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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Licht unter den Scheffel gestellt hat. Meistens hatte man den Eindruck, sie würde gar nicht bemerken, dass sie wesentlich gescheiter und geschickter war als viele andere. Es gefiel ihr zum Beispiel, wenn ihre Schnelligkeit beim Rechnen andere Menschen beeindruckte. Sie konnte im Kopf schneller addieren oder multiplizieren als andere Mädchen mit dem Taschenrechner.«
      »Dadurch kann man sich Feinde machen.« Banks erinnerte sich an die Bemerkungen auf seinen Mathematikarbeiten: Könnte besser sein, mehr Arbeit erforderlich, noch mal nachrechnen!
      »Das war kaum ernst zu nehmen«, fuhr Dr. Green achselzuckend fort. »Das war einfach mädchenhafte Überschwänglichkeit, eine junge Frau, die Freude an ihren Talenten hatte.« Ihre Augen funkelten einen Augenblick. »Haben Sie vergessen, wie es war, jung zu sein, beliebt zu sein, begabt?«
      »Dass ich jemals begabt oder beliebt war, bezweifle ich«, sagte Banks mit einem Seitenblick auf Susan, die in ihr Notizbuch lächelte. »Aber ich erinnere mich daran, wie es war, jung zu sein. Ich dachte damals, ich würde ewig leben.«
      Nach der betretenen Stille, die darauf folgte, fragte Banks: »War Deborah beliebt bei den anderen Mädchen?«
      »Was meinen Sie?«
      »Für mich klingt sie nach einem ziemlich selbstgefälligen Fräulein, einer echten Nervensäge. Ich frage mich nur, wie sie mit ihren Klassenkameradinnen zurechtkam.«
      »Wirklich, Chief Inspector«, sagte die Schulleiterin mit zusammengepressten Lippen. »Wovon ich gesprochen habe, waren nur sehr unbedeutende Schwächen. Deborah war in erster Linie freundlich, heiter und hilfsbereit.«
      »Hatte sie eine besonders gute Freundin?«
      »Ja. Megan Preece. Ihr Name steht auf der Liste, die ich Ihnen gegeben habe.«
      »Von Daniel Charters habe ich gehört«, fuhr Banks fort, »dass es einigen Ärger mit Ive Jelacic gegeben hat, dem Küster.«
      »Stimmt.« Julia Green rieb ihre Wange. »Er hat die Mädchen belästigt. Hat obszöne Dinge gesagt, anzügliche Gesten gemacht - solche Sachen.«
      »Hat auch Deborah sich über ihn beschwert?«
      »Ja, ich glaube, das hat sie.«
      »Ist sie weiterhin in die Kirche gegangen, nachdem Mr Jelacic seine Vorwürfe gegen Daniel Charters erhoben hatte? Ich hatte den Eindruck, dass Deborahs Vater mehr darüber aufgebracht zu sein schien, was Charter vorgeworfen wurde, als darüber, was Jelacic tatsächlich getan hat.«
      Julia Green überlegte einen Moment. »Ja«, sagte sie dann, »ja, das stimmt. Ich habe es auch nicht verstanden. Die Schule steht hundertprozentig hinter Pfarrer Charters, doch Sir Geoffrey verbot Deborah, weiterhin im Chor zu singen oder an den Gottesdiensten teilzunehmen.«
      »Warum hat er das Ihrer Meinung nach getan?«
      »Ich weiß es nicht. Manche Leute reagieren einfach ... tja, sehr komisch bei der kleinsten Andeutung auf Homosexualität bei einem Geistlichen.«
      »Hat Deborah ihm gehorcht?«
      »Soweit ich weiß, ja. Auf jeden Fall habe ich sie nicht mehr in der Kirche gesehen.«
      »Hat Deborah persönliche Dinge in der Schule aufbewahrt?«
      »Jedes Mädchen hat seinen Schreibtisch.«
      »Es gibt keine Schließfächer oder so etwas?«
      Sie schüttelte den Kopf. »Nicht für die Tagesschülerinnen. Sie bringen meistens jeden Tag das mit, was sie brauchen.«
      »Dürfen wir uns Deborahs Schreibtisch anschauen?«
      »Selbstverständlich. Heute haben wir den Unterricht ausfallen lassen, das Klassenzimmer müsste also leer sein.«
      Sie führte die beiden durch ein Labyrinth hoher Gänge in ein kleines Zimmer. Mit der frisch polierten Holzvertäfelung und den großzügig auseinander stehenden Tischen glich es keinem der Klassenzimmer, die Banks bisher gesehen hatte.
      »Es ist dieser hier«, sagte Dr. Green und zeigte auf einen Tisch.
      Banks hob die aufklappbare Tischplatte an. Viel hatte er nicht erwartet - Schultische waren nicht gerade der privateste Ort -, er war aber dennoch enttäuscht, wie wenig er fand: ein paar Schulbücher, ein Computermagazin, Lehrbücher, Stifte. Außerdem lag ein zerfleddertes Taschenbuch von Jeffrey Archer in dem Fach. Deborahs Intelligenz hatte offensichtlich nicht auf ihren Literaturgeschmack abgefärbt.
      Unter der Klappe hatte Deborah das Foto eines verlottert aussehenden Popstars geheftet, den Banks nicht kannte.
      Als Julia Green das Bild sah, sagte sie mit einem Lächeln: »So etwas missbilligen wir, aber was soll man

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