Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
noch diesen Bericht in die Datei eingeben, dann drucke ich Ihnen die Akte aus.«
      »Danke, Phil.«
      Banks holte sich einen Kaffee und ging zurück in sein Büro. Auf dem Marktplatz wimmelte es jetzt von Menschen, die vor den Ständen stehen blieben, die Ware begutachteten, den Marktschreiern zuhörten und dem Verkäufer zuschauten, der mit Tellern jonglierte, als wäre er ein Zirkusartist.
      Carl Johnson. Der Name sagte ihm nichts. In London würde Banks jetzt auf die Straße gehen, um Informanten zu befragen und im Untergrund arbeitende Beamte zu treffen. Irgendjemand würde schon ein Gerücht oder eine verräterische Bemerkung aufgeschnappt haben. Aber in Eastvale gab es keine wirkliche kriminelle Unterwelt. Und ganz sicher war ihm niemand bekannt, der dazu imstande war, auf eine solche Weise zu töten, wie Carl Johnson getötet worden war. Natürlich gab es Schattengewächse wie Les Poole, aber Poole war in seinem tiefsten Inneren ein Feigling, und was auch immer er schon angestellt haben mochte - ein Mörder war er nicht. Dennoch könnte es sich lohnen, ihm gegenüber Johnsons Namen zu erwähnen - nur um seine Reaktion zu testen.
      War dem Mörder Johnsons Vorstrafe unbekannt, hatte er nicht gewusst, wie leicht er dadurch zu identifizieren war? Wer auch immer es war, er hatte sicherlich große Anstrengungen unternommen, die Leiche zu verstecken, aber er hatte nicht versucht, die Haut von den Fingerkuppen zu trennen, wie es manche Mörder taten. Vielleicht war er zart besaitet, was allerdings angesichts der Art, wie er Johnson getötet hatte, unwahrscheinlich erschien. Vielleicht war er einfach sorglos. Sorglos oder überheblich. Was auch immer der Grund war, Banks wusste nun, wohin er selbst als Nächstes gehen würde: in die Calvin Street Nr. 59, Apartment 6. Dort konnte er beginnen.
     
    * II
     
    Wenn Gristhorpe umgedrehte Kreuze, schwarze Kerzen, Drudenfüße und zeremonielle Umhänge erwartet hatte, dann hätte er nicht falscher liegen können. Melville Westmans Cottage in Helmthorpe war so gewöhnlich, wie es nur sein konnte: weiße Raufasertapete mit gekringelten Mustern, eine beige dreiteilige Sitzgarnitur, Fernseher, Musikanlage. Durch die weiße Spitzengardine vor den Fenstern schien die Sonne und verlieh der Wohnung eine helle, luftige Atmosphäre. Die einzigen Hinweise auf Westmans Interessen konnte man im Bücherregal finden: Eliphas Levis Le Dogme et le Rituel de la Haute Magie, Mathers' Übersetzung von Der Schlüssel des Salonion, Crowleys Magie in Theorie und Praxis, Malleus Maleficarum sowie ein paar weitere Bücher über Astrologie, Kabbala, Tarot, Hexerei und rituelle Magie. Darüber hinaus trug ein Stoffbanner über dem Kamin die Aufschrift: »Das einzige Gebot soll lauten: Tue, was du willst«. In dieser Art Stickerei hätte man eigentlich solch altertümliche Sprüche wie »Ein Haus ist aus Stein gebaut, ein Heim ist aus Liebe gebaut« erwartet.
      Genauso enttäuscht wäre Gristhorpe gewesen, wenn er mit einem ungepflegten, irre blickenden Doppelgänger Charles Mansons gerechnet hätte. Westman war ein gediegener Herr mittleren Alters mit spärlichem, mausgrauem Haar. Über einem weißen Hemd trug er einen grauen Pullover mit V-Ausschnitt, auch seine Hosen mit korrekten Bügelfalten waren grau. Er war ein kleiner, korpulenter Mann, besaß aber durchaus Präsenz. Das lag teilweise an den leicht aufgeblähten Nasenlöchern, die seinem Gesicht einen konstanten Ausdruck arroganten Naserümpfens gaben, und teilweise an den kontrolliert eindringlichen Blicken seiner kalten Augen.
      »Das hat ja ziemlich lange gedauert«, sagte er zu Gristhorpe und deutete auf einen Sessel.
      Gristhorpe nahm Platz. »Ich verstehe nicht.«
      »Ach, kommen Sie, Superintendent. Lassen Sie uns keine Spielchen spielen. Das Mädchen, das vermisste Mädchen. Ich habe davon in der Zeitung gelesen.«
      »Was haben Sie damit zu tun?«
      Westman setzte sich Gristhorpe gegenüber und beugte sich mit auf dem Schoß gefalteten Händen in seinem Stuhl vor. »Natürlich nichts. Aber es ist Ihre Pflicht nachzufragen, nicht wahr?«
      »Und?«
      Westman lächelte und schüttelte langsam den Kopf. »Und nichts.«
      »Mr Westman«, sagte Gristhorpe. »In Fällen wie diesen müssen wir jede Möglichkeit in Betracht ziehen. Wenn Sie irgendetwas über das Verschwinden des Kindes wissen, dann wäre es am besten, Sie sagen es mir.«
      »Ich habe es Ihnen gesagt. Ich weiß nichts. Warum sollte ich

Weitere Kostenlose Bücher