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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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nicht, Mick«, entgegnete Banks. »Das weiß ich ehrlich nicht.«
     
     

* 19
     
    Das Interview war gut gelaufen, dachte Maggie, als sie auf den Portland Place trat. Das Broadcasting House hinter ihr sah aus wie der Bug eines gewaltigen Ozeanriesen. Innen war es ein Labyrinth. Sie hatte nicht verstanden, wie man sich dort zurechtfinden konnte, selbst wenn man jahrelang da arbeitete. Zum Glück hatte der Produktionsassistent der Sendung sie im Foyer abgeholt und durch die Sicherheitsschleuse ins Innere des Gebäudes geführt.
      Es begann leicht zu regnen. Maggie huschte ins Starbucks. Sie setzte sich auf einen Hocker an der Theke, die sich am Fenster entlangzog, trank einen Caffelatte, sah zu, wie die Menschen draußen mit ihren Regenschirmen kämpften, und ließ den Tag Revue passieren. Es war kurz nach drei, und der Feierabendverkehr hatte schon eingesetzt. Falls er in London je aufhörte. Das Interview, das sie gerade gegeben hatte, drehte sich fast ausschließlich um allgemeine Aspekte von Gewalt in der Ehe - worauf man achten musste, welche Verhaltensmuster es zu vermeiden galt -, nicht um ihre Lebensgeschichte oder die der anderen Befragten, eine misshandelte Frau, die inzwischen psychologische Beraterin geworden war. Maggie hatte Adressen und Telefonnummern ausgetauscht und versprochen, sich zu melden. Dann musste die Frau schon weiter zum nächsten Interview.
      Das Mittagessen mit Sally, der Grafikchefin, war ebenfalls gut gelaufen. Sie hatten bei einem ziemlich teuren Italiener in der Nähe der Victoria Station gegessen. Sally hatte sich die Entwürfe angesehen und ein paar hilfreiche Vorschläge gemacht. In erster Linie hatten sie sich jedoch über die jüngsten Ereignisse in Leeds unterhalten. Sally hatte eine Neugier an den Tag gelegt, auf die man wohl gefasst sein musste, wenn man einem Serienmörder gegenüberwohnte. Auf Fragen nach Lucy war Maggie nicht eingegangen.
      Lucy. Die arme Frau. Maggie hatte ein schlechtes Gewissen, sie allein in dem großen Haus auf The Hill gelassen zu haben, direkt gegenüber dem Haus, in dem jüngst der Albtraum ihres Lebens stattgefunden hatte. Lucy hatte gesagt, sie käme schon klar, aber vielleicht hatte sie ja nur versucht, tapfer zu sein.
      Für das Theaterstück, das Maggie sich hatte ansehen wollen, hatte sie keine Karte mehr bekommen. Es war so beliebt, dass es selbst an einem Mittwoch ausverkauft war. Sie erwog, sich trotzdem in dem kleinen Hotel anzumelden und stattdessen ins Kino zu gehen, aber je länger sie darüber nachdachte und die Horden von Fremden vorbeiziehen sah, desto stärker wurde das Gefühl, bei Lucy sein zu müssen.
      Schließlich entschied sich Maggie, sie wolle warten, bis es zu regnen aufgehört hatte - es sah eh nur nach einem leichten Schauer aus, über dem Langham Hilton auf der anderen Seite konnte sie schon blauen Himmel sehen -, dann wollte sie auf der Oxford Street einkaufen und sich am frühen Abend auf den Heimweg machen, um Lucy zu überraschen.
      Maggie fühlte sich deutlich besser, nachdem sie den Entschluss gefasst hatte, nach Hause zu fahren. Was hatte sie schließlich davon, allein ins Kino zu gehen, wenn Lucy jemanden zum Reden brauchte, jemanden, der sie von ihren Problemen ablenkte und ihr half, sich einen Plan für die Zukunft zurechtzulegen?
      Als der Regen völlig aufgehört hatte, leerte Maggie ihren Kaffeebecher und machte sich auf den Weg. Sie wollte ein kleines Geschenk für Lucy kaufen, nichts Teures oder Protziges, sondern ein Armband oder eine Kette, ein Symbol ihrer neu gewonnenen Freiheit. Schließlich hatte die Polizei all ihre Habseligkeiten beschlagnahmt, wie Lucy gesagt hatte, und sie wollte sie nicht mehr zurückhaben. Sie wollte ein neues Leben beginnen.
     
    Es war später Nachmittag, als Banks den Anruf bekam, er solle ins Wheaton Moor nördlich von Lyndgarth kommen. Er nahm Winsome mit. Sie hatte so viel am Fall Leanne Wray gearbeitet, dass sie ein Anrecht hatte, am Ende dabei zu sein. Die Narzissen waren so gut wie verblüht, aber die Bäume leuchteten weiß und rosa, und in den Hecken blitzten die goldenen Sterne des Schöllkrauts. Das kräftige Gelb des Stechginsters überzog das ganze Moor.
      Banks parkte so nah wie möglich an der Gruppe im Moor, dennoch musste er mit Winsome fast vierhundert Meter durch federnden Stechginster und Heidekraut zurücklegen. Tatsächlich hatten Blair und seine Freunde Leanne weit entfernt von der Zivilisation begraben. Obwohl die Sonne schien

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