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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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beugte sich vor, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von Hackett entfernt war. «Allem Anschein nach haben Sie noch nicht begriffen, Sie Hansdampf in allen Gassen, daß es hier um einen Mord geht! Genau gesagt, um einen Mord an einem Ihrer Freunde, falls Sie das vergessen haben. Und Sie haben nichts weiter im Sinn, als sich den Kopf zu zerbrechen über dieses dumme Flittchen, mit dem Sie in Darlington herum vögeln!»
      «Sie ist kein Flittchen - und es gibt keinen Grund, eine völlig intakte Ehe zu zerstören. Aber genau das werden Sie tun, jawohl.»
      «Nein, nicht wir, das haben Sie bereits getan - und sie mit Ihnen. Und wenn ich nur einen Moment glauben könnte, daß Sie sich mehr Sorgen um diese Ehe machen als um Ihre eigene kostbare Haut, würde ich möglicherweise in Betracht ziehen, die Dinge diskreter zu handhaben.»
      Er nickte Hatchley auffordernd zu und überließ den nägelkauenden Hackett seinen trübsinnigen Betrachtungen über den verhängnisvollen Tag, an welchem ihm die aufreizende Betty Fields im Cock and Bull über den Weg gelaufen war.
      «Wie wär's, wenn Sie Darlington übernehmen, Sergeant?» erkundigte sich Banks, als sie die High Street erreicht hatten. «Ist wohl am besten, Sie machen sich selbst ein Bild, oder?»
      «Jawohl, Sir», grinste Hatchley.
      «Na schön. Aber erst nach zehn, wenn's möglich ist.»
      «Wie? Aber...»
      «Es macht Ihnen doch nichts aus?»
      «Das nicht, hab sowieso 'n paar Kumpel da drüben, die ich schon länger nicht mehr gesehen habe. Aber was ist mit diesem Hackett?»
      «Nichts Besonderes, im Grunde hat er recht. Es macht keinen Sinn, eine Ehe unnötig zu strapazieren, auch wenn sie nicht besonders stabil zu sein scheint wie bei dieser Betty Fields. Hackett braucht nichts davon zu wissen. Er wird völlig zerrüttet sein, bis er wieder von seiner kleinen Freundin hört. Das ist gut so, denn ich hab mir sagen lassen, daß diese Jungs von den Zechen keine üblen Burschen sind.» Er lächelte, als er Verständnis in Hatchleys Miene aufdämmern sah. «Man muß eben sehen, wie man die notwendige Härte mit angemessenem Mitgefühl ausgleicht, nicht wahr, Sergeant? Kommen Sie, ein kurzer Besuch noch und dann nichts wie nach Hause. Ach ja, noch etwas...»
      «Ja, Sir?»
      «Nicht schlecht, Ihr kleines Wortspiel mit dem Cock and Bull und dem Bullenscheiß...»
      «Oh, ja, ich fand's eigentlich ganz gelungen.»
      Um das schöne Wetter zu nutzen, legten sie den Weg nach Gratly zu Fuß zurück, nahmen die Abkürzung über den Friedhof und von dort über einen schmalen Pfad durch die Felder. Die Keime der Wintersaat zogen sich wie ein grüner Samtteppich über die Terrassen hinunter zum Bach, wo sich eine Herde von Schafen unter einer Gruppe von Eschen versammelt hatte und das saftige Gras der Uferwiesen abweidete.
      Gratly hatte wirklich etwas Besonderes, eine Stille und Individualität, die Banks erst bei diesem zweiten Besuch bemerkte. Mitten im Ort schwang sich eine Natursteinbrücke mit niedrigen Seitenmauern über einen breiten, in steilen Stufen abfallenden Bach, der an einer alten Mühle vorbeirauschte und sich in Kaskaden von kleinen Wasserfällen talwärts stürzte in die allumfassenden Arme des River Swain.
      Um dieses Zentrum gruppierte sich der eigentliche Ort in Form eines Kreuzes mit allerhand Rissen und Kerben, die zu verschlungenen Hintergassen und versteckten Anbauten führten, von denen manche zahlreiche Dachluken aufwiesen und früher wohl als Webereischuppen gedient hatten, während andere eher nach alten Bauernhütten oder Tagelöhnerkaten aussahen. Der Glanz der Sonne auf dem hellen Sandstein und das unablässige Rauschen des Wassers hatten etwas Beruhigendes und Entspannendes und gaben Banks das Gefühl, daß dies weder der Tag noch der Ort war für ein Geschäft wie das seine. Alles lag friedlich und still, nirgendwo ein Zeichen für Leben.
      Emma Steadman zeigte sich erst beim zweiten Klingeln an der Tür, eine braune Schürze über Hemd und Hose gebunden. Sich für die Unordnung entschuldigend, bat sie die beiden Beamten herein und führte sie zum Wohnzimmer, vor dessen offener Tür sie einen Moment ratlos stehenblieb und sich mit der staubigen Hand über die schweißnasse Stirn fuhr. Eine Geste, deren Bedeutung Banks augenblicklich klar wurde, als er entdeckte, daß Steadmans sämtliche Bücher aus den Regalen entfernt worden waren und in ungeordneten, bedrohlich schwankenden Stapeln auf

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