caxton die althergebrachten Worte sprach: «Mitten im Leben stehend, sind wir dem Tode geweiht; von wem können wir uns Trost erhoffen, wenn nicht von dir, o Herr... Du, der du alle Geheimnisse unseres Herzens

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