Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
Nachmittag mitgearbeitet, Eier eingesammelt oder Schweine gefüttert haben. Und jedes Mal haben wir zugeschaut, wie die Schafe geschoren wurden. Der kleine Jason hat die Ferien hier immer sehr genossen.«
»Sie erwähnten seine Mutter und Schwester. Was ist mit seinem Vater?«
Frank steckte sich einen Happen Casserole in den Mund, kaute, schluckte und machte ein finsteres Gesicht. »Dieser lange Lulatsch? Um ehrlich zu sein, junger Mann, ich hatte nie viel für ihn übrig und er hat sich nie besonders um Jason gekümmert. Wissen Sie, dass er diese Platten, die er sammelt, nie anhört? Er hört sie nie an! Die sind alle noch eingeschweißt. Ich frage Sie, was soll man von einem Kerl halten, der Platten kauft und sie nie anhört?«
Nicht viel, dachte Banks, der gerade auf einem besonders sehnigen Stück Huhn herumkaute. Frank würde seine Geschichte offensichtlich in seinem eigenen Tempo erzählen, auf seine Art. »Aber ich wollte Sie nicht unterbrechen«, sagte er. »Was ist zwischen Sie beide getreten?«
Frank schöpfte einen Augenblick Atem, bevor er fortfuhr: »Vor allem die Zeit. Mehr nicht. Ich bin alt geworden. Zu alt, um lange Spaziergänge zu machen. Und Jason begann sich für andere Dinge zu interessieren und kam nicht mehr zu Besuch.«
»Kam er überhaupt nicht mehr vorbei?«
»Doch, ab und zu. Aber es war dann immer nur ein flüchtiger Besuch, eher so etwas wie eine Pflichtübung.«
»Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
»Vorletztes Wochenende war er hier. Genau eine Woche, bevor er starb.«
»Hat er mal von seinem Leben in Leeds erzählt? Von seiner Arbeit? Von Freunden?«
»Eigentlich nicht. Einmal hat er gesagt, er würde was über Computer lernen. Natürlich habe ich keine Ahnung davon, deshalb haben wir bald das Thema gewechselt.«
»Hat er gesagt, wo er etwas über Computer lernt?«
»Nein.«
»Seine Eltern haben mir gesagt, dass er in einem Büro gearbeitet hat.«
Frank zuckte mit den Achseln. »Könnte sein. Ich kann mich nur daran erinnern, dass er mal erwähnt hat, er würde was mit Computern machen.«
»Und bei all seinen Besuchen«, fuhr Banks fort, »hat er nie über solche Dinge gesprochen?« Er klopfte mit dem Knöchel auf das Pamphlet.
Frank schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Nie. Deswegen war es ja auch so ein Schock.«
»Warum hat er Ihrer Meinung nach nie darüber gesprochen?«
»Das kann ich nicht beantworten. Vielleicht dachte er, ich wäre dagegen, bis mir diese Sache rausgerutscht ist und ich ihm einen Auslöser gegeben habe ... Vielleicht dachte er auch, ich wäre ein alter Mann, bei dem sich eine Bekehrung nicht lohnt. Immerhin bin ich sein Großvater und wir hatten eine Art Beziehung. Wenn wir uns in den letzten Jahren gesehen haben, haben wir nicht viel geredet. Ich hatte keine Ahnung, was in ihm vorging. Meistens kam er nur kurz vorbei, gab mir einen Drink aus und erkundigte sich, ob es mir gut ginge, bevor er sich zum Fußballspielen oder sonstwohin aufmachte.«
Banks aß seine Pastete auf. »Warum glauben Sie, dass Sie Jason den Auslöser gegeben haben, Ihnen dieses Pamphlet zu schicken?«, fragte er. »Was haben Sie gesagt?«
»Na gut ... Einmal saßen wir hier, genauso wie Sie und ich jetzt.« Frank senkte seine Stimme. »Der Wirt hier heißt Jacob Bernstein. Nicht der Kerl dort. Jacob ist gerade nicht da. Egal, ich machte eine Bemerkung darüber, dass Jacob ein knauseriger alter Jude ist.«
»Was hat Jason gesagt?«
»Nichts. Jedenfalls nicht gleich. Er hat nur komisch gelächelt. Es war halb ein Lächeln, halb ein spöttisches Grinsen. Kaum hatte ich es gesagt, wusste ich, dass es falsch gewesen war. Aber so etwas rutscht einem manchmal raus, oder? Solche Sprüche wie: Juden und Schotten haben kurze Arme und tiefe Taschen. Man meint das doch nicht beleidigend, oder? Man meint damit nichts Böses. Wie auch immer, einen Augenblick später sagte Jason, er glaube, er könnte da etwas Interessantes für mich haben, und wenige Tage darauf lag dieser Müll in meiner Post. Wer sollte das sonst geschickt haben?«
»In der Tat, wer sonst?«, sagte Banks und erinnerte sich daran, was ihm David Wayne am Morgen in Leeds erzählt hatte. »Haben Sie mal jemanden aus Jasons Kreis kennen gelernt?«
»Nein.«
»Also besteht keine Möglichkeit, dass Sie uns helfen können herauszufinden, wer ihn getötet hat?«
»Ich dachte, Sie hätten die
Weitere Kostenlose Bücher