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Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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indem er zum Beispiel spitze Gegenstände in die Sexualorgane einführt. Je aggressiver er wird, desto erregter wird er. Ein solcher Mensch ist für gewöhnlich schon früher durch antisoziales Verhalten aufgefallen.«
      Gristhorpe rieb seinen Nasenrücken und brummte.
      »Tut mir Leid, mehr kann ich im Moment nicht sagen«, entschuldigte sich Jenny, »aber ich arbeite daran. Wie ich bereits Alan gesagt habe, das wirklich Merkwürdige an der Sache ist, dass zwei beteiligt waren, ein Mann und eine Frau. Mit diesem Aspekt möchte ich mich noch genauer beschäftigen.«
      Gristhorpe nickte. »Tun Sie das. Und unterschätzen Sie bitte Ihre Hilfe nicht.« Jenny lächelte ihn an und schob ihre Aufzeichnungen wieder in die Aktentasche.
      »Die Zeitungen schreiben von organisierten Banden von Pädophilen«, fuhr Gristhorpe fort, »was halten Sie davon?«
      Jenny schüttelte den Kopf. »Das passt nicht zusammen. Genauso wie andere sexuell Abnorme sind Pädophile im Grunde Einzelgänger; sie handeln allein. Und die meisten Behauptungen über rituellen Missbrauch stellen sich am Ende als Fantasien der Sozialarbeiter heraus. Wenn sexueller Missbrauch in einer Familie stattfindet, halten die Leute natürlich zusammen. Das sieht dann manchmal nach organisierten Banden aus, aber in Wirklichkeit sind sie das nicht. Pädophile sind einfach nicht die Typen, um Clubs zu gründen, außer ...«
      »Außer was?«
      »Ich habe an Kinderpornografie gedacht, Kinderprostitution und solche Dinge. So etwas gibt es, es kommt zweifellos vor, und dafür benötigt man eine gewisse Organisation.«
      »Videos, Magazine?«
      »Ja. Sogar Snuffmovies, wo vor der Kamera tatsächlich jemand getötet wird.«
      »Wir tun unser Bestes«, versicherte Gristhorpe. »Ich stehe in Kontakt mit dem Pädophiliedezernat. In diese Kreise dringt man nur schwer ein, aber wenn irgendetwas auftaucht, was Gemma betrifft, glauben Sie mir, dann werden wir es erfahren.«
      Jenny stand auf. »Ich werde mich noch eingehender mit diesem Thema befassen.«
      »Danke.« Gristhorpe hielt ihr die Tür auf.
      Jenny hetzte hinaus zu ihrem Wagen, stieg ein und drehte den Zündschlüssel herum. Plötzlich hielt sie inne. Sie konnte sich nicht erinnern, wohin sie eigentlich wollte oder warum sie in solcher Eile war. Sie schaute in ihren Terminkalender und zerbrach sich dann den Kopf darüber, ob sie etwas vergessen hatte. Nein. Die Wahrheit war, sie musste nirgendwo hin und hatte überhaupt keinen Grund, sich derartig abzuhetzen.
     
    * IV
     
    Dankbar für die frische Luft außerhalb des Rauchabzugs atmete Banks tief ein. Klaustrophobie war schon schlimm genug, aber was er gerade gesehen hatte, machte es noch schlimmer.
      Nachdem Gristhorpe gegangen war, um Jenny zu treffen, hatten die Beamten der Spurensicherung langsam und vorsichtig alle Steine von der Leiche eines Mannes entfernt, der etwa zwischen Mitte und Ende zwanzig war. Danach hatte sich Dr. Glendenning vorgebeugt, um seine erste Untersuchung zu beginnen. Zuerst öffnete er die Bomberjacke und begann sofort zu fluchen, als er verhindern musste, dass die grauen Gedärme aus dem Hemd des Mannes hervorquollen. Weitere Fliegen lösten sich unwillig von der Leiche, krabbelten aus den Innereien und flogen empört davon. Der Wind heulte durch den Abzug. Schnell hatte Banks die Taschen des toten Mannes durchsucht: Alle waren leer.
      Draußen zündete sich Banks eine Zigarette an; die frische Luft reichte nicht aus, um den Geschmack des Rauchabzugs und des Todes aus seinem Mund zu bekommen. Der Gestank war schwer zu beschreiben: widerlich, süßlich, mit einer leicht metallischen Note. Noch Tage, nachdem er am Tatort eines Mordes gewesen war, schien ihn dieser Geruch zu verfolgen.
      Glendenning kauerte mittlerweile seit über einer halben Stunde allein in dem Rauchabzug und die Männer der Spurensicherung suchten immer noch den Boden innerhalb des abgesperrten Areals ab und nahmen jeden Grashalm und jeden Stein unter die Lupe.
      Während er wartete, schlenderte Banks in die Schmelzhütte, schaute sich die Überreste des Schmelzofens und des Erzherdes an und versuchte dabei, den ersten entsetzlichen Anblick der hervorquellenden Innereien aus dem Kopf zu kriegen. Damals in London hatte er so etwas schon einmal gesehen - ein Bild, das selbst der abgehärtetste Polizist nicht so leicht vergaß. Er starrte auf den trüben braunen Fleck in der Ecke, in dem die Beamten der Spurensicherung Blut

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