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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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so?«
      »Linda? Sie war seltsam. Sehr distanziert. Sehr in sich gekehrt, schon damals. Sie hat gerne ihre Spielchen gemacht, und sie konnte grausam sein.«
      »In welcher Hinsicht?«
      »Wenn sie ihren Willen nicht bekam und wenn man nicht gemacht hat, was sie wollte, dann hat sie uns manchmal angeschwärzt und bei den Erwachsenen in Schwierigkeiten gebracht. Damit man in den Käfig gesteckt wurde.«
      »So was hat sie gemacht?«
      »Oh ja«, sagte Keith. »Irgendwann hat sie jeden von uns mal auf dem Kieker gehabt.«
      »Manchmal wussten wir einfach nicht, ob sie auf unserer Seite oder auf der anderen war«, sagte Laura. »Aber sie konnte auch lieb sein. Ich weiß noch, dass sie einmal eine Wunde bei mir behandelt hat, Jod draufgetan hat, damit es sich nicht entzündete. Sie war sehr sanft. Und manchmal hat sie sich für uns eingesetzt.«
      »In welcher Hinsicht?«
      »Bei Kleinigkeiten. Wenn wir, Sie wissen schon, zu schwach waren für ... oder einfach ... manchmal haben sie auf Linda gehört. Und sie hat die Kätzchen gerettet.«
      »Was für Kätzchen?«
      »Unsere Katze hatte Junge und D-d-dad wollte sie ertränken, aber Linda hat sie gerettet und alle untergebracht.«
      »Also mochte sie Tiere?«
      »Sie liebte Tiere. Sie wollte Tierärztin werden.«
      »Warum ist sie es nicht geworden?«
      »Keine Ahnung. Vielleicht war sie nicht intelligent genug. Oder sie hat es sich anders überlegt.«
      »Aber sie war auch Opfer, oder? Von den Erwachsenen?«
      »Oh ja«, sagte Keith. »Waren wir alle.«
      »Lange Zeit war sie ihr Lieblingskind«, fügte Laura hinzu. »Das heißt, bis sie ...«
      »Bis sie was, Laura? Lassen Sie sich Zeit!«
      Laura errötete und wandte den Blick ab. »Bis sie eine Frau wurde. Mit zwölf. Da haben sie das Interesse an ihr verloren. Dann wurde Kathleen ihr Lieblingskind. Sie war erst neun, wie ich, aber sie mochten sie lieber.«
      »Wie war Kathleen?«
      Lauras Augen glänzten. »Sie war ... wie eine Heilige. Sie hat alles ertragen, ohne sich zu beklagen, alles, was diese ... diese Menschen mit uns gemacht haben. Kathleen hatte so ein inneres Licht, so ein, weiß nicht, so etwas Spirituelles, das einfach leuchtete, aber sie war sehr z-z-zerbrechlich, sehr schwach, und sie war ständig krank. Die Strafen und Prügel waren zu viel für sie.«
      »Was für Strafen?«
      »Der Käfig. Tagelang nichts essen. Sie war von Anfang an zu schwach und zu zart.«
      »Können Sie mir sagen«, fragte Jenny, »warum niemand von Ihnen bei den Behörden gemeldet hat, was los war?«
      Keith und Laura wechselten wieder einen intensiven Blick. »Wir haben uns nicht getraut«, entgegnete Keith. »Sie haben uns gesagt, sie würden uns umbringen, wenn wir es jemals einer Menschenseele verraten.«
      »Und es war ... es war unsere Familie«, fügte Laura hinzu. »Ich meine, man wollte, dass Mummy und Daddy einen lieb hatten, verstehen Sie? Deshalb mussten wir tun, na ja, was sie wollten, wir mussten tun, was die Erwachsenen gesagt haben, sonst hatte D-d-daddy uns nicht mehr lieb.«
      Jenny trank einen Schluck Tee, um ihr Gesicht zu verbergen. Sie wusste nicht, ob es Wut oder Mitleid war, was ihr die Tränen in die Augen trieb, aber sie wollte nicht, dass Laura es sah.
      »Außerdem«, fuhr Keith fort, »kannten wir es ja nicht anders. Woher sollten wir wissen, dass das Leben bei anderen Kindern anders war?«
      »Was war mit der Schule? Sie sind wahrscheinlich unter sich geblieben, oder? War Ihnen bewusst, dass Sie anders waren?«
      »Wir sind unter uns geblieben, ja. Man hatte uns eingebläut, nicht zu erzählen, was zu Hause vor sich ging. Das war Familiensache und ging keinen sonst was an.«
      »Was haben Sie Samstag in Alderthorpe gemacht?«
      »Ich schreibe ein Buch«, erklärte Keith. »Ein Buch über das, was passiert ist. Es ist zum Teil therapeutisch und zum Teil, weil ich denke, dass die Leute erfahren sollen, was es alles gibt, damit sie verhindern können, dass so was noch mal passiert.«
      »Warum sind Sie mir gefolgt?«
      »Ich hab gedacht, Sie wären von der Presse oder so, wie Sie da im Ort herumgeschnüffelt haben.«
      »Gewöhnen Sie sich besser schon mal dran, Keith! Es wird nicht mehr lange dauern, bis sich das mit Alderthorpe herumspricht. Mich wundert, dass die dort nicht schon in Scharen herumschwärmen.«
      »Ich weiß.«
      »Sie haben also gedacht, ich wäre von der Presse. Was hatten

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