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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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gemacht, Lucy. Aus welchem Grund haben Sie sich dann aufgedonnert und eine Prostituierte gespielt?«, fragte er.
      »Was?«
      »Erinnern Sie sich nicht mehr?«
      »Doch, aber das war was anderes. Ich meine, ich war nicht... ich hab doch nicht auf der Straße gestanden oder so. Wer hat Ihnen das erzählt?«
      »Unwichtig. Haben Sie einem Mann in einer Hotelbar Sex angeboten?«
      »Und wennschon! Das war nur ein Spaß, eine Wette.«
      »Sie mochten also doch Spiele.«
      »Das war, bevor ich Terry kennen gelernt hab.«
      »Und deshalb ist es in Ordnung?«
      »Das habe ich nicht gesagt. Das war nur ein Spaß.«
      »Wie genau lief das ab?«
      Lucy grinste durchtrieben. »Genauso, wie es oft genug abgelaufen ist, wenn ich in einem Pub einen Typen kennen gelernt habe. Nur dass es zweihundert Pfund dafür gab. Wie gesagt, das war ein Spaß, mehr nicht. Wollen Sie mich jetzt wegen Prostitution verhaften?«
      »Toller Spaß«, bemerkte Banks.
      Julia Ford schien der Wortwechsel ein wenig zu verblüffen, aber sie sagte nichts.
      Banks merkte, dass er trotzdem nicht vorankam. Hartneil hatte Recht. Abgesehen von der extrem sonderbaren Beziehung zu Payne und den winzigen Blutflecken und Fasern der Leine hatten sie keine Beweise gegen Lucy. Schon möglich, dass ihre Antworten keinen großen Sinn ergaben, aber solange sie nicht gestand, ihrem Mann bei den Morden geholfen oder ihn angestiftet zu haben, musste er sie laufen lassen. Banks schaute sie an. Die blauen Flecke waren so gut wie verschwunden. Mit ihrer blassen Haut und dem langen schwarzen Haar sah sie unschuldig und hübsch aus, fast wie eine Madonna. Das einzige, was Banks an der Überzeugung festhalten ließ, dass hinter den Begebenheiten viel mehr steckte, als Lucy jemals zugeben würde, waren ihre Augen: schwarz, spiegelgleich, undurchdringlich. Er hatte das Gefühl, dass jeder, der zu lange in diese Augen blickte, verloren war. Aber das war kein Beweis; das war seine blühende Fantasie. Plötzlich hatte er die Nase voll. Er überraschte die drei Frauen, als er so unvermittelt aufsprang, dass sein Stuhl fast umfiel. »Sie können jetzt gehen, Lucy. Aber entfernen Sie sich nicht zu weit.« Damit eilte er aus dem Vernehmungszimmer.
     
    Easington war ein angenehmer Gegensatz zu Alderthorpe, dachte Jenny, als sie vor dem Pub in der Dorfmitte parkte. Obwohl Easington fast genauso weit von der Zivilisation entfernt war, machte das Dorf wenigstens den Eindruck, mit der Realität in Verbindung zu stehen und zur Welt zu gehören.
      Die Kellnerin im Pub nannte Jenny Maureen Nesbitts Adresse. Schon bald stand Jenny einer argwöhnischen Frau mit langem weißem Haar gegenüber, das mit einem blauen Band nach hinten gebunden war. Sie trug eine rehbraune Strickjacke und schwarze Leggings, die für eine Person mit so kräftigen Hüften und Oberschenkeln etwas zu eng waren.
      »Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
      »Ich bin Psychologin«, stellte sich Jenny vor. »Ich möchte mit Ihnen über das sprechen, was in Alderthorpe passiert ist.«
      Maureen Nesbitt blickte die Straße hinauf und hinunter. »Sind Sie ganz bestimmt nicht von der Presse?«
      »Ich bin nicht von der Presse.«
      »Weil die richtig über mich hergefallen sind damals, aber ich hab nichts erzählt. Aasgeier!« Sie zog die Strickjacke enger.
      »Ich bin nicht von der Presse«, wiederholte Jenny und kramte in ihrer Handtasche nach einem Ausweis. Sie fand nichts Besseres als den Bibliotheksausweis von der Universität. Immerhin wies er sie als Dr. Füller und Mitglied des Lehrkörpers aus. Akribisch untersuchte Maureen den Ausweis, sichtlich unzufrieden, dass er kein Foto trug, und ließ Jenny schließlich herein. Sobald sie im Haus war, drehte sich ihr Verhalten um 180 Grad, wurde sie vom Großinquisitor zur entgegenkommenden Gastgeberin und bestand drauf, eine frische Kanne Tee zu kochen. Das Wohnzimmer war klein, aber gemütlich; es gab lediglich zwei Sessel, einen Spiegel über dem Kamin und eine Vitrine mit wunderschönem Kristall. Neben einem Sessel stand ein Beistelltisch, auf dem die Taschenbuchausgabe von Große Erwartungen von Charles Dickens neben einer halbvollen Tasse Tee mit Milch lag. Jenny setzte sich in den anderen Sessel.
      Als Maureen das Tablett mit dem Tee und einem Teller Vollkornplätzchen hereinbrachte, sagte sie: »Ich möchte mich für mein Benehmen eben entschuldigen. Es ist nur, dass ich mir im Laufe der Jahre angewöhnt habe,

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