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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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dahinter sozialer Wohnungsbau -, war das Zimmer selbst doch perfekt auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Außer den drei Zimmern, der Toilette und dem Bad verfügte das Haus noch über einen Speicher, den man über eine ausziehbare Leiter erreichte. Ruth benutzte ihn als Abstellkammer. Maggie lagerte dort nichts; sie ging noch nicht einmal dort hinauf, denn verstaubte, vergessene Orte voller Spinnen machten sie nervös. Schon bei dem bloßen Gedanken daran musste sie sich schütteln. Außerdem hatte sie eine Allergie, beim kleinsten Staubkörnchen begannen ihre Augen zu brennen und die Nase zu jucken.
      Das Atelier hatte heute noch einen Vorteil: Maggie wurde nicht ständig von dem abgelenkt, was auf der Straße vor sich ging. Die war wieder für den Verkehr freigegeben, aber Nummer 35 war abgesperrt. Unablässig kamen und gingen Menschen, trugen Kisten und Tüten mit Gott weiß was heraus. Natürlich konnte Maggie die Ereignisse nicht völlig verdrängen, hatte aber keine Tageszeitung gelesen und einen Radiosender eingestellt, der nur selten Nachrichten brachte.
      Maggie entwarf die Illustrationen für eine neue Geschenkausgabe von Grimms Märchen, sie skizzierte Details und entwickelte Szenen. Als sie die Märchen zum ersten Mal seit Kindertragen wieder gelesen hatte, war ihr aufgefallen, wie düster und grausam die Geschichten waren. Früher hatte sie keinen Zugang zu ihnen gefunden, waren sie ihr übertrieben vorgekommen, aber jetzt waren Grausamkeit und Gewalt nur allzu wirklich. Just hatte sie eine Skizze für »Rumpelstilzchen« fertig gestellt, den bösen Zwerg, der der Müllerstochter half, Stroh zu Gold zu spinnen, wenn sie ihm dafür ihr Erstgeborenes gab. Maggie fand ihre Illustration ein bisschen zu romantisch - ein trauriges Mädchen am Spinnrad und im Hintergrund nur angedeutet zwei brennende Augen und der schattenhafte Umriss des Zwergs. Aber sie konnte wohl kaum die Stelle bebildern, wo er so heftig aufstampfte, dass er mit dem Fuß durch den Boden brach und sich das Bein beim Herausziehen abriss. Sachdienliche Brutalität. Die Märchen suhlten sich nicht in Blut und Eingeweiden, wie es heute so viele Filme1 taten - Spezialeffekte um ihrer selbst willen aber grausam waren sie trotzdem.
      Jetzt arbeitete Maggie an »Rapunzel«. Ihre Entwürfe zeigten ein junges Mädchen - wieder ein Erstgeborenes, das von seinen leiblichen Eltern getrennt worden war. Es ließ sein langes blondes Haar von einem Turm herunter, in dem es von einer Hexe gefangen gehalten wurde. Auch hier gab es ein gutes Ende: Die Hexe wurde von einem Wolf verschlungen, der nur ihre krallenartigen Hände und Füße ausspie. Sie wurden von Würmern und Käfern gefressen.
      Maggie versuchte gerade, den dicken Zopf und die Neigung von Rapunzels Kopf so hinzubekommen, dass es den Eindruck machte, das Gewicht des Prinzen würde getragen, da klingelte das Telefon.
      Maggie nahm im Atelier ab. »Ja?«
      »Margaret Forrest?«, fragte eine Frauenstimme. »Spreche ich mit Margaret Forrest?«
      »Wer ist da?«
      »Sind Sie es, Margaret? Ich heiße Lorraine Temple. Wir kennen uns noch nicht.«
      »Worum geht es?«
      »Ich habe gehört, dass Sie gestern Morgen bei der Polizei angerufen haben. Wegen dem Ehestreit auf The Hill.«
      »Wer sind Sie? Sind Sie von der Presse?«
      »Ach, hab ich das nicht gesagt? Ja, ich schreibe für die Post.«
      »Ich darf nicht mit Ihnen sprechen. Legen Sie auf!«
      »Hören Sie, ich bin hier unten an der Straße, Maggie. Ich telefoniere von meinem Handy. Die Polizei lässt mich nicht näher an das Haus ran, deshalb dachte ich, Sie hätten vielleicht Lust, sich mit mir auf ein Glas zu treffen. Ist doch bald Mittag. Hier ist ein netter Pub ...«
      »Ich habe Ihnen nichts zu sagen, Mrs. Temple, warum sollen wir uns treffen?«
      »Sie haben aber gestern früh einen Ehestreit in The Hill 35 gemeldet, oder nicht?«
      »Ja, aber ...«
      »Dann habe ich ja die Richtige am Apparat. Wie sind Sie darauf gekommen, dass es ein Ehestreit war?«
      »Tut mir Leid, ich verstehe Ihre Frage nicht. Wie meinen Sie das?«
      »Sie haben was gehört, oder? Laute Stimmen? Zerbrechendes Glas? Einen Aufprall?«
      »Woher wissen Sie das?«
      »Ich überlege mir nur, wie Sie zu dem Schluss kommen konnten, dass es ein Ehekrach war, das ist alles. Ich meine, Sie hätten doch auch annehmen können, dass da jemand mit einem Einbrecher kämpft, oder?«
      »Ich weiß nicht, worauf Sie

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