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Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung

Titel: Inspector Alan Banks 07 Die letzte Rechnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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oder wenigstens für eine Weile zu dämpfen. Außerdem war er vernünftig genug, um zu wissen, dass er morgen wieder der professionelle Polizist sein würde und niemand jemals von seinem Gefühlschaos aus schlechtem Gewissen und Verlangen nach Pamela Jeffreys erfahren würde.
      Er trank sein Glas aus, steckte seine Zigaretten zurück in die Jacke und ging die Gasse hinunter. Sie war lang und schmal, raue, weiß getünchte Steinmauern auf beiden Seiten und nur von einer einzelnen Glühbirne hinter Maschendraht erleuchtet. Wenige Meter vor dem Ende traten zwei Männer von der Straße in die Gasse und blockierten den Ausgang. Einer von ihnen bat Banks um Feuer.
      Anders als in Fernsehserien finden sich Kriminalbeamte selten in Situationen wieder, in denen plötzlich körperliche Gewalt droht. Banks konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal in einen Kampf verwickelt gewesen war, und er wollte jetzt auch nicht darüber nachdenken. Eine ganze Kette von Gedanken schoss ihm gleichzeitig durch den Kopf, aber so schnell, dass ein Beobachter ihn nicht für eine Sekunde hätte zögern gesehen.
      Erstens wusste er, dass sie ihn unterschätzten: Er war jedoch weder so betrunken oder außer Form, wie sie wahrscheinlich glaubten. Zweitens hatte er bei Kämpfen auf dem Schulhof eine wichtige Lektion gelernt: Man muss zuerst zuschlagen, und zwar schnell, erbarmungslos und hart. Wirkliche Gewalt fand nicht in Zeitlupe statt wie in einem Sam-Peckinpah-Film. Für gewöhnlich war alles schon vorbei, bevor jemand merkte, dass es überhaupt angefangen hatte.
      Bevor sie den ersten Schritt unternehmen konnten, trat Banks etwas näher, tat so, als suchte er nach Streichhölzern, packte sich dann den, der ihm am nächsten war, und versetzte ihm eine kräftige Kopfnuss auf die Nase. Der Mann legte seine Hände vor das Gesicht und sank stöhnend auf die Knie, während Blut auf die Vorderseite seines T-Shirts tropfte.
      Der andere zögerte einen Moment und schaute hinab auf seinen Freund. Banks packte seinen Arm, wirbelte ihn herum und schleuderte ihn gegen die Mauer. Ehe der Mann wieder zu Atem kam, schlug ihm Banks in den Magen, und als er sich vor Schmerz vornüberbeugte, knallte er sein Knie in das Gesicht des Mannes. Er spürte einen Wangenknochen oder Zähne auf seine Kniescheibe treffen. Der Mann fiel hin und hielt seine Hände vor den Mund, um den Fluss von Blut und Erbrochenem aufzuhalten.
      Sein Kumpel hatte sich mittlerweile wieder aufgerappelt und warf sich auf Banks, stieß ihn heftig gegen die Wand und knallte seinen Kopf gegen den rauen Stein. Er versetzte ihm ein paar Boxhiebe, doch bevor er damit Erfolg hatte, schubste ihn Banks weit genug zurück, um ihm ein paar schnelle Hiebe auf seine bereits gebrochene Nase zu geben. Im trüben Licht der Gasse konnte Banks das blutverschmierte Gesicht seines Angreifers sehen, ein Auge war fast geschlossen, Blut tropfte von seinem Kinn. Der Mann wich zurück und sank gegen die Mauer.
      In diesem Augenblick kam der andere wieder auf die Beine, doch Banks gab ihm den Rest. Er ließ eine wuchtige Gerade auf die andere folgen, immer auf den Kopf des Gegners, dem er eine Augenbraue und die Lippe spaltete und einen Zahn locker schlug. Der andere stolperte schon zum Ausgang der Gasse. Bei beiden war der Kampfgeist erloschen, aber Banks konnte nicht aufhören. Er schlug weiter auf den Mann vor ihm ein und spürte, wie der Zorn in ihm explodierte und sich entlud. Als der Mann versuchte, sein Gesicht mit den Händen zu schützen, trommelte Banks auf seinen Bauch und seine Rippen ein.
      Der Mann wich zurück und flehte Banks an, mit dem Schlagen aufzuhören. Sein Freund hatte mittlerweile taumelnd den Ausgang der Gasse erreicht. »Komm schon, Kev«, schrie er, »hau ab! Das ist ein Wahnsinniger. Der wird uns noch umbringen, verdammte Scheiße!« Und dann strauchelten beide Richtung Commercial Street davon.
      Banks schaute ihnen hinterher. Gott sei dank hatte es keine Zuschauer gegeben. Das ganze Debakel konnte nicht länger als ein paar Minuten gedauert haben. Als die beiden außer Sichtweite waren, ließ sich Banks gegen die weiß getünchte Mauer fallen, zitternd, schwitzend, keuchend. Er holte ein paar Mal tief Luft, strich über seine Jacke und ging zurück ins Hotel.
     
     

* ELF
     
    * I
     
    Das Unwetter brach mitten in der Nacht los. Während sich Banks unruhig in dem fremden Hotelbett umherwälzte, blitzte und donnerte es erst in der Ferne, dann

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