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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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alte Lesbe«.
      Annie parkte auf dem Asphaltstreifen neben der hässlichen Polizeiwache aus Backstein und ging hinein. Nur vier Beamte arbeiteten direkt von der Wache aus: Inspector Harmond, Annie und die Police Constables Cameron und Gould. Abgesehen von Samantha, der Verwaltungsangestellten, war Annie die einzige Frau. Das machte ihr nichts aus. Verglichen mit anderen, waren diese Männer eine ganz anständige Truppe. Sie fühlte sich keinesfalls von ihnen bedroht. Constable Cameron war verheiratet und hatte zwei Kinder, die er vergötterte. Gould schien eins dieser seltenen Exemplare zu sein, die überhaupt kein Sexualleben hatten - offenbar war er damit zufrieden, zu Hause bei seiner Mum zu wohnen, mit seiner Modelleisenbahn zu spielen und Briefmarken in ein Album zu kleben. Sie wusste, dass solche Menschen in Büchern oft zu gefährlichen Monstern wurden, zu Serienmördern und sexuell Gestörten, aber Gould war harmlos. Selbst wenn er privat gern Frauenunterwäsche trug, wäre es Annie egal gewesen. Inspector Harmond war, nun ja, onkelhaft. Er sah sich gern ein bisschen wie Sergeant Blaketon aus Herzschlag des Lebens, obwohl er ihm nach Annies Meinung kein bisschen ähnelte.
      Die Wache von Harkside mochte von außen hässlich sein, innen entpuppte sie sich als geräumiges Großraumbüro - nur das Zimmer von Inspector Harmond war am hinteren Ende abgeteilt -, und es gab viel Platz, um sich auszubreiten. Das gefiel Annie. Ihr L-förmiger Tisch war der unordentlichste von allen, aber sie wusste, wo sie was hingelegt hatte und hielt so schnell das Richtige in der Hand, wenn sie gefragt wurde, dass selbst Inspector Harmond es aufgegeben hatte, sie wegen ihrer Unordnung aufzuziehen.
      Annies Schreibtisch erstreckte sich über eine Ecke, in der sich ein Seitenfenster befand. Sie hatte keinen tollen Ausblick - nur die Gasse mit dem Kopfsteinpflaster, ein Tor und die Rückwand des Three Feathers -, aber wenigstens war sie nah an einer Licht- und Luftquelle, und es tat gut, ein wenig von der Außenwelt mitzubekommen. Auch wenn im Moment kaum ein Wind ging, freute sie sich über jeden sanften Hauch warmer Luft, der durch das Fenster kam; er verhalf ihr zu guter Laune. Diese kleinen Dinge waren sehr wichtig, das hatte Annie herausgefunden. Sie hatte versucht, den großen Wurf zu landen, hatte sich auf der Überholspur befunden, und es war aufregend gewesen, hatte aber kein gutes Ende für sie genommen. Jetzt entdeckte sie langsam wieder, was im Leben wichtig war.
      Im Allgemeinen handelte es sich bei Harkside um eine Gemeinde, die das Gesetz respektierte. Daher gab es für eine Kripobeamtin nicht viel zu erledigen. Es fiel eine Menge Papierkram an, somit hatte sie genug zu tun und das Gefühl, ihr Geld verdient zu haben. Aber sie war kaum an einen Ort versetzt worden, der viele Überstunden nötig machte, häufig herrschte Flaute. Auch das kam ihr gelegen. Manchmal war es gut, nichts zu tun. Und warum sollte sie sich beschweren, dass nur wenig Menschen bestohlen, getötet oder verprügelt wurden?
      Momentan hatte sie zwei Fälle häuslicher Gewalt und eine Serie von nächtlichem Vandalismus vorliegen. Und jetzt das Skelett. Nun hatten ihre anderen Aufgaben Zeit. Inspector Harmond hatte die Streifen in der Gegend verstärkt, die am stärksten vom Vandalismus betroffen war. Früher oder später würden die Täter wahrscheinlich auf frischer Tat ertappt werden, und die Prügler zeigten momentan Reue und wollten sich professionelle Hilfe suchen.
      Annie ging zuerst zur Kaffeemaschine und goss ihren Becher mit der Aufschrift »Der gehorcht werden muss« voll. Dann trat sie an die Tür von Inspector Harmonds Büro und klopfte. Er rief sie herein.
      »Sir?«
      Harmond sah von seinem Schreibtisch auf. »Annie! Was „ist, Mädchen?«
      »Haben Sie kurz Zeit?«
      »Ja. Setzen Sie sich.«
      Annie setzte sich. Harmonds Büro war schlicht, der einzige Schmuck bestand in seinen Auszeichnungen an der Wand und in gerahmten Fotos von Frau und Kindern auf dem Tisch. Er war Mitte fünfzig und schien vollkommen zufrieden zu sein, den Rest seines Arbeitslebens als Inspector auf dem Land zu verbringen. Sein Kopf war zu groß für seinen schlaksigen Körper, und Annie hatte immer Angst, der Kopf würde herunterfallen, wenn er ihn zu weit zur Seite neigte. Bis jetzt war noch nichts passiert. Harmond hatte ein freundliches, rundes, offenes Gesicht. Seine Gesichtszüge wirkten ein wenig grob, und aus seiner

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