Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
als er am Freitag aufwachte. Ehe er nicht etwas von Ken Blackstone hörte, konnte er nichts weiter tun, als auf und ab zu laufen.
Als sein Telefon gegen halb zehn klingelte, nahm er den Hörer nach dem ersten Klingeln ab. »Ja? Banks.«
»Alan, hier ist Ken.«
»Was hast du herausgefunden?«
»Ein paar Antworten für dich. Hoffe ich jedenfalls. Um deine erste Frage zu beantworten: Ja, Giles Varney ist Neville Motcombes Anwalt und bei einer Reihe von Fällen für ihn tätig gewesen. Ihre geschäftliche Beziehung geht zurück bis in die Zeit, als Motcombe begann, in Leeds und Umgebung Grundbesitz zu erwerben, ungefähr vor fünf Jahren. Anscheinend sind die beiden seitdem Busenfreunde.«
»Hat Varney Verbindungen zu anderen Rechten?«
»Ja. Ich habe mich ein bisschen umgehört. In einigen der extremeren rechten Kreise ist er ziemlich gut bekannt.«
»Großartig. Das könnte darauf schließen lassen, dass Mark Wood über Varney einen Deal mit Motcombe ausgehandelt hat. Und sonst?«
»Jetzt wird es leider etwas komplizierter. Und du schuldest mir was. Ich war gestern Abend mit Richie Hall in einem Pub, und der Kerl säuft wie ein Loch. Ich schicke dir die Rechnung.«
Banks lachte. »Hast du was erfahren?«
»Ja. Die Band, für die Mark Wood zur Zeit seiner ersten Verhaftung gearbeitet hat, hieß Cloth Ears. Kurz nachdem das Drogengeschäft aufflog, haben sie sich aufgelöst. Aber diese Band namens Scattered Dreams hat sich teilweise aus ihren Überresten geformt. Wie Phönix aus der Asche könnte man sagen. Offensichtlich haben die Typen, die dich interessieren, früher bei Cloth Ears gespielt, hängen jetzt aber nur noch im Dunstkreis von Scattered Dreams herum und verkaufen Dope. Das Talent, das sie vielleicht einmal gehabt haben, ist anscheinend Opfer der Drogen geworden, und meistens sind sie zu stoned, um ein Instrument zu halten. Und du hattest Recht mit der Familienverbindung. Der mit den Dreadlocks ist Shirelle Woods Bruder, Wesley Campbell, der andere ist sein Kumpel Francis Robertson. Sie sind in der Gegend als >Wes< und >Frankie< bekannt. Beide sollen sich laut Richie vor kurzem mit Devon zusammengetan haben.«
»Kleine Dealer?«
»Sieht so aus.«
»Ausgezeichnet.«
»Und Shirelle Wood muss man zugute halten, sagt Richie, dass sie mit der ganzen Sache nichts zu tun hat. Sie hat sogar aufgehört, mit ihrem Bruder zu reden, nachdem sie entdeckte, dass er seine Hände im Spiel hatte, als Mark das erste Mal aufgeflogen ist. Sie hat seitdem nicht mehr mit ihm gesprochen und den Kontakt völlig abgebrochen.«
Gut für sie, dachte Banks. Es gab ein paar Menschen in dieser Sache, für die er Respekt entwickelt hatte. Frank Hepplethwaite war einer davon und Shirelle Jade Wood war eine andere. Schade um ihren Ehemann. Er hätte ihrem Beispiel folgen und den Kontakt mit Wesley Campbell auch abbrechen sollen. Aber nein, Mark Wood glaubte, er könnte schnelles Geld machen. Und es war ein trauriger Gedanke, dass Shirelle und Connor diejenigen sein würden, die am meisten zu leiden hatten, wenn die Wahrheit herauskam.
»Danke, Ken«, sagte Banks. »Du hast großartige Arbeit geleistet.«
»Kein Problem.«
»Jetzt kommt der schwierige Teil.«
Er hörte Blackstone seufzen. »Ich hatte schon so ein Gefühl, dass das noch nicht alles war. Ich nehme an, jetzt kommt dein >raffinierter Plan<, um die Wahrheit herauszukriegen, oder?«
Banks lachte. »Hör ihn dir an, Ken, und dann sag mir, ob du glaubst, dass wir ihn durchführen können.«
* III
Ungefähr eine Stunde später fuhr Banks allein nach Leeds. Es hatte keinen Sinn, Susan Gay oder Jim Hatchley in seinen Plan einzubeziehen. Er war riskant und konnte ins Auge gehen, und dann würde er auch noch ihre Jobs auf dem Gewissen haben. Ken Blackstone hatte kein Problem; er führte auf der Grundlage von Informationen, die er erhalten hatte, lediglich eine Ermittlung in seinem Revier durch. Die Tatsache, dass Banks ihn dabei begleitete, spielte eigentlich keine Rolle.
Banks zündete sich eine Zigarette an und machte Bryn Terfels Rezitationen von Robert Louis Stevensons »Reiselieder« lauter. Er schaute auf die Digitaluhr. Elf. Genug Zeit, um zu tun, was er tun musste, und später um sechs Uhr Tracy vom Wohnheim abzuholen.
Als er hinter Millgarth parkte, schaute er auf seine Uhr. Erst kurz nach zwölf. Wenn Ken Blackstone seine Arbeit erledigt hatte, müsste
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