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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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missgestalteten Knollennase sprossen ein paar schwarze Haare, aber es war ein Gesicht, dem man vertrauen konnte. Wenn Augen wirklich das Fenster zur Seele waren, dann hatte Inspector Harmond eine grundanständige Seele.
      »Es geht um die Sache mit dem Skelett«, sagte sie, schlug ein Bein übers andere und wiegte den Kaffeebecher auf dem Schoss.
      »Was ist damit?«
      »Tja, das ist es ja, Sir. Wir wissen bisher noch nichts darüber. Chief Inspector Banks interessiert sich dafür, wie viele Ärzte und Zahnärzte es in Hobb's End gab und ob jetzt jemand in Harkside lebt, der früher in Hobb's End wohnte.«
      Harmond kratzte sich am Kopf. »Die letzte Frage ist leicht zu beantworten«, sagte er. »Erinnern Sie sich an Mrs. Kettering, der ihr Wellensittich damals wegflog, als sie eine neue Couchgarnitur geliefert bekam?«
      »Wie könnte ich das vergessen?« Es war einer von Annies ersten Fällen in Harkside gewesen.
      Inspector Harmond lächelte. »Sie hat früher in Hobb's End gelebt. Ich kann nicht genau sagen, wann und wie lang, aber ich weiß, dass sie dort wohnte. Sie muss um die neunzig sein.«
      »Sonst noch jemand?«
      »Nicht dass ich wüsste. Jedenfalls nicht aus dem Kopf. Lassen Sie mich mal machen, ich hör mich um. Wissen Sie noch, wo sie wohnt?«
      »Oben bei >The Edge<, oder? Das Eckhaus mit dem großen Garten?«
      The Edge war der Name, den die Dorfbewohner der gemauerten Uferstraße gegeben hatten, die an der Südseite des Harksmere-Stausees verlief, ebendie Straße, die früher über die Packpferdbrücke nach Hobb's End führte. Eigentlich hieß sie Harksmere View und jetzt endete sie im Nichts. Nur eine Hausreihe stand direkt am Wasser, zwischen ihr und dem Rest des Dorfes lag ungefähr eine halbe Meile freies Feld.
      »Was ist mit den Ärzten?«, fragte Annie.
      »Das ist ein bisschen komplizierter«, erwiderte Harmond. »Es muss dort einige gegeben haben, aber der Himmel weiß, was aus denen geworden ist. Das Dorf wurde nach dem Krieg geräumt, inzwischen sind wahrscheinlich alle tot. So alt bin ich ja auch noch nicht, mein Mädchen. Ich war damals selbst noch ein Junge, als der Ort dichtgemacht wurde. Soweit ich mich erinnern kann, hatten die auch keinen Dorfpolizisten. Zu klein. Hobb's End gehörte zu Harkside.«
      »Wie viele Schulen gab es da?«
      Inspector Harmond kratzte sich am Kopf. »Nur Vor- und Hauptschule, glaube ich. Gymnasium und Realschule waren hier in Harkside.«
      »Haben Sie eine Idee, wo die alten Unterlagen sein könnten?«
      »Hier in der Schulbehörde, nehme ich an. Falls man sie nicht vernichtet hat. Damals wurden viele Unterlagen vernichtet - nach dem Krieg und so. Sonst noch was?«
      Annie nippte am Kaffee und erhob sich. »Im Moment nicht, Sir.«
      »Halten Sie mich auf dem Laufenden?«
      »Sicher.«
      »Und noch was, Annie!«
      »Ja, Sir?«
      Harmond kratzte sich an der Nase. »Dieser Chief Inspector Banks - ich selbst hab ihn noch nicht kennen gelernt, aber ich habe ein bisschen über ihn gehört. Wie ist er denn so?«
      Annie hielt an der Tür inne und runzelte nachdenklich die Stirn. »Wissen Sie, Sir«, bemerkte sie schließlich, »das lässt sich nicht so einfach sagen.«
      »Also eher undurchsichtig, ja?«
      »Ja«, bestätigte Annie. »Eher undurchsichtig. Das kann man behaupten.«
      »Dann pass mal gut auf dich auf, Mädchen«, hörte sie ihn brummen, als sie sich zum Gehen wandte.
     
    ***
     
    Bevor ich die Geschichte weitererzähle, möchte ich mich und mein Dorf etwas genauer beschreiben. Wie schon bekannt, heiße ich Gwen Shackleton, das ist die Kurzform von Gwynneth, nicht von Gwendolyn. Ich weiß, dass der Name walisisch klingt, aber meine Familie lebt seit mindestens zwei Generationen in Hobb's End in Yorkshire. Mein Vater, Gott hab ihn selig, starb drei Jahre vor Ausbruch des Krieges an Krebs, und 1940 war meine Mutter bereits arbeitsunfähig, sie litt an einer rheumatoiden Arthritis. Manchmal konnte sie im Laden aushelfen, aber nicht oft, daher blieb der Großteil der Arbeit an mir hängen.
      Matthew half mir, sooft er konnte, aber den Großteil der Woche war er mit der Universität beschäftigt und am Wochenende half er bei der Bürgerwehr. Er war einundzwanzig, doch ermutigte ihn das Ministerium trotz der Mobilmachung, das dritte Jahr des Ingenieurstudiums an der Universität Leeds abzuschließen. Ich nehme an, dass man der Meinung war, seine Ausbildung könne den

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