Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
über den Rücken gejagt, doch er beherrschte seinen Job zu gut, um sich wirklich davon beeindrucken zu lassen.
»Ermordet«, wiederholte Motcombe mit Entrüstung und Ungläubigkeit in der Stimme. »Einer von uns. Drei von denen. Drei gegen einen. Eines von seinen Augen soll aus der Augenhöhle gehangen haben, nachdem die Pakischweine mit ihm fertig waren.«
Empörte Unruhe und Gemurmel machten sich unter den Versammelten breit. Ein Skinhead trommelte mit seinem Glas auf den Tisch. Motcombe brachte ihn mit einer sparsamen Handbewegung zur Ruhe, zog dann ein Blatt Papier aus seiner Tasche und begann zu lesen.
»George Mahmood«, sagte er mit der Betonung auf mood. »Asim Nazur.« Dieses Mal klang der Name wie ein spöttisches Lachen. Die Leute begannen zu kichern. »Und Kobir Mukhtar. Der klingt richtig, oder? Mucky-tar.«
Kriecherisches Gelächter von den Zellenführern.
»Und wisst ihr, was passiert ist?«
Einige Zuhörer, Craig eingeschlossen, schüttelten den Kopf.
»Die Polizei hat sie laufen lassen. So sieht das aus.«
Entrüstete Rufe.
»Ja, das haben sie getan. Heute Nachmittag. Unser ruhmreicher Kämpfer Jason liegt nun wahrscheinlich auf irgendeinem Tisch in der Leichenhalle und wird von oben bis unten aufgeschnitten, während die drei Schweine, die ihn dorthin gebracht haben, die drei schwarzen Schweine, frei herumlaufen.« Er schlug auf den Tisch. »Was sollen wir davon halten?«
»Das ist unfair«, schaltete sich einer der Zellenführer ein.
»Typisch«, behauptete ein anderer. »Die kommen heutzutage sogar mit einem Mord davon.«
»Was sollen wir machen?«, fragte ein weiterer.
Craig zündete sich eine Zigarette an und beugte sich vor. Jetzt versprach es interessant zu werden. Seiner Meinung nach war Jason Fox ein übler, kleiner Idiot gewesen, der verdient hatte, was ihm zugestoßen war.
»Zuerst einmal«, sagte Motcombe, »möchte ich, dass schnellstens eine Sonderausgabe des Mitteilungsblattes erscheint. Mit schwarzen Balken und allem Drum und Dran. Und ich will, dass Herzblut in den Texten steckt. Ray?«
Einer der Zellenführer aus Leeds schaute von seinem Pint auf und nickte.
»Du kümmerst dich darum«, fuhr Motcombe fort. »Jetzt, wo Jason nicht mehr unter uns weilt, müssen wir uns wohl oder übel auf deinen eher nüchternen Schreibstil verlassen. Aber du schaffst das, Ray, ich bin mir sicher, du schaffst das. Du weißt, was ich lesen will. Empörung, ja, aber sorge dafür, dass du heraushebst, warum das alles passiert ist, die eigentliche Sache, für die wir stehen. Und sorge dafür, dass die Namen der Pakis erwähnt werden. Wir werden jedem von ihnen eine Ausgabe schicken. Wenn sie erfahren, dass die gesamte Nationalsozialistische Allianz weiß, wer sie sind, werden sie ein paar schlaflose Nächte haben. Okay?«
Ray lächelte und nickte.
»Und drucke zusätzliche Ausgaben. Als Nächstes möchte ich, dass Geoff und Keith damit beginnen, ein Gedächtniskonzert für Jason zu organisieren. Eine große Party. Ihr habt die Kontakte, also wählt ein paar angemessene Bands aus, vier oder fünf, mietet einen großen Saal und arrangiert alles. Sobald wie möglich, okay?«
Geoff und Keith nickten und machten sich Notizen.
»Und sobald ich weiß, wann und wo die Beerdigung stattfindet«, fuhr Motcombe fort, »werde ich einige Mitglieder kontaktieren, damit sie mich als Ehrengarde für unseren gefallenen Helden begleiten. Denn machen wir uns nichts vor: Jason Fox ist ein Märtyrer und seine Ermordung sollte für uns Anlass sein, uns zu sammeln. Wir haben hier die Möglichkeit, das Unglück zu einer Chance zu machen, wenn wir die Gelegenheit nutzen. Selbstverständlich werden wir unseren verlorenen Kameraden betrauern und beklagen - und trauern müssen wir -, aber lasst uns außerdem, so wie er es gewünscht hätte, seinen Tod dazu nutzen, um uns zu größeren Zielen anzuspornen, zur schnelleren Verbreitung unserer Ideale. Ihr habt Jason gekannt. Ihr wisst, wofür er stand. Machen wir seinem Andenken alle Ehre.«
Ein paar Zuhörer nickten und brummten zustimmend. »Werden wir auch ein paar Köpfe einschlagen?«, wollte dann der Zellenführer aus Brighouse wissen.
Zustimmende Rufe ertönten, doch Motcombe brachte sie erneut zum Schweigen. »Abwarten«, sagte er. »Dafür wird gesorgt werden. Zu gegebener Stunde. Aber im Moment wollen wir einfach ihre Namen veröffentlichen und es dabei belassen. Wir
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