Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
Helfer haben sich angeschlossen. Und wir haben alle bekannten Kinderschänder in der Gegend verhört. Nichts.«
In Fortford bog Banks am örtlichen Pub nach links ab und fuhr zwischen dem römischen Fort und dem Dorfplatz hindurch.
»Schon was über den Wagen herausgefunden?«, fragte Gristhorpe.
Nach seinem Besuch bei Brenda Scupham am vergangenen Nachmittag hatte Banks seine den Fall betreffende Schreibarbeit aufgeholt, Susan bei den Haus-zu-Haus-Befragungen und Richmond bei der Überprüfung der Tankstellen und AutoVermietungen geholfen.
»Noch nicht. Die meisten Tankstellen und Autovermietungen sind wir schon durchgegangen. Phil sitzt noch daran.«
»Tja, vielleicht war es ja doch ihr eigener Wagen«, meinte Gristhorpe. »Sie haben sich in Luft aufgelöst, Alan. Aber wie?«
»Sie sind entweder sehr clever oder sie haben viel Glück. In der Wohnsiedlung war auch niemand sehr mitteilsam«, fuhr er fort. »Ich habe mit Susan nur ein paar Straßen abgeklappert, aber sie erzählte, in den anderen sei es genauso gewesen. Sie hat sich auch noch mal mit diesem Mr Carter aus Nummer sechzehn unterhalten. Reine Zeitverschwendung, sagte sie. Er wollte nur über Dünkirchen reden. Die Leute sind misstrauisch, selbst wenn wir ihnen unsere Dienstausweise zeigen.«
»Kann ich ihnen nicht verdenken«, bemerkte Gristhorpe.
»Aber ich glaube, wenn jemand anderem dort das Gleiche passiert wäre, würden sie jetzt den Mund aufmachen.«
»Man weiß nie, was in den Köpfen der Leute vorgeht, Alan. Und in Yorkshire erst recht nicht.«
Banks lachte. An der Kreuzung in Relton bog er rechts ab. Ein langsam fahrender Traktor vor ihm hielt am Straßenrand und machte gerade so viel Platz, dass Banks sich mit einiger Mühe daran vorbeimanövrieren konnte. »Ich habe auch schon mit Belfast telefoniert«, berichtete er weiter. »Die Beamten dort haben sich gestern fast den ganzen Tag Terry Garswood, Gemmas Vater, vorgeknöpft und sie sind sich sicher, dass er nichts mit der Sache zu tun hat. Er hatte an dem Tag Dienst und hätte nicht unbemerkt verschwinden können. Außerdem hatte er anscheinend weder die Absicht noch das Geld, um sie von jemand anderem kidnappen zu lassen.«
»Gut, sehen wir das mal positiv«, meinte Gristhorpe. »Wenigstens ist das eine Spur weniger, die wir verfolgen müssen. Da ist es.« Er zeigte nach vorne. »Halte hier an.«
Sie befanden sich auf der Mortsett Lane, ungefähr auf halber Strecke zwischen Relton und Gratly, über ihnen erhob sich steil und beeindruckend der Tetchley-Berg. Banks hielt neben einem Range Rover auf dem kiesbedeckten Parkplatz und ließ seinen Blick den schmalen Pfad entlangschweifen. Mit dem Wagen kam man da nicht durch, dachte er. Der steinige Weg war nur ungefähr einen Meter breit und von kleinen Felsbrocken und Steinsplittern umsäumt, die verheerenden Schaden an den Reifen anrichten würden. Wenn er geradeaus schaute, konnte er über der leichten Anhöhe eben noch das teilweise eingestürzte Dach der Schmelzhütte erkennen.
Er hatte die Stelle schon einmal gesehen, allerdings aus einer anderen Perspektive, von der Römerstraße aus, die diagonal den Berg durchschnitt, und war von der Farbenpalette, die von blassgelb bis dunkelgrün, violett und grau reichte, und von dem Rauchabzug, der sich wie ein langer Steintunnel an den Hang schmiegte, fasziniert gewesen. Als er sich jetzt der Hütte näherte, konnte er nur die finstere Öffnung des Abzugs zu seiner Linken und eine Gruppe dicht vor der Hütte zusammengekauerter Leute zu seiner Rechten sehen.
»Wer von Ihnen ist Mr Bingham?«, fragte Gristhorpe, nachdem er Banks und sich selbst vorgestellt hatte.
»Das bin ich«, sagte ein ländlich gekleideter Mann in einer für den kurzen Spaziergang viel zu teuren und übertrieben wirkenden Aufmachung. »Marjorie, meine Frau, fand die ... äh ... und da fiel mir ein, dass unten an der Straße eine Telefonzelle steht.«
Gristhorpe nickte und wandte sich an die Frau. »Haben Sie etwas angefasst?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nichts ... Ich ... Als ich die Hand sah, bin ich zurückgelaufen. Und die Fliegen ... Oh, mein Gott ... all die Fliegen.«
Ihr Mann nahm ihre Hand und sie vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. Das andere Paar stand niedergedrückt da, der Mann mit einem grimmigen Zug um den Mund, während die Frau mechanisch durch das blonde Haar ihres Kindes strich. Banks bemerkte, dass sie ein
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