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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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wagen, über das Leben anderer zu urteilen? Glauben Sie, ich weiß nicht, dass ich hässlich bin? Glauben Sie, ich merke nicht, wie mich die Leute anstarren? Glauben Sie, ich weiß nicht, dass man über mich lacht und sich lustig macht? Glauben Sie, ich habe keine Gefühle? Tag für Tag sitze ich da unten in meinem modrigen, kalten Keller, wie Sie ihn so nett beschrieben haben, wie ein Aussätziger, wie ein Ungeheuer in seiner Höhle, wie ein ... ein ... Quasimodo, und denke über meine Sünden, meine Wünsche, meine Träume von Liebe, Schönheit und Reinheit nach, die diese verlogene Welt hässlich und böse findet. Alles, was ich habe, sind meine Bücher, und die bedingungslose Liebe von einem Geschöpf Gottes. Wie können Sie es wagen, über mich zu urteilen?«
      »Was auch immer Sie empfinden«, sagte Banks, »die Gesellschaft muss ihre Kinder schützen, und dafür gibt es Gesetze. Die mögen Sie willkürlich finden. Manche finde ich auch willkürlich. Ich meine, fünfzehn, sechzehn, siebzehn ...? Vierzehn? Wo ist da die Grenze? Wer weiß, Norman, vielleicht sind wir irgendwann so aufgeklärt, wie Sie es sich wünschen. Dann senken wir die Mündigkeit auf dreizehn Jahre, aber bis dahin brauchen wir diese Altersgrenze, sonst gibt es ein Chaos.« Banks dachte nicht nur an Luke Armitage, sondern auch an Graham Marshall. Die Gesellschaft hatte die beiden nicht gerade erfolgreich geschützt.
      »Ich habe nichts getan«, sagte Wells und verschränkte wieder die Arme.
      Das Problem war, dass die 24-Stunden-Überwachungskameras Wells' Version der Geschichte bestätigten. Luke Armitage hatte Norman's Antiquariat um zwei Minuten vor fünf betreten und war um 17:24 Uhr gegangen - allein.
      »Wann haben Sie am Montag zugemacht?«, fragte Banks.
      »Um halb sechs, wie immer.«
      »Und dann?«
      »Bin ich nach Hause gegangen.«
      »Arden Terrace 57?«
      »Ja.«
      »Die geht von der Market Street ab, oder?«
      »Ja, ist in der Nähe.«
      »Leben Sie allein?«
      »Ja.«
      »Haben Sie ein Auto?«
      »Einen gebrauchten Renault.«
      »Reicht der, um nach Hallam Tarn und zurück zu fahren?«
      Wells ließ den Kopf in die Hände sinken. »Ich hab's Ihnen schon zigmal gesagt. Ich hab nichts getan. Ich bin seit Monaten nicht in der Nähe von Hallam Tarn gewesen. Schon gar nicht, seit die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen ist.«
      Wells' Schweiß roch jetzt noch stärker, säuerlich scharf, wie die Ausdünstung eines Tieres. »Was haben Sie zu Hause gemacht?«
      »Zu Abend gegessen. Die Reste von einem Hähnchenauflauf, falls es Sie interessiert. Fernsehen geguckt. Ein bisschen gelesen, ins Bett gegangen.«
      »Wann?«
      »Ich würde sagen, um halb elf war ich im Bett.«
      »Allein?«
      Böse starrte Wells Banks an.
      »Sie sind an dem Abend nicht noch mal rausgegangen?«
      »Wo sollte ich denn hin?«
      »In den Pub? Ins Kino?«
      »Ich trinke nicht, und ich verkehre nicht mit anderen Leuten. Ich begnüge mich mit meiner eigenen Gesellschaft. Und darüber hinaus bin ich der Meinung, dass in den letzten vierzig Jahren kein ordentlicher Film gemacht worden ist.«
      »Hat Luke Armitage Sie am Montagabend zu Hause besucht?«
      »Nein.«
      »Hat Luke Armitage Sie überhaupt mal zu Hause besucht?«
      »Nein.«
      »Ist er nicht mal kurz über Ihre Schwelle getreten, und sei es nur für einen Augenblick?«
      »Ich unterhalte mich manchmal mit ihm im Laden. Das ist alles. Er weiß doch nicht mal, wo ich wohne.«
      »Haben Sie ihn mal im Auto mitgenommen?«
      »Nein. Wie sollte ich das machen? Ich gehe jeden Tag zu Fuß ins Geschäft. Ist nicht weit, außerdem bekomme ich etwas Bewegung. Und Sie wissen ja, wie das mit den Parkplätzen am Marktplatz aussieht.«
      »Also ist Luke nie in Ihrem Auto gewesen?«
      »Nein.«
      »In dem Fall«, sagte Banks, »haben Sie bestimmt nichts dagegen, wenn unsere Fachleute von der Forensik mal einen genaueren Blick auf Ihr Haus und Ihr Auto werfen. Außerdem würden wir gerne eine DNA-Probe nehmen, nur zum Vergleich.«
      Wells schob das Kinn vor. »Und wenn ich doch was dagegen habe?«
      »Dann behalten wir Sie hier, bis wir einen Durchsuchungsbeschluss erwirkt haben. Wissen Sie, Norman, ich möchte nicht unbedingt sagen, dass sich Richter von so was beeinflussen lassen, aber Luke Armitage kommt aus einer wohlhabenden, angesehenen Familie. Sie dagegen sind ein in Ungnade gefallener Lehrer,

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