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Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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weißes Hemd sowie eine Art Regiments- oder Clubkrawatte. Mit seiner schwarz gerahmten Brille sah er aus wie ein Mann aus dem mittleren Management. Er war höflich, bot ihr Kaffee an und schien überhaupt nichts dagegen zu haben, ihr alle erforderliche Zeit zu widmen und jede Information zu geben, die sie wollte.
      »Soweit ich mich erinnern kann«, erzählte er und legte einen Finger an den Winkel seines kleinen Mundes, »war Johnson ein ziemlich zurückhaltender Typ. Er hat nie Probleme gemacht oder sich in den Mittelpunkt gedrängt.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe Mühe, mir vorzustellen, dass sein Leben auf diese Weise endete. Es sei denn, er ist Opfer eines wahllosen Verbrechens geworden.«
      »Das glauben wir nicht«, entgegnete Susan. »Wie hat er seine Strafe abgesessen?«
      »Ich erinnere mich, dass er ein begeisterter Gärtner war. Aus intellektuellen Beschäftigungen oder Gruppenspielen hat er sich nicht viel gemacht.«
      »War er besonders gesellig?«
      »Nein. Wie gesagt, ich hatte den Eindruck, dass er sich ziemlich abkapselte. Ich muss gestehen, dass es schwer ist, jeden, den wir hier haben, unter intensiver Beobachtung zu halten - außer es handelt sich um Unruhestifter. Diejenigen, die sich vernünftig benehmen, überlässt man in der Regel sich selbst. Ich nehme an, das ist in der Schule nicht anders. Ich habe eine Zeit lang als Lehrer gearbeitet. Man verwendet die meiste Energie auf die schwierigen Schüler und hofft, dass die guten selbst klarkommen. Zu einer falschen Antwort kann man ja auch mehr sagen als zu einer richtigen, nicht wahr?«
      »Das stimmt wohl«, bestätigte Susan. Sie musste an einen Aufsatz denken, den sie an der Polizeischule geschrieben hatte. Als der Professor ihr den Text zurückgegeben hatte, war er mit Anmerkungen in roter Tinte übersät gewesen. »Also war Johnson ein vorbildlicher Gefangener?«
      »Insasse. Ja, doch, das war er.«
      »Und sonst können Sie mir nichts über ihn sagen, über seinen Tagesablauf damals oder seine Kontakte hier?«
      »Nein. Ich komme eigentlich nicht viel mit den Leuten zusammen. Verwaltung, Schreibkram ... das alles nimmt heutzutage so ungeheuer viel Zeit in Anspruch. Aber ich schaue mal, ob ich Ollie Watson erwischen kann. Er arbeitet in Johnsons ehemaligem Flügel.«
      »Wäre das möglich?«
      »Kein Problem.«
      Mackenzie verließ einen Augenblick das Zimmer und Susan betrachtete das gerahmte Foto einer hübschen, dunkelhäutigen Frau, einer Inderin vielleicht, mit drei kleinen Kindern. Mackenzies Familie, nahm sie an, denn die Kinder hatten sowohl etwas von ihm wie von der Frau: eine bestimmte Neigung der Nase das eine, ein kleines Grübchen ein anderes.
      Wenige Minuten später kam Mackenzie mit Ollie Watson zurück. Als sie den fetten, uniformierten Mann mit dem schmalen schwarzen Schnurrbart sah, fragte sich Susan, ob »Ollie« ein Spitzname war, der daher rührte, dass der Mann so große Ähnlichkeit mit Oliver Hardy hatte. Er zog an den Bügelfalten seiner Hose und setzte sich auf einen Stuhl, der unter seinem Gewicht knarrte.
      »Mr Watson«, sagte Susan, nachdem sie einander vorgestellt worden waren, »Mr Mackenzie hat mir gesagt, Sie wären am besten dazu in der Lage, mir ein paar Informationen über Carl Johnsons Aufenthalt hier zu geben.«
      Watson nickte. »Jawohl, gnädige Frau.« Er rutschte auf seinem Stuhl umher, der erneut knarrte. »Carl hat keinen Ärger gemacht. Aber man hatte nie das Gefühl, ihn wirklich zu kennen, wie bei manchen anderen. Er schien sich für nichts besonders zu interessieren. Außer für den Garten, nehme ich an.«
      »Hat er Freunde gehabt?«
      »Nein, keine engen Freunde. Er war nicht sehr kontaktfreudig. Und die anderen haben ihn in Ruhe gelassen. Nicht, weil sie Angst vor ihm gehabt hätten. Nur ... er war irgendwie unnahbar. Man hatte den Eindruck, dass die anderen ihn die meiste Zeit kaum wahrgenommen haben.«
      »Was ist mit seinen Zellenkollegen? Ich nehme an, er hat seine Zelle geteilt?«
      »Die meiste Zeit, ja.« Er lächelte. »Wie Sie wahrscheinlich wissen, sind wir hier ein bisschen überfüllt. Das muss wohl daran liegen, dass Sie und Ihre Leute so gute Arbeit leisten.«
      Susan lachte. »Wir oder die Gerichte. Fällt Ihnen jemand im Besonderen ein?«
      »Da muss ich mal überlegen ...« Watson streckte seine Hand vor und zählte sie an den Fingern ab. »Also da gab es zum einen Addison. Im Grunde harmlos, würde

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