Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
Verruf.»
      «Meinen Sie denn nicht, daß Schriftsteller einfach ein bißchen rücksichtslos sein müssen?» erkundigte sich Harriet. «Schließlich erwartet man doch, daß sie sich an die Wahrheit halten.»
      «Mag sein, aber die, von denen ich hier rede, nutzen die Gastfreundschaft der Leute aus, um sie dann mit Worten nackt auszuziehen. Manche schleichen sich sogar in das Vertrauen der Menschen, ermuntern sie zu persönlichen Bekenntnissen, indem sie bestimmte Situationen aufbauen und die Wirklichkeit manipulieren, nur um zu erfahren, wie ihre reagieren. Ich habe beispielsweise einen Typen kennengelernt, der eigens zu diesem Zweck Partys veranstaltete - in London war das -, regelrechte Gelage, bei denen an nichts gespart wurde. Mit Champagner, Single Malt Scotch, BelugaKaviar, Wachteln und dergleichen. Und wenn dann alle betrunken waren und anfingen, sich zu streiten, herumzubrüllen oder sich an anderer Leute Partner zu vergreifen, saß der große Meister stocknüchtern in seiner Ecke, beobachtete das Treiben und machte sich im Geist Notizen. Es dauerte eine Zeit, bis die Leute merkten, was da vorging - immerhin verbrachten sie ja einen fröhlichen Abend -, aber dann dämmerte ihnen, daß sie sich eines Tages in seinen Geschichten wiederfinden würden, die er in irgendwelchen Magazinen veröffentlichte, als Figuren, die nur spärlich getarnt waren und sich leicht erkennen ließen, von sämtlichen Freunden und Kollegen. Mehrere Ehen sind darüber zerbrochen, ehrbare Bürger gerieten in Verruf - und das alles im Namen der . Mit dem Ergebnis, daß der Zulauf zu diesen Festen erheblich abnahm.»
      «Was ist aus ihm geworden?» fragte Harriet, die gespannt auf ihrer Stuhlkante saß.
      «Oh, ich vermute, er ist weggezogen», meinte Barker mit einem Achselzucken. «Keine Ahnung, wo er hin ist. Sicher auf zu neuen Ufern. Jedenfalls publiziert er immer noch.»
      «Und was ist mit Ihnen, Mr. Barker?» wollte Sandra wissen. «Drängen Sie sich auch in das Vertrauen der Menschen und rauben ihnen ihre Seele?»
      Barker lachte. «Nennen Sie mich doch Jack, bitte», schlug er vor, und Banks spürte, wie sich seine Oberlippe zusammenzog. «Nein, das tu ich nicht, ganz bestimmt nicht. Anfangs waren zwar alle mißtrauisch, aber das sind sie schließlich immer mit Zugereisten, wie man hier sagt. Nach einer Weile hat dann irgendwer damit angefangen, mal in meine Bücher zu gucken - aus reiner Neugier, nehm ich an -, dann noch einer und noch einer, bis sich schließlich herumgesprochen hat, daß ich ausschließlich von hartgesottenen Privatdetektiven aus den dreißiger Jahren schreibe und sich meine Geschichten im sonnigen Kalifornien abspielen. Seither gelte ich nicht mehr als Bedrohung und habe - ob Sie's glauben oder nicht - sogar ein paar richtige Fans hier im Ort.»
      «Ich weiß», mischte sich Harriet ein, «ich schleppe genug von Ihren Werken in meiner rollenden Leihbücherei durch die Gegend.»
      Barker belohnte sie mit einem charmanten Lächeln. «Sobald die Leute wissen, daß man völlig harmlos ist», fuhr er fort, «wird man bis zu einem gewissen Grade akzeptiert. Bei Harry war das genauso.»
      «Harry? Was meinen Sie?» schaltete sich Banks ein und versuchte, möglichst beiläufig zu klingen, was ihm jedoch kläglich mißlang und ein Stirnrunzeln seiner Frau eintrug. Es war klar, daß sie ihn als Spielverderber betrachtete.
      «Ich meinte nur, daß Harry schließlich auch ein Schriftsteller war, auf seine Art», erläuterte Barker, «aber da er sich nur mit den alten Römern beschäftigt hat und seinen verlassenen Bleigruben, hat sich niemand darum gekümmert. Außer Penny und Michael Ramsden natürlich, die haben sich schon dafür interessiert. Für die meisten ist der Stoff allerdings ein bißchen zu trocken, staubtrocken sogar.» Erneut bedachte er die Damen mit einem strahlenden Lächeln, offensichtlich in der Hoffnung, sich mit ihrer Hilfe wieder einem angenehmeren Gesprächsthema widmen zu können.
      «Kennen Sie Ramsden näher?» erkundigte sich Banks, ungerührt von Barkers offenkundigem Unbehagen und Sandras durchdringenden Blicken. Die beiden Damen begannen daraufhin, ostentativ miteinander zu plaudern, während David weiterhin mit verlorenem Blick in die Luft schaute.
      «Ich bin ihm gelegentlich begegnet», antwortete Barker, kurz angebunden.
      «Was halten Sie von ihm?»
      «Ein recht angenehmer Mensch», meinte Barker mit einem hilfesuchenden

Weitere Kostenlose Bücher