Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
Gemüt. Sie sagte Robin, sie sei fertig. Die beiden gingen wieder nach unten, wo Martin Armitage noch immer auf dem Sofa saß.
      »Sie haben Luke ja auf die Gesamtschule von Eastvale geschickt und nicht auf eine Privatschule wie beispielsweise Braughtmore«, bemerkte Annie.
      »Wir halten nichts von Privatschulen«, sagte Martin mit immer breiter werdendem Yorkshire-Akzent. »Das sind doch bloß Zuchtanstalten für faule Beamte. Die Ausbildung in der Gesamtschule ist völlig in Ordnung.« Er machte eine Pause und grinste. Annie spürte, dass er mit dieser Tour in den Medien gut ankam, wenn er unerwartet seinen Charme spielen ließ, als habe er einen Schalter umgelegt. »Hm, vielleicht ist da auch nicht immer alles perfekt - hab ich jedenfalls gehört -, aber für mich hat's gereicht und für die meisten Kinder auch. Luke ist intelligent und fleißig. Er kommt gut klar.«
      Nach Robins Körpersprache zu urteilen - verschränkte Arme und zusammengepresste Lippen -, vermutete Annie, dass Mrs. Armitage anderer Ansicht war und Lukes Ausbildung Gegenstand hitziger Diskussionen gewesen war.
      »Ist er glücklich in der Schule?«, fragte Annie.
      »Er hat sich nie beschwert«, sagte Martin. »Nicht mehr als andere Kinder auch. Na ja, seinen Erdkundelehrer kann er nicht leiden, Sport mag er nicht, Algebra ist ihm zu schwer. So was halt.«
      »Er macht nicht gerne Sport?«
      »Leider nicht«, sagte Martin. »Ich hab versucht, ihn dafür zu interessieren, aber ...« Er zuckte mit den Schultern.
      »Was ist mit den anderen Jungen in der Schule? Selbst wenn er eher ein Einzelgänger ist, wie Sie sagen, muss er doch irgendwie Kontakt zu seinen Klassenkameraden haben?«
      »Das nehme ich an, aber Anzeichen dafür habe ich nie bemerkt.«
      »Er hat nie Freunde mit nach Hause gebracht?«
      »Nein.«
      »Hat nie gefragt, ob er Freunde besuchen darf?«
      »Nein.«
      »Geht er oft aus?«
      »Genauso oft wie andere Jungen in seinem Alter«, sagte Martin. »Vielleicht eher weniger.«
      »Wir möchten, dass Luke ein normales Leben hat«, sagte Robin. »Es ist schwer zu entscheiden, was man erlauben soll und was nicht. Man weiß nicht, wie streng man sein soll. Wenn man zu nachgiebig ist, wird das Kind übermütig, und die Eltern sind schuld. Wenn man zu streng ist, kann sich das Kind nicht ungestört entwickeln, und man gibt auch den Eltern die Schuld, weil sie es nicht hinbekommen haben. Wir bemühen uns, gute Eltern zu sein und einen Mittelweg zu finden.«
      Annie, die in der Schule selbst eine Außenseiterin gewesen war, ein »Hippie-Mädchen«, weil sie in einer Künstlerkommune lebte, konnte gut verstehen, wie ausgeschlossen Luke sich fühlen musste, auch wenn es nicht die Schuld seiner Eltern war. Zum einen wohnten sie völlig abgeschieden in Swainsdale Hall, einem richtigen Herrenhaus, zum anderen waren seine Eltern prominent. Erschwerend kam hinzu, dass der Junge von Natur aus introvertiert war.
      »Das glaube ich Ihnen«, sagte Annie. »Was hat Luke gestern gemacht?«, erkundigte sie sich.
      »Er ist in die Stadt gefahren.«
      »Womit?«
      »Mit dem Bus. Die Verbindung ist ganz gut, wenigstens bis zum frühen Abend.«
      »Hatte er einen besonderen Anlass, nach Eastvale zu fahren?«
      »Nicht, dass ich wüsste«, sagte Robin. »Er stöbert halt gerne in Antiquariaten herum, und er wollte sich ein paar neue Computersachen ansehen.«
      »Das ist alles?«
      »Soweit ich weiß. Es war nichts Ungewöhnliches.«
      »Ist er schon mal über Nacht ausgeblieben?«
      »Nein«, entgegnete Robin und legte die Hand an den Hals. »Noch nie. Deswegen machen wir uns ja solche Sorgen. Er würde uns so was nicht antun, da muss etwas ... etwas Schreckliches passiert sein.«
      Sie begann zu weinen, ihr Mann nahm sie in den Arm und streichelte ihr über das seidige Goldhaar. »Ganz ruhig, mein Schatz, schon gut. Mach dir keine Sorgen. Sie finden ihn schon.« Dabei sah er Annie mit seinen durchdringenden Augen an, als wolle er sie warnen, bloß nicht zu widersprechen. Hatte sie nicht vor. Dieser Mann war es gewohnt, seinen Willen durchzusetzen. Er war ein Mann der Tat, das bezweifelte Annie nicht eine Minute, er eroberte den Ball und drosch ihn ins Netz.
      »Was ist mit dem Rest der Familie, Onkel, Tanten, Großeltern?«, fragte sie. »Gibt es jemand, dem er besonders nahe steht?«
      »Robins Familie lebt unten in Devon«, erklärte Martin. »Meine Eltern sind tot,

Weitere Kostenlose Bücher