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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Für Grahams Vater würde er allerdings nicht die Hand ins Feuer legen, dachte Banks. »Ich glaube, es steckte mehr dahinter.«
      »Was denn?«, fragte Paul.
      »Weiß ich nicht. Ich glaube, dass Graham einen Deal mit Donald Bradford gemacht hat, höchstwahrscheinlich ging es um Pornos. Und ich glaube, dass er deswegen sterben musste.«
      »Meinst du, dass Bradford ihn umgebracht hat?«
      »Das ist eine Möglichkeit. Vielleicht hat Graham beim Austragen der Heftchen geholfen, oder er ist dahinter gekommen und hat Bradford erpresst. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es da eine Verbindung gibt.«
      »Graham soll Bradford erpresst haben?«, sagte Dave. »Na, jetzt wart mal kurz, Alan. Wir reden hier über unseren Freund Graham. Auf dessen Beerdigung wir gerade gewesen sind. Schon vergessen? Der eigenen Mutter ein paar Kröten zu klauen, ist eine Sache, aber Erpressung ... ?«
      »Ich glaube, es war damals nicht alles so, wie wir uns das vorstellen«, sagte Banks.
      »Wie bitte?«, fragte Dave.
      »Er meint zum Beispiel, dass keiner von euch wusste, dass ich schwul bin«, sagte Paul.
      Banks sah ihn an. »Davon wussten wir nichts, oder? Du hast Recht. Und ich glaube, dass wir so gut wie nichts über Graham wussten, obwohl er unser Freund war.« Er schaute Dave an. »Himmel noch mal, Dave, du kannst dich ja nicht mal mehr an die Schundzeitschriften erinnern.«
      »Vielleicht bin ich psychologisch blockiert.«
      »Kannst du dich wenigstens an den Baum erinnern?«, fragte Banks.
      »An unsere Bude? Ja, klar. Ich weiß noch eine Menge. Bloß nicht, dass wir uns diese Bilder angeguckt haben.«
      »Hast du aber«, sagte Paul. »Ich weiß noch, dass du mal gesagt hast, solche Bilder würden bestimmt beim geilen Mandy gemacht. Weißt du das auch nicht mehr?«
      »Beim geilen Mandy?«, fragte Banks. »Wer ist denn das schon wieder?«
      »Jetzt erzähl mir nicht, dass du das nicht weißt«, sagte Paul entrüstet.
      »Offenbar nicht«, erwiderte Banks. »Wer ist das denn?«
      »Geiler Mandy war Rupert Mandeville, der in dem großen Haus Richtung Market Deeping raus wohnt. Weißt du noch?«
      Ganz vage meinte Banks, sich zu erinnern. »Ich glaube, ja.«
      »Das war nur so ein Witz von uns, mehr nicht«, fuhr Paul fort. »Wir haben uns immer vorgestellt, dass da so richtig die Post abging. Wie in diesem Laden, wo Profumo immer hingegangen ist. Weißt du noch? Christine Keeler und Mandy Rice-Davies?«
      Banks konnte sich an Christine Keeler und Mandy Rice-Davies erinnern. Zur Zeit des Profumo-Skandals waren die Zeitungen voll gewesen mit gewagten Fotos und schlüpfrigen »Geständnissen«. Aber das war 1963 gewesen, nicht 1965.
      »Jetzt weiß ich es wieder«, sagte Dave. »Das Haus von Rupert Mandeville. Eher ein riesengroßes Landhaus. Damals haben wir uns immer vorgestellt, dass es ein richtiger Sündenpfuhl ist, wo alle möglichen Verdorbenheiten stattfinden. Immer, wenn wir was Unanständiges gesehen haben, haben wir gesagt, das kommt bestimmt vom geilen Mandy. Das musst du doch noch wissen, Alan. Weiß der Himmel, wie wir darauf gekommen sind, aber da war so eine hohe Mauer drum herum und ein großes Schwimmbecken im Garten, da haben wir uns immer vorgestellt, wie alle geilen Mädchen nackt drin herumschwimmen.«
      »Ganz vage«, sagte Banks und fragte sich, ob in alldem ein Körnchen Wahrheit steckte. Es lohnte jedenfalls einen näheren Blick. Er würde mit Michelle darüber reden, vielleicht wusste sie ja etwas. »Gibt's diesen Mandeville noch?«
      »Ist der nicht Abgeordneter oder so?«, sagte Dave.
      »Glaub schon«, bestätigte Paul. »Vor ein paar Jahren hab ich in der Zeitung was über ihn gelesen. Ich meine, er sitzt im House of Lords.«
      »Lord geiler Mandy«, sagte Dave, und alle mussten lachen.
      Noch eine gute Stunde und eine Runde doppelter Scotch plätscherte die Unterhaltung dahin. Dave schien einen bestimmten Level zu halten, den er schon früh erreicht hatte. Jetzt war es Paul, bei dem die Wirkung des Alkohols am deutlichsten zu bemerken war. Sein Benehmen wurde zusehends affektierter.
      Banks merkte, dass Dave unruhig wurde und sich der Blicke schämte, die einige Gäste ihnen zuwarfen. Es fiel Banks immer schwerer, sich vorzustellen, dass sie einst so viel gemein hatten, aber schließlich war damals alles einfacher und unbedarfter gewesen: man schwärmte für denselben Fußballverein, auch wenn der nicht besonders gut war,

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