Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
mittlerweile alles vorbereitet sein. Er meldete sich am Empfang und ging geradewegs hinauf in Blackstones Büro. Im Flur vor den Büros der Kriminalpolizei saß wie vereinbart Mark Wood. Er war kurz nach Banks' Telefonat mit Ken Blackstone um halb zehn mit der offiziellen Begründung hergebracht worden, ein paar weitere Fragen zu beantworten und beim reibungslosen Abschluss der Ermittlungen zu helfen.
Anscheinend war Wood gerne bereit gewesen, seine Kooperation zu zeigen. Und obwohl er dort wahrscheinlich schon seit ein paar Stunden saß, hatte er noch nicht nach Giles Varney verlangt. Wenn er es tun würde, müssten sie lügen und ihm erzählen, dass sie ihn momentan nicht erreichen könnten. Denn mit Varney an seiner Seite würde der Plan nicht funktionieren.
Mark Wood machte keinen besonderen Eindruck auf Banks. Er war zwar muskulös, im Grunde jedoch nur ein weiterer mürrischer, nervöser junger Kerl, der in einem Polizeirevier an seinen Fingernägeln kaute.
Banks stellte sich vor. Sie hatten sich noch nicht kennen gelernt, und es war wichtig, dass Wood wusste, dass ein Beamter aus Eastvale in diese Angelegenheit involviert war. Wie erwartet sah Wood erstaunt und verwirrt aus. Als er Banks fragte, warum er eigens hergekommen war, entgegnete Banks, er solle sich keine Gedanken machen, er würde es in einer Weile erfahren. Er klang wie ein Arzt, der einem Patienten sagte, er sei unheilbar krank.
Während sie Wood unter Bewachung im Flur zurückließen, gingen sie in Ken Blackstones Büro, wo Wood sie durch die Glaswand beobachten konnte, wenn er wollte, ohne jedoch zu hören, was sie sagten. Das würde ihn noch nervöser machen. Besonders wenn sie beim Sprechen ab und zu in seine Richtung schauten.
Nachdem sie ungefähr fünfzehn Minuten hinter der Glaswand gestanden, über die miserable Saison von Leeds United geplaudert und gelegentlich Mark angeschaut hatten, führten drei kräftige unifomierte Beamte wie vereinbart Wesley Campbell und Francis Robertson durch den Flur. Als die beiden vor einer Stunde aufgegriffen worden waren, waren sie ohne Widerspruch oder Gegenwehr mitgekommen, erzählte Ken. Das war entweder ein Zeichen dafür, dass sie darauf vertrauten, in null Komma nichts wieder draußen zu sein, oder dass sie zu stoned waren, um sich aufzuregen. Bei beiden war eine geringe Menge Marihuana gefunden worden, und da sie keine Zeit gefunden hatten, es im Klo herunterzuspülen, hatten sie eine Weile in der Arrestzelle geschmachtet. Mittlerweile waren sie nicht mehr ganz so selbstgefällig.
Als sie an Mark Wood vorbeikamen, schauten sie auf ihn hinab, und Mark sah noch verwirrter aus. In seinen erschrocken aufgerissenen Augen stand nun Angst. Campbell rangelte sogar einen Augenblick mit seinen Wachen und versuchte, näher an Wood zu kommen, als wollte er ihn warnen oder bedrohen. Doch die Wachen hielten ihn zurück. Campbell und Robertson wurden gleich um die Ecke in ein separates Verhörzimmer gebracht. Beide schienen die Polizeirichtlinien auswendig zu kennen und forderten, umgehend ihre Telefonate führen zu können.
Gegen zwei Uhr, nachdem Banks und Blackstone gegenüber dem Revier in aller Ruhe zu Mittag gegessen hatten, war es an der Zeit, loszulegen. Sie gingen zurück in die obere Etage und führten Mark in ein Verhörzimmer. Sie waren übereingekommen, dass Banks, der vertrauter mit dem Fall war, die Befragung leitete. Blackstone würde gelegentlich einen Anstoß geben, falls Banks nicht weiterkommen sollte. Dieses Gespräch zeichneten sie nicht auf. Wenn der Plan glückte, war später, ohne Banks, noch genug Zeit für die Formalitäten. Wenn er nicht glückte, dann würde in Form von Disziplinarmaßnahmen die Hölle über sie hereinbrechen. Banks hatte Ken bereits gewarnt und ihm die Möglichkeit eingeräumt, sich zurückzuziehen, doch Ken hatte darauf bestanden, dabei zu sein.
»Okay, Mark«, begann Banks, »ich weiß, dass wir uns bisher noch nicht kennen gelernt haben, aber seit ich vor ein paar Wochen Jason Fox' Leiche gesehen habe, hatte ich ein großes Interesse an Ihnen.«
»Ich habe der Polizei schon alles gesagt«, gab Wood zurück. »Ich habe mich des Totschlags für schuldig bekannt. Was soll das jetzt?«
Banks hob eine Augenbraue. »Der Fall ist noch nicht ganz erledigt«, antwortete er. »Auf jeden Fall nicht zu meiner Zufriedenheit.«
Wood verschränkte seine Arme. »Ich habe keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen. Erst lassen Sie
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