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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Grunde fand ich es ziemlich vulgär, aber ihn schien es anzumachen.
      F: Wie hat er sich verhalten, als Sie das Video angesehen haben?
      A: Also, er war, äh, vielleicht ein bisschen wilder als sonst. Er wollte ausprobieren, was die Leute in dem Film gemacht haben.
      F: Gegen Ihren Willen?
      A: Nein, aber ich fand es ein bisschen seltsam.
      F: Ist er zum Zwecke der sexuellen Stimulation jemals gewalttätig geworden?
      A: Manchmal hat er mich gefesselt.
      F: Wie haben Sie darauf reagiert?
      A: Was sollte ich machen? Er war stärker als ich. Ich wollte ihn zufrieden stellen. Es war unbehaglich und hat mir ein bisschen Angst gemacht, aber wehgetan hat es eigentlich nicht. Im Grunde war es nur ein Spiel. Er hatte das in diesem dummen Film gesehen und es hat ihn angemacht.
      F: Hat er Sie geschlagen? Gepeitscht?
      A: Nein.
      F: Abgesehen davon, dass er Sie gefesselt hat, war er also nicht gewalttätig?
      A: Nein ... am Anfang nicht. Doch dann fühlte ich mich bei ihm wie in einem Gefängnis. Jedes Mal wenn ich ausgegangen bin, musste ich Rechenschaft ablegen. An manchen Abenden hat er mich nicht einmal gehen lassen.
      F: Wie hat er Sie davon abgehalten?
      A: Er hat so ein Theater gemacht, dass mir die Lust vergangen ist. Ich fühlte mich eingesperrt, immer unter Beobachtung. Ich bekam keine Luft mehr. Ich hatte Angst vor seinen Wutanfällen. Im Kleinen habe ich angefangen, dagegen zu rebellieren; ich habe andere Freunde getroffen und so und das hat ihn noch besitzergreifender gemacht.
      F: Haben Sie ihn deshalb verlassen? Aus Angst vor Gewalt?
      A: Teilweise ... Es war beängstigend, besonders in der letzten Nacht, aber ...
      F: Können Sie uns von dieser letzten Nacht erzählen, Michelle?
     
    Im Folgenden erzählte Michelle von der Nacht, in der nach ihrer Aussage Owen sie vergewaltigt und zudem versucht hatte, sie zu erwürgen. Blass schob Owen die Blätter beiseite und schaute Shirley Castle an.
      »Und?«, fragte sie. »Was sagen Sie dazu?«
      Owen schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
      »Also ist es nicht wahr?«
      »Manches vielleicht. Aber bei ihr hört sich selbst die Wahrheit anders an. So wie sie es hinstellt, komme ich schlecht dabei weg.«
      »Inwiefern?
      »In jeder Weise. Der Sex zum Beispiel. Sie stellt mich als Perversen hin, dabei war das meiste ihre Idee. Sie stand darauf, auf das Fesseln, die Obszönitäten. Das hat sie angemacht. Und das Video hat ihr auch gefallen.«
      »Haben Sie sie in dieser letzten Nacht geschlagen?«
      »Ich habe sie weggeschubst. Aus Selbstschutz. Sie war völlig übergeschnappt, total ausgerastet. Sie hätte mich umgebracht, wenn ich sie nicht weggeschubst hätte.«
      »Und als sie hingefallen ist, hat sie sich den Kopf angestoßen?«
      »Ja.«
      »Und das Bewusstsein verloren?«
      »Ja, aber ... O Gott!« Owen legte seinen Kopf in die Hände. »Ich weiß, wie das klingen muss, aber ich habe in meinem ganzen Leben noch nie jemandem wehgetan, auf jeden Fall nicht absichtlich.«
      »Hatten Sie Sex mit ihr, nachdem sie sich selbst bewusstlos geschlagen hatte?«
      »Nein. Das ist eine Lüge. Wofür halten Sie mich?«
      »Ich versuche nur, die Wahrheit herauszukriegen, Owen. Hatten Sie zu irgendeinem Zeitpunkt dieses Abends versucht, Michelle zum Sex zu zwingen?«
      »Nein. Ich meine, ja. Nein, ich habe es nicht versucht, ich habe nur gesagt, dass ich mit ihr schlafen will. Ich wollte nur sehen, wie sie darauf reagiert. Das war ein Test. Ich habe sie nicht gezwungen.«
      Shirley runzelte die Stirn. »Sie haben Annäherungsversuche unternommen? Ich befürchte, ich verstehe Sie nicht, Owen. Das müssen Sie mir erklären.«
      Wie konnte er ihr von dieser Nacht erzählen? Als würde er einen Trickfilm anschauen, war in seinem Kopf noch alles lebendig: die knalligen Farben, die übertriebene Gewalt, das Gefühl, nur Zuschauer zu sein, unfähig, den Film zu stoppen, unfähig sogar, aus dem Kino zu gehen.
      »Wie hat es angefangen, Owen?«
      Owen versuchte es zu erklären. Während des letzten Jahres ihrer Beziehung war er Michelle gegenüber immer misstrauischer geworden, erzählte er. Er hatte den Verdacht, dass sie einen anderen Mann traf oder sogar mehrere Männer. Als sie an dem betreffenden Abend sagte, sie wolle sich mit einer Freundin treffen, folgte er ihr in die Eastvaler Innenstadt und sah, dass sie einen Mann in einem Pub traf.

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