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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Ihre Taten hätten Sie unter Kontrolle haben müssen. Ich glaube, Sie können richtig und falsch durchaus unterscheiden.«
      »Das ist alles so verlogen«, sagte Wells.
      »Was soll das heißen?«
      »Wer sagt denn, dass sich Jung und Alt nicht aufrichtig lieben können? Die Griechen waren da anderer Meinung.«
      »Die Gesellschaft sagt das«, entgegnete Banks. »Und die Gesetze. Und es ist nicht die Liebe, die per Gesetz verboten ist. Die Gesetze beschützen die Unschuldigen und Verletzlichen vor den Ungeheuern, die es besser wissen müssten.«
      »Ha! Da sieht man, wie wenig Sie wissen! Was meinen Sie, wer damals der Verletzliche war, der Unschuldige? Steven Farrow? Glauben Sie etwa, nur weil ein Junge in einem zarten Alter ist, wäre er nicht in der Lage, Ältere zu beeinflussen, zu erpressen? Das ist ganz schön naiv von Ihnen, wenn ich das sagen darf.«
      »Luke Armitage«, warf Annie ein.
      Wells lehnte sich zurück und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er schwitzte stark und roch säuerlich. »Ich hab schon gewartet, wann die Rede auf ihn kommt.«
      »Deshalb sind Sie hier, Norman. Haben Sie gedacht, es ginge um Steven Farrow?«
      »Ich wusste überhaupt nicht, warum ich hierhin gebracht worden bin. Ich hab nichts getan.«
      »Die Angelegenheit Farrow ist längst vergessen und vorbei. Passé. Keine Anzeige, niemand nachweisbar geschädigt.«
      »Außer mir.«
      »Sie waren einer der letzten, die Luke Armitage am Tag seines Verschwindens gesehen haben, Norman«, ergriff Annie das Wort. »Ist es nicht verständlich, dass wir mit Ihnen über Luke sprechen wollen, nachdem wir diese Geschichte aus Ihrer Vergangenheit erfahren hatten?«
      »Ich weiß nicht, was mit ihm passiert ist.«
      »Aber Sie waren mit ihm befreundet, oder?«
      »Entfernt. Er war ein Kunde. Wir haben uns manchmal über Bücher unterhalten. Mehr nicht.«
      »Aber er war ein hübscher Junge, Norman, nicht wahr? Wie Steven Farrow. Hat er Sie an Steven erinnert?«
      Wells seufzte. »Er hat meinen Laden verlassen, und danach hab ich ihn nie wieder gesehen.«
      »Ganz bestimmt nicht?«, fragte Banks. »Kam er wirklich nicht zurück, haben Sie ihn nicht noch woanders getroffen? Bei sich zu Hause vielleicht?«
      »Ich hab ihn nie wieder gesehen. Was sollte er bei mir zu Hause?«
      »Keine Ahnung. Sagen Sie es mir! «, erwiderte Banks.
      »Er war nicht bei mir.«
      »Noch nie?«
      »Nein. Noch nie.«
      »Ist er noch einmal in die Buchhandlung gekommen? Ist irgendetwas passiert, etwas Schlimmes? Haben Sie ihn umgebracht und später im Dunkeln fortgeschafft? Vielleicht war es ein furchtbarer Unfall. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie ihn umbringen wollten. Nicht wenn Sie ihn liebten.«
      »Ich habe ihn nicht geliebt. Die Gesellschaft hat dafür gesorgt, dass ich so gut wie unfähig bin, noch einmal jemanden zu lieben. Egal, was Sie von mir halten, ein Narr bin ich nicht. Ich kann richtig und falsch unterscheiden, Chief Inspector, auch wenn ich der Definition nicht zustimme. Ich habe mich im Griff. Ich bin ein emotionaler Eunuche. Ich weiß, dass die Gesellschaft meine Bedürfnisse böse und sündhaft findet, und ich habe keine Lust, den Rest meines Lebens im Gefängnis zu sitzen. Glauben Sie mir, mein eigenes Gefängnis ist schlimm genug.«
      »Die Idee mit dem Geld hatten Sie erst nachträglich, oder?« Banks ließ sich nicht beirren. »Aber warum nicht. Warum nicht ein bisschen Geld damit verdienen? Ich meine, Sie können's gebrauchen, nicht? Sehen Sie sich doch das Loch an, in dem Sie da hocken. Diese schmuddeligen Bücher in dem modrigen, kalten Keller können doch nicht viel Geld einbringen. Zehntausend Pfund extra hätten Ihnen erst mal auf die Sprünge geholfen. Nicht zu gierig sein. Nur so viel, dass es reicht.«
      Wells hatte wieder Tränen in den Augen, langsam bewegte er den Kopf von einer Seite zur anderen. »Das ist alles, was ich habe«, sagte er. Die Worte blieben ihm fast im Hals stecken. Er begann am ganzen Körper zu zittern. »Meine Bücher. Meine Katze. Das ist alles, was ich habe. Verstehen Sie das nicht?« Er kam mit seinem geröteten, knolligen Gesicht nah an Banks heran und schlug sich mit der Faust auf die Brust. »Sonst ist hier nichts für mich übrig. Haben Sie denn kein Herz?«
      »Aber viel ist das nicht, hm?«, hakte Banks nach.
      Wieder gefasst, sah Wells ihn an. »Wie können Sie es wagen, so was zu sagen? Wie können Sie es

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