Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
aufgeregt. »Alan?«
      »Was ist, Stefan? Habt ihr das sechste Opfer identifiziert?«
      »Nein. Aber ich dachte, ich sag Ihnen sofort Bescheid. Wir haben Paynes Videokamera gefunden.«
      »Wo?«, fragte Banks zurück. »Ich bin in null Komma nichts da.«
     
    Maggie war müde, als der Zug gegen neun Uhr in den Bahnhof von Leeds einfuhr. Er hatte eine halbe Stunde Verspätung, weil vor Wakefield eine Kuh im Tunnel gewesen war. Langsam bekam Maggie eine Ahnung, warum die Engländer sich so oft über ihre Bahn beschwerten.
      Am Taxistand war eine lange Schlange. Da Maggie nur eine leichte Reisetasche bei sich hatte, beschloss sie, einfach um die Ecke in die Boar Lane zu gehen und einen Bus zu nehmen. Viele Busse hielten nicht weit entfernt von The Hill. Der Abend war angenehm, es sah nicht nach Regen aus, und es waren noch viele Menschen unterwegs. Nach kurzer Zeit kam der Bus, und Maggie setzte sich nach hinten. Zwei ältere Frauen nahmen vor ihr Platz, sie kamen direkt vom Bingo. Das Haar der einen sah aus wie ein bläuliches, mit Glitzer besprühtes Nest. Ihr Parfüm kitzelte Maggie in der Nase. Sie musste niesen und setzte sich noch weiter nach hinten.
      Inzwischen kannte sie die Strecke, deswegen las sie während der Fahrt eine weitere Kurzgeschichte in dem Taschenbuch von Alice Munro, das sie in der Charing Cross Road gekauft hatte. Sie hatte das perfekte Geschenk für Lucy gefunden. Es lag in einer kleinen blauen Schatulle in ihrer Reisetasche. Das ungewöhnliche Schmuckstück war Maggie sofort ins Auge gefallen. An einer schmalen Silberkette hing eine runde, silberne Scheibe, ungefähr von der Größe einer Zehn-Pence-Münze. Eine Schlange, die ihren eigenen Schwanz verschlang, bildete einen Ring, in dem Phönix aus der Asche stieg. Maggie hoffte, Lucy würde die Bedeutung verstehen und das Geschenk zu schätzen wissen.
      Der Bus bog um die Ecke. Maggie drückte auf den Knopf und stieg am oberen Ende von The Hill aus. Es war still auf den Straßen. Im Westen war der Himmel rot und violett. Die Luft war kühler geworden, stellte Maggie erschaudernd fest. Mrs. Toth, Claires Mutter, überquerte die Straße mit eingewickelten Fish and Chips unter dem Arm. Sie grüßte Maggie und stieg die Haustreppe hoch.
      Auf den dunklen Stufen unter den Büschen suchte Maggie nach ihrem Schlüssel. Sie konnte kaum noch den Weg erkennen. Eine perfekte Stelle für einen Überfall, fuhr es ihr durch den Kopf, und sofort verwünschte sie den Gedanken. Bills Anruf machte ihr immer noch zu schaffen.
      Das Haus lag in völliger Dunkelheit da. War Lucy unterwegs? Maggie bezweifelte es. Hinter den Büschen sah sie ein flackerndes Licht im großen Schlafzimmer. Lucy sah fern. Kurz hatte Maggie den eigennützigen Wunsch, das Haus für sich allein zu haben. Dass jemand in ihrem Schlafzimmer war, störte sie. Aber sie hatte Lucy gesagt, sie könne dort oben fernsehen, da konnte sie jetzt wohl kaum hineinmarschieren und sie rauswerfen, auch wenn sie noch so müde war. Vielleicht sollten sie die Zimmer tauschen, wenn Lucy ständig fernsehen wollte. Maggie wäre auch ein paar Tage lang mit dem kleinen Schlafzimmer zufrieden.
      Sie schloss die Tür auf, trat ein, stellte die Tasche ab und hängte die Jacke auf, ehe sie nach oben ging, um Lucy zu verkünden, sie habe sich entschlossen, früher wiederzukommen. Als sie über den dicken Teppich nach oben stieg, hörte sie den Fernseher, konnte die Geräusche aber nicht zuordnen. Es klang, als würde jemand rufen. Die Tür zum Schlafzimmer war angelehnt, so dass Maggie sie einfach aufdrückte und eintrat, ohne vorher anzuklopfen. Lucy lag nackt auf dem Bett. Nun, das war keine große Überraschung nach ihrer Vorstellung am Morgen. Aber als Maggie sich zum Fernseher umdrehte, traute sie ihren Augen nicht.
      Zuerst dachte sie, es wäre nur ein Porno, auch wenn sie nicht verstand, warum sich Lucy so etwas ansah und woher sie das Video haben mochte. Dann registrierte sie die schlechte Qualität und mangelhafte Beleuchtung. Zu sehen war eine Art Keller und ein Mädchen, das an ein Bett gefesselt war. Neben ihr stand ein Mann, der an sich herumspielte und obszöne Dinge rief. Maggie erkannte ihn. Eine Frau lag mit dem Kopf zwischen den Beinen des Mädchens, und in dem Bruchteil einer Sekunde, in der Maggie das alles wahrnahm, drehte sich die Frau um, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und grinste boshaft in die Kamera.
      Lucy.
      »Oh nein!«, sagte Maggie und sah

Weitere Kostenlose Bücher