Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
zurückzubekommen.
      Tracy war es nicht. Es war Chief Constable Jeremiah »Jimmy« Riddle, genau der, dessentwegen Banks überlegte, das Cottage zu verkaufen und die Grafschaft zu verlassen.
      »Banks?«
      Banks biss die Zähne zusammen. »Sir?«
      Riddle zögerte. »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.«
      Banks meinte sich verhört zu haben. »Einen Gefallen?«
      »Ja. Glauben Sie ... ich meine, würde es Ihnen etwas ausmachen, bei mir vorbeizukommen? Es ist sehr wichtig. Sonst würde ich Sie nicht darum bitten. Nicht an einem so ungemütlichen Abend wie heute.«
      Banks' Gedanken rasten. Riddle hatte noch nie so höflich mit ihm gesprochen, die Stimme fast ein wenig brüchig. Was um alles in der Welt ging hier vor? Noch ein Trick?
      »Es ist schon spät, Sir«, sagte Banks. »Ich bin müde, und außerdem muss ich ...«
      »Hören Sie, ich bitte Sie um einen Gefallen, Mann. Meine Frau und ich mussten wegen der Sache in letzter Minute eine sehr wichtige Dinnerparty absagen. Können Sie nicht einmal Ihre Sturheit vergessen und tun, um was ich Sie bitte?«
      Das klang schon mehr wie der alte Jimmy Riddle. Banks war kurz davor, ihm zu sagen, er könne ihn mal, als sich der Ton des Chief Constables erneut änderte und Banks aus dem Gleichgewicht brachte. »Bitte, Banks«, sagte Riddle. »Ich muss mit Ihnen über eine Sache reden. Etwas Dringendes. Keine Bange. Das ist kein Trick. Ich hab nicht vor, Ihnen eins auszuwischen. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Ich brauche wirklich Ihre Hilfe.«
      Selbst Riddle würde sich doch wohl nicht so weit herablassen, sich so einen Schwachsinn auszudenken, nur um Banks zu demütigen, oder? Jetzt war Banks neugierig und würde auf jeden Fall hinfahren. Er war nicht die Art Mann, einen so mysteriösen Anruf zu ignorieren, sonst hätte er gar nicht erst Polizist werden sollen. Er wollte bei diesem scheußlichen Wetter nicht raus, wollte seinen Laphroaig, Bill Evans und das knisternde Torffeuer nicht verlassen, wusste aber, dass er es tun musste. Er stellte das Glas beiseite, froh, dass er nur den einen kleinen Whisky getrunken hatte.
      »Also gut«, sagte er, griff nach Bleistift und Papier neben dem Telefon. »Aber Sie müssten mir sagen, wo Sie wohnen und wie ich dahin komme. Ich glaube nicht, dass Sie mich schon mal zu sich eingeladen haben.«
      Riddle wohnte auf halber Strecke zwischen Eastvale und Northallerton, eine Fahrt, für die Banks bei gutem Wetter eine Stunde gebraucht hätte, heute Abend aber deutlich länger. Es goss wie aus Kübeln; die Scheibenwischer liefen die ganze Zeit auf voller Stärke, und manchmal konnte Banks kaum ein paar Meter weit sehen. In zwei Tagen war Guy Fawkes Day, und auf den Dorfwiesen häuften sich vom Regen durchweichte Holzstöße und alte Möbel.
      Das Haus der Riddles stand unter Denkmalschutz und hieß Old Mill, weil es ursprünglich von den Zisterziensermönchen der nahe gelegenen Abtei, als Mühle erbaut worden war. Das Haus aus Kalkstein mit einem Dach aus Steinplatten stand neben dem Mühlbach, der durch den Garten rauschte. Die alte Scheune auf der anderen Seite war zu einer Garage umgebaut worden.
      Als Banks die kurze Kiesauffahrt hinauffuhr und vor dem Haus hielt, fiel ihm auf, dass nur hinter zwei Fenstern im Erdgeschoss Licht brannte und der Rest des Hauses dunkel war. Noch bevor er anklopfen konnte, wurde die Tür aufgerissen und Banks in einen schwach erleuchteten Flur gewinkt, wo ihm Riddle ohne große Umstände den Mantel abnahm und ihn dann in ein Wohnzimmer führte, das größer war als Banks' gesamtes Cottage. Überall freiliegende Balken, weiß getünchte Wände, bedeckt mit glänzend polierten Jagdhörnern und den unvermeidlichen Pferdeplaketten. Ein goldgerahmter Spiegel hing über einem Adam-Kamin, in dem ein mächtiges Feuer brannte, und neben den mit Sprossen unterteilten Fenstertüren stand ein kleiner Flügel.
      Ein Haus wie dieses hätte Banks ohne weiteres mit jemandem in Verbindung gebracht, der hunderttausend Pfund im Jahr verdiente, aber trotz der Rustikalität, trotz der Hitze, die das Feuer ausstrahlte, kam ihm der Raum merkwürdig kalt, kahl und unpersönlich vor. Auf dem niedrigen Glastisch lagen keine Zeitschriften oder Zeitungen verstreut, auf dem Flügel häuften sich keine Noten. Das Holz glänzte, als sei es gerade eben gewachst worden, und alles war aufgeräumt, sauber und ordentlich. Was Banks, wenn er darüber nachdachte, von Riddle auch genau so

Weitere Kostenlose Bücher