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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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vorstellen, wie schwer man es als Lehrer hat.«
      »Kann sein«, gab Banks zu. Sich vor dreißig, vierzig ungepflegte, hormonell unausgeglichene Jugendliche zu stellen und sie für Shakespeare oder den Rosenkrieg zu interessieren, wäre wirklich das Letzte, was er tun würde. Wer das konnte, hatte Banks' Bewunderung verdient. Und einen Verdienstorden. »Was waren das genau für Anforderungen, die Sie zum Aufhören gezwungen haben?«
      »Keine besonderen. Ein normaler Nervenzusammenbruch.«
      »Hören Sie auf, um den heißen Brei herumzureden, Norman«, mischte Annie sich ein. »Sagt Ihnen der Name Steven Farrow etwas?«
      Wells wurde blass. »Da war nichts. Ich hab ihn nicht einmal berührt. Alles gelogen.«
      »Wie der Direktor sagt, Norman, waren Sie in den dreizehnjährigen Jungen vernarrt. So sehr, dass Sie Ihre Pflichten vernachlässigt haben und zur Schande der Schule wurden. Einmal haben Sie ...«
      »Es reicht!« Wells schlug mit der Faust auf den Stahltisch. »Sie sind genau wie alle anderen. Sie vergiften die Wahrheit mit Ihren Lügen. Sie können Schönheit nicht ertragen, Sie müssen sie zerstören, damit niemand etwas davon hat.«
      »Steven Farrow«, wiederholte Annie. »Dreizehn Jahre.«
      »Es war reine, unschuldige Liebe.« Wells rieb sich mit dem Ärmel übers Gesicht. »Aber das können Sie nicht verstehen. Für Leute wie Sie dürfen nur ein Mann und eine Frau zusammen sein, alles andere ist schmutzig, verdorben, pervers.«
      »Versuchen Sie's, Norman«, sagte Banks. »Geben Sie uns eine Chance. Haben Sie ihn geliebt?«
      »Steven war wunderschön. Ein Engel. Ich wollte nur bei ihm sein, in seiner Nähe. Warum sollte das falsch sein?«
      »Aber Sie haben ihn angefasst, Norman«, sagte Annie. »Er hat...«
      »Ich hab ihn nie berührt! Er hat gelogen. Er hat sich gegen mich gestellt. Er wollte Geld. Können Sie das glauben? Mein kleiner Engel wollte Geld. Ich hätte alles für ihn getan, jedes Opfer gebracht. Aber so etwas Vulgäres wie Geld ... Das war natürlich die Schuld der anderen, nicht Stevens. Sie haben ihm Lügen eingeredet. Sie haben ihn gegen mich aufgehetzt.« Wells wischte sich wieder über die Augen.
      »Wer hat das getan, Norman?«
      »Die anderen. Die anderen Jungen.«
      »Und dann?«, fragte Banks.
      »Ich hab mich natürlich geweigert zu zahlen. Steven ist zum Direktor gegangen und dann ... wurde mir nahe gelegt, die Schule zu verlassen. Dann würde es keine Fragen geben, keinen Skandal. Alles zum Wohle der Schule. Aber es hat sich herumgesprochen. Mit achtunddreißig war ich draußen. Wegen einem dummen Fehler.« Wells schüttelte den Kopf. »Der Junge hat mir das Herz gebrochen.«
      »Sie haben doch nicht ernsthaft erwartet, bleiben zu dürfen?«, sagte Banks. »Sie können von Glück sagen, dass die Polizei nicht eingeschaltet wurde. Sie wissen bestimmt, was wir von Päderasten halten.«
      »Ich bin kein Kinderschänder! Ich wäre schon zufrieden gewesen, wenn ich einfach ... einfach bei ihm hätte sein können. Waren Sie schon mal verliebt?«
      Banks sagte nichts. Er merkte, dass Annie ihn ansah.
      Wells beugte sich vor und legte die Arme auf den Tisch. »Man kann sich das Objekt seiner Begierde nicht aussuchen. Das wissen auch Sie. Vielleicht ist es ein Klischee, dass Liebe blind macht, aber wie in jedem Klischee steckt auch darin ein Körnchen Wahrheit. Ich habe mir nicht ausgesucht, Steven zu lieben. Ich konnte einfach nichts dagegen tun.«
      Banks hatte dieses Argument schon öfter von Päderasten gehört - sie seien nicht verantwortlich für ihre Begierden, sie hätten sich nicht bewusst dafür entschieden, kleine Jungen zu lieben. Immerhin hatte Banks ein wenig Verständnis für ihre missliche Lage. Nicht nur Päderasten verliebten sich in die falschen Menschen. Aber ihre Taten verzeihen konnte er ihnen dennoch nicht. »Sie wissen doch bestimmt«, sagte Banks, »dass es verboten ist, als achtunddreißigjähriger Mann eine sexuelle Beziehung mit einem dreizehnjährigen Jungen zu haben, und dass sich ein Lehrer in keinerlei Weise mit einem Schüler einlassen darf, selbst wenn der Schüler schon mündig ist, was bei Steven nicht der Fall war.«
      »Aber es gab keine sexuelle Beziehung. Steven hat gelogen. Man hat ihn dazu gezwungen. Ich hab ihn nie angefasst.«
      »Das lassen wir mal dahingestellt«, sagte Banks. »Vielleicht waren Sie tatsächlich nicht in der Lage, Ihre Gefühle zu unterdrücken, aber

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