Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung
jetzt nicht weiterhilft, Sir, aber die Männer waren unerfahren. Sie waren wahrscheinlich fast nur in der Verkehrsüberwachung eingesetzt, nicht wahr?«
Jarrell fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar. »Sie haben natürlich Recht. Die beiden haben ihn wegen einer routinemäßigen Verkehrskontrolle angehalten. Als Miller die Fahrzeugnummer durchgab, rief die Beamtin in der Zentrale den Dienst habenden Vorgesetzten. Er hat versucht, sie zu beruhigen, aber ... Verdammt, sie ist neu im Dienst. Sie hatte Angst. Es war nicht ihr Fehler.«
Banks nickte und rieb seine Augen. Neben ihm schien Hatchleys Blick auf den blutigen Asphalt fixiert zu sein. Als Banks um zwei Uhr in der Nacht den Anruf erhalten hatte - seit Tagen seine erste Nacht zu Hause -, hatte er erst daran gedacht, Susan Gay mitzunehmen, dann aber ohne jegliche Böswilligkeit - und wenn, dann mit liebevoller Böswilligkeit - entschieden, dass es für Sergeant Hatchley Zeit war, sich die Füße nass zu machen. Er wusste, wie sehr Hatchley seinen Schlaf liebte. Folglich hatten sie auf dem Weg kaum gesprochen. Banks hatte Mitsuko Uchidas Liveaufnahmen von Mozarts Klaviersonaten gespielt und Hatchley hatte anscheinend zufrieden auf dem Beifahrersitz gedöst und gelegentlich geschnarcht.
Banks wusste, dass die meisten Chief Inspectors nicht selbst gefahren wären, aber er hatte seinen eigenen Wagen benutzt, den alten Cortina, der nicht mehr hergestellt wurde und fast schon eine Art Oldtimer war. Und außerdem fuhr er nun einmal gerne selbst.
»Genug gesehen?«, fragte Jarrell.
»Ich glaube ja.«
»Ich auch. Gehen wir.«
Jarrell fuhr sie die Straße hinunter. »Ob Sie es glauben oder nicht«, sagte er, »aber unter den richtigen Umständen ist das hier eine sehr schöne Gegend.«
Ungefähr einen Kilometer weiter in Richtung Princes Risborough bog Jarrell nach links auf einen matschigen Ackerweg und holperte weiter, bis sie zu einem Gatter auf der rechten Seite kamen, vor dem er anhielt. Eine mit Weißdorn durchzogene Hecke verdeckte die Sicht auf die Wiese und ihren Zaun. Auf der nächsten Wiese muhten Kühe.
Das Gatter stand offen, und als Banks und Hatchley Jarrell auf die Wiese folgten, versanken beide fast bis zu den Knöcheln im Matsch. Zu spät wurde Banks klar, dass er nicht die richtige Ausrüstung mitgenommen hatte. Seine Gummistiefel lagen wie immer im Kofferraum seines Wagens. Wie die meisten Polizisten legte er Wert auf sauber polierte Schuhe, die jetzt mit Schlamm und, bedachte man die vielen Kühe, wahrscheinlich Schlimmerem verdreckt waren. Er fluchte und Jarrell lachte. Hatchley hielt sich am Gatterpfosten fest und versuchte, seine Schuhe an den Grasbüscheln abzuwischen. Banks schaute auf die matschige, mit Kuhfladen gesprenkelte Wiese und ging einfach weiter. Die Schuhe würden sowieso nur gleich wieder schmutzig werden.
Auf der Wiese untersuchte eine Gruppe Männer in weißen Overalls und schwarzen Gummistiefeln einen im Matsch stecken gebliebenen Wagen, dessen Türen offen standen. In der Luft lag der scharfe Geruch von Kuhdung.
Einer der Männer hatte auf einen Stein vor der Hecke ein Kofferradio gestellt, es lief das regionale Frühstücksmagazin, in dem gerade ein Oldie gespielt wurde: Cilla Black sang Anyone Who Had A Heart. Einer der Beamten der Spurensicherung sang bei der Arbeit mit. Die Kühe muhten noch lauter und zeigten damit einen bemerkenswert guten Geschmack, fand Banks. Sie waren nicht weit weg, sondern lagen in Gruppen über das ganze Feld verteilt. Wenn Kühe sich hinlegten, bedeutete es Regen, hatte seine Mutter immer gesagt. Aber es hatte bereits geregnet. Hieß das, sie lagen schon seit Stunden in der gleichen Position? Oder hieß es, dass es erneut regnen würde?
Er ließ die Bauernregeln Bauernregeln sein und schaute sich stattdessen den verlassenen Granada an, dessen untere Karosserie mit Schlamm und Kuhdung überzogen war. Der Wagen war erst vor einer Stunde gefunden worden, sagte Jarrell. Zu der Zeit waren Banks und Hatchley noch unterwegs gewesen.
»Was gefunden?«, rief Jarrell zum Spurensicherungsteam herüber.
Einer der Männer in Weiß schüttelte den Kopf. »Nichts, außer dem üblichen Müll, Sir«, sagte er. »Verpackungen von Süßigkeiten, alte Straßenkarten, solche Sachen. Er muss alles Wertvolle oder Nützliche mitgenommen haben. Von Waffen keine Spur.«
Jarrell wandte sich knurrend ab.
»Er wird kaum seine Waffen im Wagen
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