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Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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erkannt und den sie deshalb abgesperrt hatten. Der Mord, meinten sie, hatte wahrscheinlich in der Hütte stattgefunden.
      Schließlich tauchte Glendenning mit rotem Gesicht aus dem Rauchabzug auf. Er stand aufrecht und klopfte dort, wo seine Jacke in Kontakt mit den Steinen gekommen war, den Staub davon ab. In seinem Mundwinkel baumelte eine Zigarette.
      »Ich nehme an, Sie wollen jetzt sofort alles wissen, richtig?«, sagte er zu Banks, als er sich auf einen Felsbrocken vor der Schmelzhütte setzte. »Zeitpunkt des Todes, Todesursache, was er zum Frühstück gegessen hatte?«
      Banks grinste. »So viel Sie mir mitteilen können.«
      »Gut, das könnte in diesem Fall etwas mehr als üblich sein. Bei dieser Temperatur nehme ich an, dass die Leichenstarre im Grunde nach der Norm verlief. Es war kurz nach zwei Uhr, als ich ihn mir genau ansehen konnte. Rechnet man zwei bis drei Stunden, bis die Leichenstarre einsetzt, und dann ungefähr zehn bis zwölf, um sich auszubreiten, so würde ich sagen, er wurde gestern Abend irgendwann nach Einbruch der Dunkelheit getötet - allerdings nicht viel später als zehn Uhr. Auch seine Körpertemperatur bestätigt diese Einschätzung. Reicht Ihnen das?«
      Banks bejahte, dankte und erwähnte dann das Blut in der Schmelzhütte.
      »Da haben Sie wahrscheinlich Recht«, erklärte Glendenning. »Ich werde die Verfärbungen und Schwellungen später bei der Obduktion überprüfen, aber soweit ich das jetzt schon feststellen kann, gab es in der Umgebung der Leiche kein Blut, und bei einer solchen Wunde hätte es welches gegeben.«
      »Was ist mit der Todesursache?«
      »Das ist nicht schwer. Sieht aus, als wäre er regelrecht aufgeschlitzt worden. Sie haben es ja selbst gesehen.« Glendenning zündete sich am Stummel der alten eine neue Zigarette an. »Das war eine außerordentlich brutale Tat«, fuhr er fort. »Um so etwas zu tun, muss man dem Opfer vor allem sehr nahe kommen.«
      »Benötigt man eine Menge Kraft dazu?«
      »Ja, um das Messer nach oben zu ziehen, wenn es so tief im Körper steckt, braucht es eine ganze Menge Kraft. Aber Supermann muss man dafür auch nicht sein. Vorausgesetzt, das Messer ist scharf genug. Worauf wollen Sie hinaus? Ob es ein Mann oder eine Frau war?«
      »So ähnlich.«
      »Sie wissen, dass ich Vermutungen hasse, aber ich würde von einem einigermaßen kräftigen Mann oder einer außerordentlich kräftigen Frau ausgehen.«
      »Danke. Dann werden wir zuerst alle weiblichen Bodybuilder in Yorkshire überprüfen. Linkshänder oder Rechtshänder?«
      »Das kann ich Ihnen später sagen, wenn ich mir den Einstichbereich und die Schlitzrichtung genau angesehen habe.«
      »Um welche Waffe handelt es sich?«
      »Auch damit müssen Sie sich noch gedulden. Im Moment kann ich nur sagen, dass es nach einem typischen Messerstich aussieht. Haben Sie sich um den Abtransport gekümmert?«
      Banks nickte.
      »Gut. Ich mache mich so schnell wie möglich an die Arbeit.« Glendenning stand auf und marschierte den Pfad hinab zu seinem Wagen. Banks schaute auf seine Uhr: Es war fast drei Uhr und er hatte noch nicht zu Mittag gegessen. Vielleicht noch eine weitere Stunde hier oben, dann konnte er die Sicherung des Tatortes einem Constable überlassen. Er rief Vic Manson zu sich.
      »Irgendeine Spur von der Tatwaffe?«
      »Noch nicht. Ich glaube nicht, dass sie hier in der Nähe ist. Meine Leute haben das Gelände jetzt zum dritten Mal gründlichst durchsucht, da hätten sie die Waffe schon längst finden müssen.«
      Banks ging hinüber zur Schmelzhütte, lehnte sich gegen die Mauer und beobachtete die Männer bei der Untersuchung des Gerölls. »Eine außerordentlich brutale Tat«, hatte Dr. Glendenning gesagt. Das war es tatsächlich. Es war schwer zu glauben, dachte Banks, dass in einer so schönen Landschaft an einem so herrlichen Herbstabend ein Mensch einem anderen so nahe gekommen war, dass er den Ausdruck in den Augen seines Opfers sehen konnte und vielleicht sogar genoss, als er ein scharfes Messer in seine Leiste stieß und langsam durch den Bauch nach oben zum Brustkorb zog.
     
    * V
     
    Brenda Scupham lag an diesem Abend allein im Bett. Les war im Pub. Eigentlich war es ihr egal. In den letzten Tagen war er ohnehin zu weniger als nichts zu gebrauchen gewesen. Die meiste Zeit war er ihr aus dem Wege gegangen und das war ihr im Grunde ganz recht gewesen. Es war nur so, dass sie heute Nacht ungern allein sein

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