Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
heraus?«, fragte Banks.
Hatchley grinste. »Ich will mal so sagen: Es ist ein bisschen wie Urlaub. Das Problem ist - und ich hätte nie gedacht, dass ich mich darüber mal beschweren würde -, es ist ein Urlaub, der nicht aufhören will. Außer etwas organisiertem Taschendiebstahl während der Saison, ein paar Einbrüchen oder ab und zu ein bisschen Ärger mit den Buchmachern läuft da draußen wirklich nicht viel, worum sich die Kriminalpolizei kümmern muss. Papierkram hauptsächlich, ein Schreibtischjob.« Das letzte Wort stieß er mit dem typisch verächtlichen Brummton eines Mannes aus Yorkshire aus.
»Ich dachte, sonst würden Sie es genießen.«
»Ich bin vielleicht ein fauler Sack, aber ich bin schließlich noch nicht im Rentenalter. Sie kennen mich, etwas Action ab und zu gefällt mir ganz gut. Da draußen habe ich die Hälfte der Zeit das Gefühl, ich bin gestorben und in Harrogate gelandet - nur dass ich am Meer bin.«
»Worauf wollen Sie hinaus, Jim?«
Hatchley zögerte einen Augenblick, dann legte er sein Messer und seine Gabel hin. »Ich will es freiheraus sagen. Vorläufig kommen wir zurecht, Carol und ich, aber glauben Sie, es gibt eine Möglichkeit für uns, nach Eastvale zurückzukommen, wenn das Baby geboren ist?«
Banks nippte an seinem Wein und dachte einen Moment nach.
»Hören Sie«, sagte Hatchley, »ich weiß, dass der Superintendent mich nicht mag. Hat er noch nie. Mir war das schon klar, bevor Sie auf der Bildfläche erschienen sind.«
Vor dreieinhalb Jahren, dachte Banks. War das wirklich erst dreieinhalb Jahre her? So viel war in dieser Zeit passiert. Er hob seine Augenbrauen.
»Aber wir beide kommen doch gut miteinander klar, oder?«, fuhr Hatchley fort. »Es hat zwar eine Weile gedauert und wir hatten nicht gerade den besten Start. Aber ich kenne meine Fehler. Ich habe auch meine Stärken, will ich nur sagen.«
»Das weiß ich«, antwortete Banks. »Und Sie haben Recht.« Er erinnerte sich, dass er zwei Jahre gebraucht hatte, um Sergeant Hatchley mit dem Vornamen anzusprechen. Bis dahin hatte er einen widerwilligen Respekt für die Zähigkeit des Mannes entwickelt. Hatchley ging zwar immer die einfachsten Wege, handelte auf unorthodoxe und oft riskante Weise, aber im Allgemeinen erreichte er, was von ihm verlangt wurde. Mit anderen Worten, er war eine Art Einzelgänger, genau wie Banks selbst, und er war weder so dumm noch so rüpelhaft, wie Banks am Anfang geglaubt hatte.
Außer mit Gristhorpe fühlte sich Banks am meisten mit Hatchley wohl. Phil Richmond war in Ordnung und so weit ganz nett, aber er schien immer etwas unnahbar und mit sich selbst beschäftigt zu sein. Aber um Gottes willen, dachte Banks, was sollte man von einem Mann erwarten, der Science-Fiction-Bücher las, New-Age-Musik hörte und die Hälfte seiner Zeit Computerspiele spielte? Susan Gay war zu mürrisch und zu empfindlich, als dass man sich in ihrer Gegenwart wirklich hätte wohl fühlen können; andererseits bewunderte er ihre Courage und ihren gesunden Menschenverstand.
»Es liegt nicht in meiner Hand«, meinte Banks schließlich. »Das wissen Sie. Aber so wie sich Phil macht, würde es mich nicht überraschen, wenn er über kurz oder lang zu Scotland Yard versetzt wird.«
»Ja, Phil war immer ein ehrgeiziger Junge.«
Er hatte das ohne Verbitterung gesagt, doch Banks war klar, dass es Hatchley gekränkt haben musste, in der Provinz aufs Abstellgleis geschoben zu werden, um der Karriere eines Jüngeren nicht im Wege zu stehen. Eine Versetzung von der Verkehrspolizei in den Kriminaldienst war nicht mehr per se eine »Beförderung« - ein Sergeant war ein Sergeant, egal, ob er oder sie nun den Vorsatz »Detective« trug oder nicht -, obwohl manche, wie Susan Gay, es tatsächlich als Zeichen der Anerkennung für besondere Fähigkeiten betrachteten. Manche Detectives wurden wieder zurück zur uniformierten Polizei versetzt, andere kehrten aus freien Stücken zurück. Aber Banks wusste, dass Hatchley keinerlei Verlangen danach hatte, wieder auf Streife zu gehen oder Streifenwagen zu fahren. Er wollte als Detective Sergeant nach Eastvale zurückkommen, und da Richmond den gleichen Dienstgrad bekleidete, hatten sie einfach keinen Platz für ihn.
Banks zuckte mit den Achseln. »Was soll ich sagen, Jim? Haben Sie Geduld.«
»Kann ich mit Ihrer Unterstützung rechnen, wenn sich die Situation ergibt?«
Banks nickte. »Können Sie.« Bei
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