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Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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hereinzubringen.
      Alle standen mit angehaltenem Atem da, als die Männer nun begannen, die Steine abzutragen und für spätere gerichtsmedizinische Untersuchungen in die Säcke zu stecken. Ein paar Spinnen machten sich eilig aus dem Staub, ein Schwarm Fliegen schwirrte den Männern zuerst aufgeregt um den Kopf und jagte dann im Zickzack davon.
      Banks lehnte sich an die Mauer und drückte seinen Rücken in die Wölbung. Ein Stein, zwei, drei ... Jetzt kam ein ganzer Arm zum Vorschein.
      Banks und Gristhorpe gingen näher heran. Sie beugten sich weit vornüber, betrachteten die Hand und sahen dann die Männerarmbanduhr und den ausgefransten Kragen einer grauen Bomberjacke. »Das ist sie nicht«, flüsterte Gristhorpe. »Gott sei Dank, das ist nicht Gemma Scupham.«
      Auch Banks war erleichtert. Er hatte sich die ganze Zeit an die vage Hoffnung geklammert, dass Gemma noch leben könnte; die Entdeckung der Leiche schien diese Hoffnung jedoch völlig zunichte gemacht zu haben. Niemand sonst war in den Dales als vermisst gemeldet worden. Und jetzt, da Manson und seine Leute Stein für Stein abtrugen, kam die Leiche eines offensichtlich jungen Mannes mit Schnurrbart zum Vorschein - eines jungen Mannes mit ungewöhnlich kleinen Händen.
     
    * III
     
    Um zwei Uhr am Nachmittag hastete Jenny ins Polizeirevier von Eastvale, gerade noch rechtzeitig zu ihrer Verabredung mit Banks. In letzter Zeit schien sie immer in Eile zu sein, dachte sie, wie eine um ein paar Minuten nachgehende Uhr, die ständig versucht, die Zeit aufzuholen. Dabei war sie dieses Mal eigentlich gar nicht zu spät dran.
      »Miss Füller?«
      Jenny ging zur Anmeldung. »Ja?«
      »Detective Superintendent Gristhorpe lässt Ihnen ausrichten, dass er auf dem Weg ist. Sie können in seinem Büro warten, wenn Sie wollen.«
      Jenny runzelte die Stirn. »Ich war eigentlich mit Alan - ich meine mit Chief Inspector Banks verabredet.«
      »Er ist am Tatort.«
      »Was ist passiert?«
      »Anscheinend ein Mord. Tut mir Leid, mehr kann ich Ihnen nicht sagen, Miss. Wir wissen auch noch nicht mehr.«
      »In Ordnung«, sagte Jenny. »Ich werde warten.«
      »Gut. Das Büro des Superintendents ist...«
      »Ich weiß, wo es ist, danke.«
      Jenny schenkte sich einen Kaffee aus der Maschine am Fuße der Treppe ein und ging dann hoch in Gristhorpes Büro. Sie war schon dort gewesen, allerdings nie allein. Es war größer als Alans Arbeitszimmer und wesentlich besser ausgestattet. Sie hatte gehört, dass der Dienstgrad eines Polizeibeamten bestimmte, wie viel Komfort ihm in seinem Büro zugestanden wurde. Sie wusste aber auch, dass die Behörde kaum solche Dinge wie den großen Teakholzschreibtisch oder die dazu passenden Bücherregale, die die eine Wand bedeckten, zur Verfügung stellte. Vielleicht gehörte der cremefarben und burgunderrot gemusterte Teppich zum Inventar des Reviers, denn es war kein besonders teures Exemplar, wie Jenny bemerkte; aber die abgedunkelte Schreibtischlampe und die Bücher in den Regalen bestimmt nicht.
      Sie warf einen kurzen Blick auf die Titel. Hauptsächlich handelte es sich um kriminologische und juristische Werke - Standardwerke wie Strafrecht, Kriminalität und Alltag, Gerichtsmedizin und Toxikologie sowie weitere Fachliteratur -, aber es gab auch Bücher über Geschichte, Angeln, Cricket, ein paar Romane und Sir Arthur Quiller-Couchs Ausgabe von Das Oxfordbuch englischer Dichtung. Am meisten überraschte Jenny die große Anzahl der Krimitaschenbücher: Sie erstreckten sich über mehr als einen Meter Regalfläche, vor allem waren da Margery Allingham, Ngaio Marsh, Edmund Crispin und Michael Innes.
      »Das ist nur der Überschuss«, sagte eine Stimme hinter ihr, die sie aufschreckte. »Der Rest ist zu Hause.«
      »Ich habe Sie gar nicht hereinkommen hören«, japste Jenny und legte eine Hand auf ihr Herz. »Sie haben mich aber erschreckt.«
      »Wir Polizisten sind ein leichtfüßiger Haufen«, erklärte Gristhorpe mit einem Zwinkern in seinen babyblauen Augen. »Um die Gangster leichter zu schnappen. Nehmen Sie Platz.«
      Jenny setzte sich. »Dieser Mord. Ich kann nicht umhin ... Es ist doch nicht... ?«
      »Nein, sie ist es nicht, Gott sei Dank. Aber es ist schlimm genug. Noch wissen wir nicht, wer das Opfer ist. Ich habe Alan am Tatort gelassen. Ich habe beschlossen, am GemmaScupham-Fall weiterzuarbeiten und ihn den Mordfall ermitteln zu lassen.«
      In Superintendent Gristhorpes

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