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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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und nur wenige Wolken hoch am Himmel standen, blies ein kalter Wind. Banks war froh über seine Sportjacke. Winsome trug wadenhohe Lederstiefel und eine Jacke mit Fischgrätmuster, darunter einen schwarzen Pullover mit Polokragen. Sie schritt anmutig und selbstsicher voran, Banks aber knickte mehrmals um und blieb im dichten Ginster hängen. Es wurde Zeit, dass er vor die Tür ging und Sport trieb. Und mit dem Rauchen aufhörte.
      Sie näherten sich dem Suchtrupp, den Winsome drei Stunden zuvor losgeschickt hatte. Mick Blair war mit Handschellen an einen uniformierten Beamten gefesselt. Sein fettiges Haar wehte im Wind.
      Ein Polizist wies auf die flache Senke, und Banks erkannte ein Stück von einer Hand. Das Fleisch war größtenteils weggefressen, man sah den weißen Knochen. »Wir haben uns bemüht, den Tatort möglichst nicht zu betreten, Sir«, sagte der Beamte. »Ich hab den Erkennungsdienst und den Rest der Soko gerufen. Alle kommen so schnell wie möglich.«
      Banks bedankte sich. Er schaute zur Straße. Dort hielten ein Auto und ein Einsatzwagen. Menschen stiegen aus und stapften durch das unwirtliche Moor. Einige trugen weiße Overalls. Schnell hatte der Erkennungsdienst eine mehrere Meter breite Fläche um den Steinhaufen mit einem Seil abgesperrt. Peter Darby, der Tatortfotograf, machte sich an die Arbeit. Jetzt mussten sie nur noch auf Dr. Burns, den Polizeiarzt, warten. Die Autopsie würde höchstwahrscheinlich von Dr. Glendenning, dem Rechtsmediziner des Innenministeriums, durchgeführt werden, aber er war zu alt und zu wichtig, um noch durchs Moor zu stolpern. Dr. Burns war aber auch erfahren, er hatte schon zahlreiche Untersuchungen am Tatort durchgeführt.
      Es dauerte noch einmal zehn Minuten, bis Dr. Burns eintraf. Inzwischen hatte Peter Darby den unberührten Tatort fotografiert. Es war Zeit, die sterblichen Überreste freizulegen. Der Erkennungsdienst arbeitete langsam und vorsichtig, damit keine Beweise vernichtet wurden. Mick Blair hatte ausgesagt, Leanne sei nach der Einnahme von Ecstasy gestorben, aber das konnte gelogen sein. Er könnte versucht haben, sie zu vergewaltigen, und sie erdrosselt haben, weil sie sich wehrte. Jedenfalls konnte es sich die Polizei nicht leisten, voreilige Schlüsse über Leanne zu ziehen. Nicht noch einmal.
      Bei Banks schlich sich das Gefühl ein, die Situation komme ihm bekannt vor - hier draußen im Moor stehen, seine Jacke flattert im Wind und Männer in weißen Overalls legen eine Leiche frei. Dann erinnerte er sich an Harold Steadman, den ortsansässigen Historiker, der vor Crow Scar unter einer ähnlichen Trockenmauer verscharrt worden war. Das war Banks' zweiter Fall in Eastvale gewesen, damals gingen die Kinder noch zur Schule, und seine Ehe mit Sandra war glücklich gewesen. Es kam ihm vor, als seien inzwischen Jahrhunderte vergangen. Er fragte sich, was diese Trockenmauer überhaupt hier oben machte, dann vermutete er, dass sie wahrscheinlich einst die Grenze eines Grundstücks markiert hatte. Das Grundstück war inzwischen zum Moor geworden, mit Heide und Ginster überwachsen. Die Naturgewalten hatten sich die Mauer vorgenommen, ausbessern musste sie niemand mehr.
      Stein um Stein wurde die Leiche freigelegt. Als Banks die blonden Haare sah, wusste er, dass es Leanne Wray war. Sie trug die Kleidung, in der man sie zum letzten Mal gesehen hatte: Jeans, weiße Nikes, ein T-Shirt und eine leichte Wildlederjacke. Das sprach für Blair, dachte Banks. Auch wenn die Verwesung an einigen Stellen eingesetzt hatte und Insekten und kleine Tiere ihr Werk begonnen hatten - beispielsweise fehlte ein Finger der rechten Hand - war sie aufgrund des kühlen Wetters noch nicht skelettiert. Banks konnte sogar Leannes Gesicht von den Fotos erkennen, obwohl die linke Wange aufgeplatzt war und Muskelfleisch und Fettschicht zu sehen waren.
      Nachdem die Leiche gänzlich freigelegt war, traten alle einen Schritt zurück, als wären sie nicht bei einer Exhumierung, sondern auf einer Beerdigung und erwiesen der Toten die letzte Ehre vor dem Begräbnis. Es war still im Moor, nur der Wind pfiff und stöhnte durch die Mauer wie eine verlorene Seele. Mick Blair weinte. Oder es war der eisige Wind, der ihm Tränen in die Augen trieb.
      »Genug gesehen, Mick?«, fragte Banks.
      Mick schluchzte, drehte sich abrupt um und erbrach sich geräuschvoll und ausgiebig in den Ginster.
      Auf dem Weg zum Auto klingelte Banks' Handy. Es war Stefan Nowak, er klang

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