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Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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erwartet hätte. Dieser Eindruck wurde noch durch die Stille verstärkt, die nur gelegentlich vom Heulen des Windes draußen und gegen die Fenster prasselnden Regen unterbrochen wurde.
      Eine Frau kam ins Zimmer.
      »Meine Frau Rosalind«, stellte Riddle vor.
      Banks schüttelte Rosalind die Hand. Eine weiche Hand, aber ihr Handschlag war fest. Wenn dies zu einem Abend der Überraschungen werden sollte, dann war Rosalind Riddle die zweite. ;
      Banks hatte die Frau des Chief Constables bisher nicht kennen gelernt - wusste nur, dass sie in Eastvale in einer Anwaltskanzlei arbeitete, die auf Grundbesitzübertragungen spezialisiert war -, und wenn er je einen flüchtigen Gedanken an sie verschwendet hätte, dann hätte er sie sich als stämmige, robuste und eher charakterlose Person vorgestellt. Warum, wusste er nicht, aber das war die Vorstellung, die ihm in den Sinn gekommen war.
      Die Frau, die vor ihm stand, war jedoch elegant und groß, hatte die schlanke Figur eines Models und lange, wohlgeformte Beine. Sie trug einen schlichten grauen Rock und eine weiße Seidenbluse, und die zwei oben geöffneten Knöpfe gaben ein V von derselben bleichen Farbe frei wie ihre Gesichts-haut. Sie hatte kurzes blondes Haar - einer dieser teuren, struppigen Kurzhaarschnitte mit Strähnchen -, eine hohe Stirn, hoch angesetzte Wangenknochen und dunkelblaue Augen. Ihre Lippen waren voller, als man bei dieser Art Gesicht erwartet hätte, und der Lippenstift betonte das noch, machte einen Schmollmund daraus.
      Ihr Gesichtsausdruck verriet nichts, aber Banks erkannte an ihrer brüsken Körpersprache, dass sie beunruhigt war. Sie stellte ihren Drink auf den Tisch und setzte sich auf das samtbezogene Sofa, schlug die Beine übereinander und beugte sich vor, die Hände auf dem Schoß. Banks fühlte sich an eine dieser eleganten, unnahbaren Blondinen aus Alfred Hitchcocks Filmen erinnert.
      Riddle bat Banks, sich zu setzen. Er war immer noch in Uniform. Der große, zu Massigkeit neigende, aber nach wie vor durchtrainierte Mann setzte sich Banks gegenüber in einen Sessel, zupfte an den scharfen Bügelfalten seiner Hose und lehnte sich zurück. Er war völlig kahl, und buschige Augenbrauen wölbten sich über seinen harten, ernsten braunen Augen.
      Banks hatte das Gefühl, dass sie nun beide nicht recht wussten, was sie sagen sollten. Man konnte die Spannung mit Messern schneiden; irgendwas Schlimmes war passiert, etwas Heikles und Schmerzliches. Banks brauchte dringend eine Zigarette, aber das war ausgeschlossen. Er wusste, dass Riddle Rauch hasste, und im Zimmer hing ein süßer Lavendelduft, der garantiert noch nie von Zigarettenrauch besudelt worden war. Das Schweigen dehnte sich. Er kam sich allmählich vor wie Philip Marlowe zu Beginn eines Auftrags. Vielleicht sollte er den Riddles seine Honorarforderungen nennen und damit das Eis brechen, aber bevor er etwas Schnodderiges sagen konnte, sprach Riddle.
      »Banks ... ich ... äh ... ich weiß, dass wir in der Vergangenheit unsere Differenzen hatten, und ich bin sicher, dass meine Bitte für Sie ebenso überraschend kommt wie für mich, sie auszusprechen, aber ich brauche Ihre Hilfe.«
      Differenzen in der Vergangenheit? Das war die Untertreibung des Jahres. »Fahren Sie fort«, sagte er. »Ich höre.«
      Riddle rutschte auf dem Sessel herum und zupfte wieder an den Bügelfalten. Seine Frau griff nach ihrem Glas. Der feuchte Ring, der auf dem Glastisch zurückblieb, war das Einzige, das die sterile Perfektion des Raumes störte.
      »Es geht um etwas Persönliches«, meinte Riddle. »Sehr persönlich. Und inoffiziell. Bevor wir weitermachen, Banks, brauche ich Ihre absolute Zusicherung, dass nichts, was ich Ihnen sage, aus diesen vier Wänden nach außen dringt. Kann ich mich darauf verlassen?«
      Banks nickte.
      »Entschuldigen Sie«, sagte Rosalind und wollte aufstehen. »Sie müssen mich für eine furchtbare Gastgeberin halten. Sie sind den ganzen Weg hierher gekommen, und ich habe Ihnen nicht mal einen Drink angeboten? Möchten Sie etwas, Mr. Banks? Vielleicht einen kleinen Whisky?«
      »Der Mann muss fahren«, knurrte Riddle.
      »Aber einen kann er doch wohl trinken?«
      Banks hob die Hand. »Nein, vielen Dank.« Gerne hätte er um eine Tasse Tee gebeten, aber ihm war noch mehr daran gelegen, die Sache hinter sich zu bringen und nach Hause zu fahren. Wenn er es für eine Weile ohne Zigarette aushalten konnte, dann konnte er auch auf

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