Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
die Nachbarn abgegeben hatten. In der braun gekachelten Feuerstelle darunter stand ein Gasofen mit unechten glühenden Kohlen.
      Obwohl es bereits warm genug im Zimmer war, konnte Susan ein leichtes Glühen sehen und das Zischen der Gaszufuhr hören. Die Johnsons wollten offensichtlich nicht für geizig gehalten werden.
      Bevor Mrs Johnson mit dem Tee zurückkehrte, ging die Eingangstür auf und ein großer, dünner Mann in weiten Jeans und einem roten Pullunder über einem weißen Hemd kam herein. Als er Susan sah, lächelte er und streckte ihr seine Hand entgegen. Er hatte ein schmales, faltiges Gesicht, eine lange Nase und einen flaumigen grauen Haarkranz um seinen überwiegend kahlen Schädel. Die Winkel seines dünnlippigen Mundes waren wie in einem verschwörerischen Lächeln unentwegt nach oben gebogen.
      »Sie müssen von der Polizei sein«, sagte er. »Schön, Sie kennen zu lernen.«
      Eine merkwürdige Begrüßung und sicherlich keine, die Susan angesichts der Situation erwartet hatte; aber sie schüttelte seine Hand und murmelte ihre Beileidsbekundungen.
      »Fox Doppelkekse«, sagte er.
      »Wie bitte?«
      »Die sollte ich besorgen. Fox Doppelkekse.« Er schüttelte den Kopf. »Meine Frau meinte, sie würden gut zum Tee schmecken.« Anders als der Akzent seiner Frau klang der von Mr Johnson eindeutig und unverhohlen nach West Riding. »Man sollte doch wohl meinen, man würde hier welche kriegen, oder? Aber denkste!«
      In dem Moment kam Mrs Johnson mit einem Tablett Tassen und Untertassen herein - anscheinend ihr bestes Service, ein zartes Porzellan mit Rosenmuster und Goldrand - sowie einer mit einem gesteppten, rosafarbenen Wärmer bedeckten Teekanne. Sie stellte das Tablett auf dem polierten Couchtisch vor dem Sofa ab.
      »Was ist los?«, fragte sie ihren Mann.
      Er warf einen kurzen Blick auf Susan. »Alles hat sich verändert, das ist los. Das geht natürlich schon seit Jahren so, ich weiß, aber ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, besonders wo ich jetzt die meiste Zeit zu Hause bin.«
      »Er hat seine Stelle verloren«, erklärte Mrs Johnson flüsternd, so als würde sie jemandem erzählen, ein Nachbar habe Krebs. »Er hatte einen guten Posten in der Buchhaltung bei British Home Stores, aber sie bauten Personal ab. Und das nach fast dreißig Jahren treuen Diensten! Ich bitte Sie, wie soll ein Mann in seinem Alter noch einen Job kriegen? Heute werden nur noch junge Leute gesucht.« Während sie ihrer Entrüstung Ausdruck verlieh, verlor ihr Tonfall seine vornehme Färbung.
      »Ist ja gut, Edie«, sagte er und schaute dann wieder Susan an. »Ich bin bestimmt so tolerant wie jeder andere, aber wo kommen wir denn hin, wenn man im Laden an der Ecke jeden Hokuspokus kaufen kann, aber kein Paket Fox Doppelkekse mehr bekommt? Ich frage mich, was es als Nächstes nicht mehr geben wird. Baked Beans? Milch? Butter? Tee?«
      »Tja, dann musst du in Zukunft zu Taylor's gehen.«
      »Taylor's! Taylor's wurde vor Monaten von irgend so einem Gandhi aufgekauft, Frau! Da sieht man mal, wie selten du einkaufen gehst.«
      »Ich gehe zum Supermarkt in der Hauptstraße.« Sie schaute Susan an. »Ein Sainsbury's, wissen Sie, sehr nett.«
      »Wie auch immer«, schloss Mr Johnson, »die junge Dame ist nicht hier, um sich unsere Probleme anzuhören. Sie muss ihre Arbeit erledigen.« Er setzte sich hin und alle warteten stumm, bis Mrs Johnson Tee eingeschenkt hatte.
      »Wir haben aber noch etwas Lebkuchen«, sagte sie zu Susan, »wenn Sie wollen.«
      »Nein, danke. Tee ist völlig in Ordnung, Mrs Johnson, wirklich.«
      »Wo kommen Sie denn her, wenn ich fragen darf?«, wollte Mr Johnson wissen.
      »Aus Sheffield.«
      »Ich hätte auf Yorkshire getippt, aber von wo genau hätte ich nicht sagen können. Sheffield also.« Er nickte und nickte weiter, so als wüsste er nicht mehr, was er sagen sollte.
      »Es tut mir Leid, Sie gerade jetzt belästigen zu müssen«, sagte Susan, während sie die Teetasse entgegennahm, die Mrs Johnson ihr reichte, »aber es ist wichtig, dass wir so schnell wie möglich Informationen sammeln.« Sie stellte den Tee vorsichtig auf die Kante des Couchtisches und holte ihr Notizbuch hervor. Bei einem entscheidenden Verhör hätte entweder ein Kollege sie begleitet, um Notizen zu machen, oder Banks hätte die Fragen gestellt und sie hätte mitgeschrieben. Die Johnsons gehörten jedoch nicht zum Kreis der Verdächtigen; sie hoffte

Weitere Kostenlose Bücher