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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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auf die Wange. Obwohl sie den Wein und Rauch in seinem Atem roch, tat ihr Herz einen Sprung, und sie wünschte sich, seine Lippen hätten ein bisschen länger verweilt und sich ihren ein wenig genähert. »Hey! Noch so was«, sagte sie, »und du bist wegen sexueller Belästigung dran!«
     
     

* 8
     
    Kurz nach zehn Uhr am nächsten Morgen gingen Banks und Jenny am wachhabenden Polizisten vorbei in Lucy Paynes Zimmer. Diesmal schaute ihnen kein Arzt auf die Finger. Banks freute sich. Lucy hatte sich Kopfkissen ins Kreuz gestopft und las eine Modezeitschrift. Durch die Lamellen der Jalousien fiel Morgensonne herein und zeichnete ein Streifenmuster auf eine Vase mit Tulpen auf dem Nachttisch, auf Lucys Gesicht und die weißen Bettbezüge. Das lange, glänzend schwarze Haar auf dem Kissen bildete einen Kranz um ihr krankenhausblasses Gesicht. Seit dem Vortag waren ihre blauen Flecken dunkler geworden. Sie war also auf dem Weg der Besserung, auch wenn ihr Kopf noch zur Hälfte bandagiert war. Das gesunde Auge mit den langen Wimpern schaute dunkel und funkelnd zu den Besuchern auf. Banks wusste nicht genau, was er darin sah - Angst jedenfalls nicht. Er stellte Jenny als Dr. Füller vor.
      Lucy schenkte ihnen ein flüchtiges, knappes Lächeln. »Gibt es was Neues?«, fragte sie.
      »Nein«, erwiderte Banks.
      »Er wird sterben, stimmt's?«
      »Wie kommen Sie darauf?«
      »Ich hab nur so ein Gefühl, mehr nicht.«
      »Würde das was ändern, Lucy?«
      »Wie meinen Sie das?«
      »Sie wissen genau, was ich meine. Wenn er stirbt, erzählen Sie uns dann möglicherweise eine andere Geschichte?«
      »Wieso?«
      »Verraten Sie es mir!«
      Lucy schwieg. Konzentriert runzelte sie die Stirn, während sie nach den richtigen Worten suchte.   »Wenn ich Ihnen erzähle, was passiert ist ... Ich meine, wenn ich ... nun ja ... wenn ich von Terry und den Mädchen und dem Ganzen gewusst hätte ... was würde dann mit mir passieren ?«
      »Da müssen Sie sich schon etwas genauer ausdrücken, Lucy.«
      Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich kann mich nicht genauer ausdrücken. Im Moment jedenfalls nicht. Ich muss an mich denken. Ich meine, wenn mir etwas einfällt, das kein gutes Licht auf mich wirft, was würden Sie dann machen?«
      »Das kommt drauf an, Lucy.«
      Lucy flüchtete sich in Schweigen.
      Jenny setzte sich auf die Bettkante und strich ihren Rock glatt. Banks bedeutete ihr, mit der Befragung zu beginnen. »Können Sie sich noch an irgendwas erinnern?«, fragte sie.
      »Sind Sie Psychiater?«
      »Ich bin Psychologin.«
      Lucy schaute Banks an. »Mich kann keiner zwingen, diese Tests zu machen, oder?«
      »Nein«, erwiderte Banks. »Niemand kann Sie zwingen, sich einem Test zu unterziehen. Aber deshalb ist Dr. Füller auch nicht hier. Sie möchte einfach nur mit Ihnen reden. Sie ist hier, um zu helfen.« Klar, und die Rechnung haben wir längst bezahlt, dachte Banks.
      Lucys Blick streifte Jenny. »Ich weiß nicht...«
      »Sie haben doch nichts zu verbergen, Lucy, oder?«, fragte Jenny.
      »Nein. Ich hab nur Angst, dass die sich was über mich ausdenken.«
      »Wer soll sich was ausdenken?«
      »Die Ärzte. Die Polizei.«
      »Und warum?«
      »Weiß nicht. Weil alle glauben, dass ich schlecht bin.«
      »Niemand hält Sie für schlecht, Lucy.«
      »Keiner kann verstehen, wie ich mit einem Mann leben konnte, der das getan hat, was Terry getan hat, oder?«
      »Wie konnten Sie denn mit ihm leben?«, fragte Jenny zurück.
      »Ich hatte Angst vor ihm. Er hat immer gesagt, er würde mich umbringen, wenn ich ihn verlassen würde.«
      »Und er hat Sie misshandelt, ist das richtig?«
      »Ja.«
      »Körperlich?«
      »Manchmal hat er mich geschlagen. Aber so, dass man die blauen Flecken nicht sehen konnte.«
      »Nach dem Wochenende.«
      Lucy betastete ihren Verband. »Ja.«
      »Was war an diesem Tag anders, Lucy?«
      »Weiß ich nicht. Ich kann mich immer noch nicht erinnern.«
      »Schon gut«, fuhr Jenny fort. »Ich werde Sie nicht zwingen, etwas zu sagen, was Sie nicht sagen möchten. Entspannen Sie sich! Hat Ihr Mann Sie auch auf andere Weise misshandelt?«
      »Wie meinen Sie das?«
      »Psychisch, zum Beispiel.«
      »Meinen Sie, ob er mich fertig gemacht oder vor anderen lächerlich gemacht hat?«
      »Genau das meine ich.«
      »Ja, hat er. Wenn ich zum Beispiel was gekocht habe, das er nicht

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