Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
der Vorstellung, dass Jim Hatchley und Susan Gay zusammenarbeiteten, musste er unwillkürlich lächeln. O ja, wenn Sergeant Hatchley nach Eastvale zurückkam, lagen lustige und stürmische Zeiten vor ihnen.
Hatchley trank sein Bier aus und schaute Banks in die Augen. »Na gut, dann ist das geklärt. Eine Nachspeise?«
»Für mich nicht.«
Hatchley winkte die Kellnerin heran und bestellte ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte, eine Tasse Kaffee und ein weiteres Pint Theakston's. Banks blieb bei seinem Glas Rotwein, das noch halb voll war.
»Dann kommen Sie mal zur Sache«, schlug Hatchley vor, während er sich die Torte schmecken ließ.
Banks gab ihm eine Zusammenfassung des Falles mit all seinen bisherigen Verwicklungen und erklärte ihm dann, was er von ihm wollte.
»Das wird mir ein Vergnügen sein«, meinte Hatchley lächelnd.
»Und in der Zwischenzeit können Sie sich darauf konzentrieren, diese Dusche oder was es ist zu installieren. Ich kann nicht sagen, wie lange wir noch brauchen. Es hängt davon ab.«
Hatchley zog eine Grimasse. »Ich hoffe, eher früher als später.«
»Schwierigkeiten?«
»Ach, eigentlich nicht. Wie Sie wissen, habe ich ein paar Tage Urlaub. In Saltby ist im Moment sowieso nicht viel los und Carol kommt allein klar. Sie hat sich da draußen einen ziemlich großen Freundeskreis aufgebaut, und seit das Baby unterwegs ist, werden wir diese Leute überhaupt nicht mehr los. Sie wissen ja, wie die Frauen bei solchen Dingen dahinschmelzen. Man kann die verdammten Stricknadeln schon fast bis hierher klappern hören. Nein, es könnte einfach nur bedeuten, dass ich länger als nötig bei meinen Schwiegereltern bleiben muss, das ist alles.«
»Kommen Sie nicht miteinander aus?«
»Das ist es nicht. Im Juli waren sie zwei Wochen bei uns. Es ist nur ... tja, Sie wissen ja, wie es mit Schwiegereltern so ist.«
Banks erinnerte sich an Mr und Mrs Ellis von Hatchleys Hochzeit letztes Jahr zu Weihnachten. Besonders Mrs Ellis war anscheinend wütend gewesen, dass Hatchley zu lange auf der Feier geblieben war und zu viel getrunken hatte. Aber andererseits, dachte er, konnte man ihr nicht verübeln, dass sie irritiert war. »Sie billigen Ihr Trinken nicht?«, vermutete er.
»Das klingt ja jetzt, als wäre ich ein Alkoholiker oder so was«, entrüstete sich Hatchley. »Nur weil man sich mal ab und zu ein oder zwei Glas Bier gönnt... Nein, sie sind religiös. Die beten das Evangelium rauf und runter«, seufzte er, als würde das alles erklären. »Sie wissen schon, sonntags in die Kirche und der ganze Kram. Na, egal.« Er streckte sich und zog den Bauch ein. »Ein Mann muss tun, was er eben tun muss. Also beeilen Sie sich und finden Sie den Kerl. Was ist mit diesem Chivers? Irgendwelche Spuren?«
»Laut Phil soll er schon in St. Austell, King's Lynn, Clitheroe und am Kyle of Lochalsh gesichtet worden sein.«
Hatchley lachte. »Wie immer. Erzählen Sie mir von ihm. Er scheint interessant zu sein.«
Banks erzählte ihm, was Barney Merritt gesagt hatte und was er und Jenny am späten Nachmittag besprochen hatten.
»Glauben Sie, dass er das Kind umgelegt hat?«
Banks nickte. »Die Kleine ist jetzt über eine Woche weg, Jim. Ich will gar nicht daran denken, was vielleicht passiert ist, bevor er sie getötet hat.«
Hatchleys Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wissen Sie, wer das Flittchen ist? Die Blondine?«
»Keine Ahnung. Er nimmt die Mädels und wirft sie wieder weg. Sie werden von ihm angezogen wie Fliegen von der Scheiße. Den Informationen zufolge, die Barney ausgegraben hat, lautet sein voller Name Jeremy Chivers, genannt Jem. Er wuchs in einer netten Mittelstandsfamilie in Sevenoaks auf. Offensichtlich hat er als Kind keine Probleme gemacht. Keiner kann sagen, wie es dazu kam, dass er sich den Gangs angeschlossen hat. Er hatte eine gute Ausbildung, zog nach London, um für eine Versicherungsgesellschaft zu arbeiten - und dann fing alles an.«
»Das Gesindel hat einen Riecher für seinesgleichen.«
»Genau. Auf jeden Fall ist er jetzt achtundzwanzig, sieht aber anscheinend noch jünger aus. Und er ist kein Dummkopf. Man muss schon ziemlich ausgebufft sein, um fortwährend zu tun, was er tut, ohne geschnappt zu werden. Das alles befriedigt seine wie auch immer gearteten krankhaften Gelüste.«
»Wenn Sie mich fragen«, sagte Hatchley, »dann wäre es für uns alle das Beste, wenn er sich
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