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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Kuss auf die Wange.
      Nachdem sie gegangen war, zündete er sich eine Zigarette an, gelobte, dass es die letzte für heute sein würde, und betrachtete den Rest seines Bieres. Noch ein kleines könnte nicht schaden, dachte er und ging an die Theke, um eines zu bestellen. Da er Bier ungern aus kleinen Gläsern trank, ließ er es sich in sein Pintglas zapfen.
     
    * IV
     
    Eines Nachmittags, ungefähr drei oder vier Wochen nach seiner Vorverhandlung - er verlor sein Zeitgefühl -, wurde Owen von seiner Zelle in ein Verhörzimmer des Gefängnisses geführt, wo er zum ersten Mal die Anwältin traf, die Gordon Wharton engagiert hatte, um seine Verteidigung zu übernehmen.
      Shirley Castle war Anfang vierzig, schätzte Owen, und in jeder Hinsicht eine attraktive Frau. Außerdem war sie die erste Frau, die er seit seiner Vorverhandlung gesehen hatte. Sie hatte glänzendes, dunkles und schulterlanges Haar, das ein blasses, ovales Gesicht umrahmte. Ihre Mandelaugen hatten einen eigenartigen Violettton, der so ungewöhnlich war, dass Owen sich fragte, ob sie gefärbte Kontaktlinsen trug. Sie hatte einen grauen Faltenrock und eine blassrosa Bluse an, die bis zum Kinn zugeknöpft war. Ihr Parfüm roch unaufdringlich und teuer.
      Wharton saß mit einer schmierigen, besitzergreifenden Haltung neben ihr und aalte sich im Glanz ihrer Anwesenheit, als wollte er sagen: »Da, schau mal, was ich dir mitgebracht habe, mein Junge. Ist das nicht ein Knaller?!«
      Shirley Castle zog die Kappe von ihrem MontblancFüller, raffte ein paar Papiere zusammen und legte los.
      »Es sieht nicht besonders gut für Sie aus, Owen«, sagte sie. »Ich möchte Ihnen keine falschen Hoffnungen oder Illusionen machen. Wir haben einen mühsamen Kampf vor uns.«
      »Aber es gibt nur Indizienbeweise.«
      Sie sah ihn an. »Das Problem ist, dass man darauf eine sehr gute Anklage aufbauen kann. Sehen Sie es mal so.« Sie begann, die Punkte an ihren langen Fingern aufzuzählen. »Erstens, Sie hatten die Gelegenheit. Zweitens, ein Motiv ist bei einem solchen Verbrechen, wenn überhaupt, derart unklar, dass die Anklage im Grunde keines ermitteln muss. Und drittens, es gibt positive DNA-, Haar- und Blutanalysen.«
      »Aber das kann ich alles erklären. Das habe ich auch bereits getan. Vor allem habe ich nie geleugnet, in der Gegend gewesen zu sein. Außerdem habe ich der Polizei gesagt, dass das Mädchen mich angerempelt hat. Vielleicht sind dabei Haare und Blut ausgetauscht worden.«
      »Vielleicht. Aber die Polizei glaubt Ihnen nicht«, entgegnete sie. »Und ehrlich gesagt, ich kann es ihr nicht verdenken, besonders da Sie mit der Erklärung erst in letzter Minute herausgerückt sind. Nein, Owen, ich fürchte, wir werden bei dieser Sache bis aufs Blut kämpfen müssen.«
      »Sucht die Polizei noch den wirklichen Mörder?«
      »Warum sollte sie? Die Beamten glauben, dass sie ihn bereits haben.«
      »Gibt es da draußen niemanden, der versucht, meine Unschuld zu beweisen?«
      »Leider nein.«
      »Können Sie einen Privatdetektiv oder so engagieren?«
      Shirley Castle lachte. Es klang schriller, perlender und lebhafter, als er es sich bei ihrer unnahbaren Ausstrahlung vorgestellt hätte. Aber es war ein nervöses Lachen, daran gab es keinen Zweifel. »Um was zu tun?«, fragte sie.
      »Um den wahren Mörder zu finden. Um meine Unschuld zu beweisen.«
      »Ganz so funktioniert es nicht.«
      »Wie funktioniert es dann?«
      Sie lehnte sich zurück und runzelte die Stirn. »Wir gehen vor Gericht und bekämpfen die Anklage, so gut wir können. Einen anderen Weg gibt es nicht. Nur in >Perry Mason< tauchen der Anwalt und der Privatschnüffler in die Unterwelt ab und spüren den wahren Mörder auf.«
      »Dann lassen Sie mich einfach meine Geschichte erzählen. Ich bin mir sicher, dass man mir glauben wird.«
      »Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich Sie überhaupt in den Zeugenstand lasse.«
      »Wieso das denn?«
      Shirley Castle runzelte die Stirn. »Kreuzverhöre können sehr unangenehm sein.«
      »Macht Ihnen etwas Kopfzerbrechen?«
      »Ja, allerdings. Aus der Akte der Staatsanwaltschaft geht hervor, dass die Anklage einen ähnlichen Tatbestand einbeziehen und zudem ein Motiv für den Mord ermitteln will.«
      »Aber Sie sagten eben, sie brauchen kein Motiv.«
      »Die Anklage wird aber umso stärker sein, wenn sie eines hat.«
      »Von welchem Tatbestand ist die Rede?«
      Shirley Castle

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