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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Streitkräften noch zugute kommen.
      Unser kleiner Laden führte Zeitschriften und Gemischtwaren. Er lag auf halber Höhe der High Street nahe dem Metzger und dem Gemüsehändler und wir wohnten darüber. Wir verkauften keine verderbliche Ware, nur Dinge wie Zeitungen, Süßigkeiten, Zigaretten, Papierwaren, Marmelade und anderen Krimskrams, Tee und Konserven - das hing natürlich davon ab, was gerade zu bekommen war. Ich war besonders stolz auf die kleine Leihbibliothek, die ich eingerichtet hatte. Weil Papier rar war und Bücher knapp wurden, verlieh ich sie für zwei Pence die Woche. Ich hatte eine schöne Sammlung von Klassikern: vor allem Anthony Trollope, Jane Austen und Charles Dickens. Für die, die weniger anspruchsvolle Literatur bevorzugten, nahm ich auch einige Romane mit leichter Kost auf - Agatha Christie und Heftchen von Mills & Boon - leider war das der Großteil meiner Kunden!
      Obwohl die meisten tauglichen Männer des Dorfes einberufen worden waren und eine Uniform angezogen hatten, war mir der Ort noch nie so geschäftig vorgekommen. Die alte Flachsmühle lief wieder auf Hochtouren, die meisten verheirateten Frauen arbeiteten dort. Vor dem Krieg war sie so gut wie stillgelegt worden, aber jetzt brauchte das Militär Flachs, um Gewebe für Fallschirmgurte und andere Dinge herzustellen, die eine starke Faser benötigten, zum Beispiel Gewehrfutterale und Feuerwehrschläuche.
      Ungefähr eine Meile entfernt in Rowan Woods befand sich ein großer Stützpunkt der Royal Air Force, und oft war die High Street voll von hupenden Jeeps und Lastern, die in der Enge aneinander vorbeifahren wollten. Die Flieger kamen manchmal in die Dorfpubs - ins Shoulder of Mutton unten an der High Street oder ins Duke of Wellington auf der anderen Seite des Flusses -, wenn sie nicht nach Harkside fuhren, wo man mehr unternehmen konnte. Wir hatten nicht einmal ein Kino in Hobb's End, in Harkside hingegen gab es drei.
      Abgesehen davon war es jedoch schwer zu sagen, inwiefern der Krieg unser Leben in Hobb's End beeinträchtigte. Ich glaube, dass er anfangs kaum Auswirkungen auf uns hatte. Der Alltag derer, die zurückgeblieben waren, blieb so gut wie unverändert. Die erste Welle mit Evakuierten kam im September 1939, aber als lange Zeit nichts weiter passierte, machten sie sich langsam wieder auf den Heimweg, und dann kam kein Nachschub mehr bis zum Beginn der Bombardierung im darauf folgenden August.
      Trotz der Lebensmittelrationierung veränderten sich unsere Essgewohnheiten nicht so sehr wie die der Stadtbevölkerung, denn wir waren schon immer daran gewöhnt, viel Gemüse zu essen, und auf dem Land gab es immer Eier, Butter und Milch. Unser Nachbar Mr. Halliwell, der Metzger, war wahrscheinlich der beliebteste Mann des Ortes, und wir konnten gelegentlich Tee und Zucker, den wir zur Seite gelegt hatten, gegen eine Extraportion Hammel- oder Schweinefleisch tauschen.
      Abgesehen vom Gefühl des Wartens, diesem Eindruck, dass das normale Leben bis zum Ende des Krieges außer Kraft gesetzt war, fiel es vielleicht am schwersten, sich an die Verdunkelung zu gewöhnen. Aber selbst in dieser Hinsicht hatten wir mehr Glück als andere, denn Hobb's End hatte auch vorher keine Straßenbeleuchtung besessen. Die Gegend versank also sowieso schon in Dunkelheit. Die Lichtpunkte auf dem fernen Hügel waren oft das Einzige, was einen nach Hause leitete.
      Während der Verdunkelung mussten wir unsere Fenster verkleben, damit sich niemand an Glasscherben verletzen konnte. Außerdem mussten wir Verdunkelungsvorhänge anbringen. Jeden Abend schickte mich Mutter nach draußen, um sicherzustellen, dass kein Lichtstrahl zu sehen war, denn unser Luftschutzwart war wirklich pingelig. Ich weiß noch, wie unser ganzes Dorf lachte, als wir hörten, dass er Mrs. Damley besucht hatte, weil sie nur die Vorderseite ihres Hauses verdunkelt hatte, nicht aber die hinteren Fenster. »Seien Sie doch nicht so dumm«, hatte sie zu ihm gesagt. »Wenn die Deutschen anrücken und Hobb's End bombardieren, junger Mann, dann kommen sie doch von Osten, nicht wahr, und nicht von Grassington. Leuchtet doch ein.«
      In mondhellen Nächten, besonders bei Vollmond, hatte das eine spektakuläre Wirkung: Die Hügel strahlten, als seien sie mit Silberpuder bestäubt, die Sterne glitzerten wie geschliffene Diamanten auf schwarzem Samt, und die Landschaft sah aus wie ein alter Schwarzweißstich oder Holzschnitt, wie man ihn in alten Büchern findet. Aber

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