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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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die alle sehr genossen hatten, bestellte frische Getränke, ließ sich eine dankenswerterweise kurze Einlage zeitgenössischer «Protest»-Folkmusic gefallen und wartete auf Pennys zweiten Auftritt. Pünktlich um Viertel nach zehn war sie zurück und ging geradewegs zur Bühne.
      Diesmal hatte ihr Vortrag einen seltsamen neuen, leicht distanzierten Ton, immer noch engagiert, aber ohne rechte emotionale Beteiligung. Banks lauschte den Texten der alten Lieder, den scheinbar längst vergangenen Ereignissen und Gefühlen, die sich darin ausdrückten und die denen, die ihm täglich begegneten, doch so verblüffend ähnlich waren, und er fragte sich, wie wohl die Moritat von Harold Steadman enden würde. Natürlich nicht, indem man jemanden «hoch am Galgen» aufknüpfte, das gehörte der Vergangenheit an - aber wen würde man schließlich als Mörder enttarnen? Aus welchen Motiven hatte er getötet, und welche Rolle würde er selbst, Banks, in dieser finsteren Ballade einnehmen? Ihm war, als habe man ihn plötzlich zurückversetzt in ein fernes, vergangenes Jahrhundert, als lasse diese schöne junge Frau, die da vorn im Scheinwerferlicht von den Enttäuschungen und Grausamkeiten des Lebens sang, mit einem Gefühl, das ihre Schönheit noch betörender machte, die schauerliche Moritat von Harold Steadmans Mörder erklingen.
      Unvermittelt wechselte die Musik zu einem lebhaften Rundgesang und riß ihn aus seinen Träumen. Er trank sein Bier aus und verspürte augenblicklich Lust auf ein neues. Ein Zeichen dafür, daß er betrunken war, beschwipst zumindest, und daß der Abend seinem Ende zuging. Wenn es stimmte, daß Barker das Mädchen liebte, und wenn Steadman etwas mit ihr gehabt hatte... wenn Ramsden sie immer noch... wenn Mrs. Steadman davon wußte... wenn ihre Ehe doch nicht so gut gewesen war, wie es den Anschein hatte... Wahllos trieben seine Gedanken dahin, stiegen in spiralförmigen Nebeln hoch wie Pfeifenrauch und lösten sich auf in der warmen Luft.
      Die Vorführung endete mit einem kräftigen und lang anhaltenden Applaus. Banks entschloß sich, noch ein letztes Bier zu trinken, und griff nach dem Kellner, der gerade vorbeikam. Sandras leicht vorwurfsvollen Blick mit einem Achselzucken und albernen Grinsen quittierend, bestellte er ein frisches Pint für sich selbst und einen weiteren Halben für David. Er hatte keine Probleme mit Alkohol, nie gehabt, aber manchmal führte er sich schon ein bißchen kindisch auf, wenn er gedankenlos die Pints in sich reinschüttete. Sandra hatte sicher Angst, daß er sich lächerlich machen würde, aber dieses eine Glas konnte er schon noch vertragen, klarer Fall. So schrecklich viel war's nun schließlich auch nicht gewesen, und vielleicht hatte er sogar noch Platz für ein weiteres Gläschen, wenn noch etwas Zeit blieb...
     
    * IV
     
    Ganz bestimmt gab es heute noch ein Gewitter, dachte Sally, während sie auf der flachen Mauer der ehemaligen Packpferd-Brücke saß, die Beine über den warmen Stein baumeln ließ und beobachtete, wie die Sonne hinter den Hügeln verschwand, einen rotgoldenen Strahlenkranz über den Himmel werfend, als habe sich die Erde geöffnet vor einem gewaltigen Glutball, in dessen Licht die schweren grauen Wolken zu riesigen Türmen emporwuchsen.
      Insekten summten durch die feuchtschwüle Luft, ansonsten herrschte vollkommene Stille an diesem entlegenen, für Autos kaum passierbaren Ort, der geradezu ideal geeignet war für ein verschwiegenes Treffen. Auf dem ganzen Hinweg schon hatte Sally diese Stille genossen und die seltsamen Schwingungen gespürt, die die Landschaft in Vorahnung des nahenden Gewitters erzittern ließen. Alle Farben schienen satter geworden, die wilden Blumen und Gräser zu sprühen vor Leben und die schweren Wolken über den fernen Hängen zum Greifen nah.
      Inzwischen aber war sie ein wenig nervös geworden, ohne besonderen Grund. Wahrscheinlich lag es an dem drohenden Gewitter, an der mit Elektrizität geladenen Luft, der Einsamkeit und der nahenden Dunkelheit. Nicht mehr lange, und der Wind würde über das rauhe Moor peitschen, der Regen vom Himmel prasseln und das Tal blank waschen. Wirklich perfekt, dieser Platz, für ein verschwiegenes Stelldichein, keine Frage. Besser, als wenn man zusammen gesehen wurde, womöglich dieser Chief Inspector davon erfuhr und einem peinliche Fragen stellte. Schließlich hatte sie beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, vielleicht sogar ein Leben zu retten oder den

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