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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Sandra früher gearbeitet hatte, bogen sie in ein Viertel mit engen Straßen ein. Als Banks das Gebäude sah und an all die Tage dachte, wenn er zwischendurch bei Sandra vorbeigeschaut oder sie nach der Arbeit abgeholt hatte, um ins Theater oder Kino zu gehen, verspürte er einen stechenden Schmerz des Verlusts, aber der verebbte. Sandra war fort, sie war nicht mehr die Frau, die er gekannt hatte.
      Das Haus der Wrays lag nicht weit vom Old Ship entfernt - vielleicht zehn oder fünfzehn Gehminuten -, und der Weg führte größtenteils über einen geschäftigen, gut beleuchteten Abschnitt der North Market Street, auf dem sich viele Geschäfte und Pubs befanden. Banks klopfte an die Tür.
      Als Christopher Wray öffnete, nahm Banks als Erstes den Geruch frischer Farbe wahr. Beim Eintreten sah er die Ursache. Die Wrays renovierten. Die Tapete im Flur war abgerissen, und Mr. Wray strich die Decke im Wohnzimmer in einem Cremeton. Die Möbel waren mit Laken abgedeckt.
      »Entschuldigen Sie das Durcheinander«, sagte er. »Sollen wir in die Küche gehen? Haben Sie Leanne gefunden?«
      »Nein, noch nicht«, antwortete Banks.
      Sie folgten Christopher Wray in die kleine Küche. Er stellte den Wasserkessel an, ohne die beiden zu fragen, ob sie überhaupt Tee wollten. Sie nahmen an dem winzigen Küchentisch Platz, und bis der Kessel kochte, plauderte Mr. Wray über die Renovierung, als wolle er auf keinen Fall auf den eigentlichen Grund des Besuchs zu sprechen kommen. Als das Wasser gekocht hatte und aufgegossen war, beschloss Banks, es sei an der Zeit, das Thema auf Leanne zu bringen.
      »Ich muss gestehen«, begann er, »dass wir ein wenig auf dem Schlauch stehen.«
      »Aha?«
      »Wie Sie wissen, arbeiten unsere Leute jetzt seit Tagen am Haus der Paynes. Wir haben sechs Leichen geborgen, von denen vier identifiziert wurden, aber keine von den sechs ist Ihre Tochter. Wir wissen nicht, wo wir noch suchen sollen.«
      »Soll das heißen, Leanne ist vielleicht noch am Leben?«, fragte Wray mit einem Hoffnungsschimmer in den Augen.
      »Möglich ist das«, gab Banks zu. »Obwohl ich sagen muss, dass nach so langer Zeit ohne jede Kontaktaufnahme, besonders angesichts der landesweiten Aufrufe im Fernsehen und in der Presse, nur wenig Hoffnung besteht.«
      »Und was ... dann?«
      »Gerade das würden wir ja gerne herausbekommen.«
      »Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen helfen kann.«
      »Vielleicht können Sie das nicht«, sagte Banks, »aber wenn ein Fall so festgefahren ist wie jetzt, bleibt uns nichts anderes übrig, als zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Wir müssen noch mal zurück zu den Fragen, von denen wir dachten, sie wären schon beantwortet, und hoffen, dass wir sie jetzt aus einer anderen Perspektive sehen.«
      Wrays Frau Victoria kam herein und tat überrascht, Banks und Winsome bei einer Tasse Tee mit ihrem Mann vorzufinden. Wray sprang auf. »Ich dachte, du hättest geruht, Liebes«, sagte er und küsste sie auf die Wange.
      Victoria rieb sich den Schlaf aus den Augen, obwohl Banks überzeugt war, dass sie mindestens fünf Minuten aufs Frischmachen verwendet hatte, bevor sie heruntergekommen war.
      Rock und Bluse waren edelste Ware, und ihr Akzent sollte wohl vornehmes Oberschichtenglisch darstellen, klang für Banks aber deutlich nach Birmingham. Sie war eine attraktive Frau von Anfang dreißig, hatte eine schlanke Figur und volles, glänzend braunes Haar, das ihr bis auf die Schultern fiel. Sie besaß eine leichte Stupsnase, geschwungene Augenbrauen und schmale Lippen, was zusammen doch ansehnlicher war, als man von den einzelnen Partien erwartet hätte. Christopher Wray war um die vierzig und in jeder Hinsicht durchschnittlich, abgesehen von seinem Kinn, das in den Hals überging, noch bevor es angefangen hatte. Sie waren ein seltsames Paar, das hatte Banks schon bei seiner ersten Begegnung gedacht: Er ein relativ einfacher, bodenständiger Busfahrer, sie eine affektierte Aufsteigerin. Was die beiden zusammengeführt haben mochte, war nicht zu ergründen, man konnte höchstens mutmaßen, dass Menschen wie Christopher Wray, die einen großen Verlust erlitten haben, die nächsten Entscheidungen oft nicht besonders gründlich durchdachten.
      Victoria reckte sich, nahm Platz und goss sich eine Tasse Tee ein.
      »Wie geht es dir?«, fragte ihr Mann.
      »Nicht schlecht.«
      »Du weißt, dass du vorsichtig sein musst in deinem Zustand. Das hat der Arzt

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